Der 2014er Teenage Mutant Ninja Turtles-Film ist reinste Popkornunterhaltung.
Rechte werden verkauft und Pläne geschmiedet
Die Turtles sind ein Mega-Franchise. Es hat jede Menge erfolgreiche Fernsehserien, Comics und andere Sachen, zum Beispiel Spielzeugfiguren, hervorgebracht. Was in dieser Aufzählung natürlich fehlt, sind die Kinofilme. Wovon es nicht ganz so viele von gibt, wie Trickserien.
Es gab von 1990 bis 1993 eine Filmtrilogie, wo die Turtles unter anderem durch Kostüme und Puppen des Jim Henson’s Creature Shop zum Leben erweckt wurden. Danach herrschte lange Zeit Pause, ehe 2007 der Animationsfilm TMNT in die Kinos kam. Und seit damals sollte wieder etwas Zeit vergehen, ehe schließlich 2014 eine neue Realverfilmung in die Kinos kam.
Doch ehe es so weit war, geschah zunächst etwas anderes. Denn im Jahr 2009 kaufte Nickelodeon alle Rechte zu den mutierten Schildkröten von den ursprünglichen Eigentümern Mirage Studios, das damals Peter Laird gehörte, einem der beiden Schöpfer der Turtles. Das Medienunternehmen kündigte dann auch gleich an, dass sie vorhatten, 2012 einen neuen Kinofilm über ihren Firmengeschwister Paramount herauszubringen.
Nie, niemals den Zorn des Fandoms heraufbeschwören
Zu diesem Zweck heuerten sie 2010 Michael Bay (Transformers) und seine Platinum Dunes Partner Andrew Form und Brad Fuller an, damit diese den Reboot produzieren sollten. Das Skript wurde ursprünglich von Art Marcum und Matt Holloway verfasst, ehe dann ein Jahr später Josh Appelbaum und André Nemec angeheuert wurden, um das Drehbuch zu überarbeiten. Auch ein Regisseur wurde schnell gefunden. Jonathan Liebesman hatte bereits mit Filmen wie World Invasion: Battle Los Angeles oder Zorn der Titanen bewiesen, dass er in der Lage Special Effectslastige Actionfilme zu drehen. Inzwischen wurde die Premiere auf den ersten Weihnachtstag 2023 verschoben.
Und dann schaffte es Michael Bay, mit nur wenigen Sätzen den Zorn des Fandoms auf sich zu ziehen. Er meinte im März 2012 bei einer Vorabvorstellung des Films, dass dieser schlicht „Ninja Turtles“ heißen würde und dass die Titelhelden von einer anderen Welt stammen würden. Unnötig zu sagen, dass die Fans darüber nicht sonderlich happy waren.
Michael Bay bemühte sich um Schadensbegrenzung, meinte, dass das Skript ja noch nicht fertig sei und dass er eng mit den Schöpfern der Turtles zusammenarbeiten würde. Ebenso sprangen ihm einige der Schauspieler der früheren Kinofilme bei, genauso wie ebenfalls Peter Laird. Der allerdings auch meinte, dass das Konzept des Turtleplaneten zwar eine großartige Wald-und-Wiesen-SciFi-Story sei. Es aber keinen wirklichen Platz im Ninja-Turtles-Universum habe.
Nie, niemals das Fandom verärgern
Auch Kevin Eastman, der andere Schöpfer der Turtles, gab seinen Senf ab und unterstützte das Projekt. Am Ende meinte er noch, dass der Film zwar seine eigene Geschichte erschaffe, er aber quellenmaterialgetreu sein muss, weil sonst die Verantwortlichen „getötet werden würden“, so seine Worte.
Doch dann wurde einige Zeit später ein Skript des Films im Internet geleakt. Hier waren die Turtles Krieger aus einer anderen Dimension, Splinter war ein Alien und Shredder war in Wahrheit ein Black Ops-Soldat mit dem Namen Colonel Schrader. Unnötig zu sagen, dass die Empörung erneut groß war und wieder Schadensbegrenzung betrieben wurde. Am Ende meinte Michael Bay, dass das Skript geschrieben worden sei, ehe er und seine Partner dem Projekt beitraten und es ablehnten.
Die Dreharbeiten begannen im April 2013 und Paramount verschob den Release danach zunächst auf den 6. Juni 2014. Außerdem heuerte das Studio den Drehbuchautoren Evan Daugherty an, ehe es am Ende die Premiere auf den 8. August 2014 legte.
Wenn man als MoCap-Schauspieler nicht dieselbe Anerkennung erfährt, wie die anderen Darsteller
In Sachen Casting war die größte Überraschung, das Megan Fox als April O’Neill angeheuert worden war. Wer sich vielleicht noch an die Entwