Wie gut ist die 2014er Neuinterpretation von Robocop?
Nicht komplett tot!
Lange Zeit war der 1993er Robocop 3-Film der letzte Teil der Serie. Er spielte gerade Mal knapp über das Doppelte seines Budgets ein, was nicht ausreicht, um eine weitere Fortsetzung zu rechtfertigen. Und wenn man sich den Streifen damals und/oder heute ansieht, kann man das Ergebnis auch nachvollziehen. Denn gut war er nicht.
Es schien also so, als ob das Kapitel Robocop abgeschlossen war. Oder etwa doch nicht? Denn bereits 2005 kamen die ersten Gerüchte auf, dass ein neuer Teil gedreht werden würde. Konkreter wurde es 2008, als MGM, die Orion Pictures, das Filmstudio, dem die Rechte an der Reihe gehörten, mittlerweile aufgekauft hatten, ankündigte, an einer Neuverfilmung zu arbeiten.
Diese sollte ursprünglich 2010 in die Kinos kommen und niemand Geringeres als Darren Aronofsky war für die Regie vorgesehen. Doch dann kam es zu Verzögerungen, die angeblich auf Scheduleprobleme zurückzuführen waren. In jedem Fall wurde das Remake auf ein Jahr später umgeplant.
Viele Verzögerungen und prominente Namen
Doch dann kam James Camerons Avatar heraus und die führenden Köpfe von MGM wollten daraufhin, dass der Reboot ebenfalls in 3D gedreht werden würde. Das erwies sich allerdings als schwierig, weshalb die Dreharbeiten weiter verzögert wurden. Schließlich wurde im März 2011 bekannt gegeben, dass der brasilianische Regisseur José Padilha sich hinter die Kamera setzen würde, basierend auf dem Erfolg seiner beiden Filme Elite Squad und Elite Squad: The Enemy Within. Der Regisseur sagte übrigens, dass sich die Umgebung, die Realität der 2010er Jahren radikal von den 1980ern unterscheiden würde, weshalb auch das Konzept hinter Robocop anders erforscht werden würde. Im Oktober 2013 wurde schließlich bekannt, dass der Film 2014 in die Kinos kommen würde.
MGM wollte für den Kinofilm einen Cast an berühmten Schauspielern. Es wurden viele Namen in den Raum geworfen, wie beispielsweise Tom Cruise oder Hugh Laurie. Doch aus diversen Gründen kam es nie dazu.
Wobei sich trotzdem prominente Namen für den Film einfanden. Gary Oldman zum Beispiel wurde zum Schöpfer von Robocop, dem Wissenschaftler Dr. Dennett Norton. Michael Keaton erhielt den Zuschlag für die Rolle des Omnicorp-Chefs Raymond Sellars. Und Samuel L. Jackson konnte als Talkshow-Host Pat Novak bewundert werden.
Für Joel Kinnaman wurde es die erste große Filmrolle, nachdem er zuvor als Darsteller aus Fernsehserien wie Altered Carbon bekannt geworden war. Er erhielt die Titelrolle. Abbie Cornish (Sucker Punch) wurde zur Ehefrau von Alex Murphy, Clara Murphy. Und Jackie Earle Haley (Watchmen) schlüpfte in die Haut der Figur des Rick Mattox, eines Dronenkontrolleurs, der Robocop trainierte.
Das perfekte Opfer
Im Jahr 2028 dominiert der OCP-Konzern dank seiner Drohnen-Technologie den weltweiten Sicherheitsmarkt. Nur in den USA kann die Firma keinen Fuß fassen, da eine Passage des sogenannten Dreyfus-Acts den Einsatz von militärischen Drohnen auf US-Territorium verbietet. Doch es gibt Stimmen, die das Gesetz aushebeln wollen, nicht zuletzt die des CEO von Omnicorp selbst, Raymond Sellars.
Doch dann wird der Polizist Alex Murphy vor seinem Haus Opfer eines Anschlags. Für OCP die Gelegenheit. Sie nehmen seine Überreste und dank des Wissenschaftlers Dr. Dennett Norton fügen sie diese in einen mechanischen Körper ein. Das Ergebnis nennt sich Robocop und soll helfen, den Dreyfus-Act auszusetzen. Doch am Ende muss die Entscheidung gefällt werden, wer in Wahrheit das Sagen hat: Mensch oder Maschine.
Das soll Robocop sein?
Man nehme ein bekanntes und populäres Franchise. Man entferne: Humor, Satire, Gewalt. Man füge hinzu: Melodram. Fertig ist das Remake von Robocop.
Es wirklich erstaunlich, wie sehr die Macher der 2014er Version nahezu alles entfernt haben, was die ursprünglichen Filme so beliebt gemacht haben. Natürlich ließe sich das durch die kulturelle Weiterentwicklung seit den 1980er Jahren erklären. Doch gleichzeitig zieht dieses Argument einfach nicht. Weil eine gelungene Satire immer zeitlos ist, siehe Dr. Strangelove.
Wobei man das Scheitern des Remakes keines Falls den Schauspielern ankreiden darf, die alle eine gute bis sehr gute Arbeit machen. Gary Oldman zeigt in diesem Film einmal mehr, wieso er einer der besten Darsteller aller Zeiten ist. Sein Dr. Dennett Norton ist der Mahner, der zwar einerseits über die Möglichkeiten, die ihm die Arbeit mit Robocop bietet, erfreut ist. Aber gleichzeitig wird auch klar, dass er über viele Entscheidungen nicht glücklich ist, sodass sein Verhalten im Finale des Films einleuchtend ist.
Es wird persönlich, endlich!
Michael Keaton spielt den CEO von OCP, Raymond Sellars, mit spürbarem Vergnügen. Er genießt es förmlich, den skrupellosen Firmenchef darzustellen. Wobei seiner Darstellung auch ein gewisser ironischer Unterton beiwohnt, ein gewisses Augenzwinkern, mit dem klar wird, dass er ihn ein klein wenig übertrieben schauspielert, allerdings nicht zu sehr. Aber das passt einfach zu Robocop.
Auch muss man den Film dafür loben, dass er die persönliche Ebene seiner Titelfigur behandelt. Stellenweise ist das Geschehen zwar zu melodramatisch, wird zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt. Aber andererseits muss man Abbie Cornish für ihre Darstellung der willensstarken Clara Murphy bewundern.
Allgemein ist dieser Plot einer der wenigen, durch die Robocop positiv hervorsticht. Denn in der alten Trilogie wurde das Persönliche von Alex Murphy eher so nebenbei abgehandelt und nie wirklich thematisiert. Dadurch konnte die Filmreihe sich zwar auf andere Themen konzentrieren, doch schade war dies schon, da man das Gefühl hatte, dass hier viel Potential verloren gegangen war.
Keine Zähne vorhanden
Joel Kinnaman hingegen ist nicht zu beneiden. Zwar hatte er es bei seiner Arbeit leichter als damals Peter Weller. Schließlich dürfte sein Kostüm längst nicht so schwer und sperrig gewesen sein, wie das Outfit der 1980er Jahre. Aber er schafft es nicht ganz, in der Rolle zu überzeugen. Es fehlt das letzte bisschen Etwas, das damals dafür sorgte, dass Peter Weller trotz erheblicher Einschränkungen durch das Kostüm in seiner darstellerischen Leistung überzeugen konnte.
Doch was Robocop am Ende scheitern lässt, ist die Tatsache, dass der Film sich zahnlos anfühlt. All das, was die 1980er-Trilogie so großartig machte, fehlt hier oder ist nur extrem eingeschränkt vorhanden.
Das merkt man vor allem an dem Humor, an der beißenden Satire der Medien und Geschäftswelt, die die ursprünglichen Filme auszeichnete. Jetzt hat man zwar einen großartigen Samuel L. Jackson als Pat Novak, der vermutlich eine Parodie auf Alex Jones und Konsorten sein soll. Doch das wirkt einfach nur ganz nett, mehr aber auch nicht. Bei einem Robocop-Film hätte man mehr erwartet.
Eher 08/15, denn gelungen
Was auch für die Darstellung von OCP gilt. Es gibt hier und da ein paar Ansätze, wie beispielsweise Jay Baruchel als Tom Pope, der Marketingchef von OCP, und Jennifer Ehle als Liz Kline, die für die Rechtsabteilung zuständig ist. Aber es bleibt eben dabei. Es wirkt harmlos, zahnlos und nicht bissig übertrieben!
Am Ende ist Robocop einfach nur ein 08/15-Actionfilm, bei dem der Held zwischendurch eine coole schwarze Rüstung trägt. Aber das ist nicht das, was die ursprünglichen Filme ausmachte! Ja, sie waren actionreich. Doch gleichzeitig waren sie auch eine bissige Satire mit einem enormen Gewaltfaktor, der hier konsequent ignoriert wird. Zwar hat Robocop Waffen mit scharfer Munition. Wenn er die allerdings nutzt, bleibt der Film merkwürdig blutleer.
Es ist schade, dass das Remake so ein Flop ist, bzw. sich nicht traut, sich mit der Frage zu beschäftigen, wer jetzt wichtig ist: Mensch oder Maschine? Ein paar Mal wird da was angerissen, angedeutet. Doch am Ende wird dies ignoriert.
Am Ende erlitt Robocop das gleiche Schicksal wie Teil 3. Bei einem Budget von 100 bis 130 Millionen Dollar spielte er gerade Mal 242,6 Millionen Dollar ein. Weshalb natürlich ein ursprünglich geplantes Sequel noch in der Vorbereitungsphase eingestellt wurde. Allerdings ist wohl seit 2018 ein weiterer Reboot in Planung, der eine direkte Fortsetzung des allerersten Robocop-Film sein soll und alle darauffolgenden Teile ignoriert. Ursprünglich sollte Neill Blomkamp Regie führen, doch mittlerweile ist seit dem 20. November 2019 Abe Forsythe der neue Regisseur. Mal schauen, ob und wann es weiteren Fortschritt zu berichten gibt.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Gary Oldman, Michael Keaton und Samuel L. Jackson
- Plot ums Familienleben von Robocp
Negativ
- Merkwürdig zahnlos
- Kaum Satire vorhanden
- Blutlos
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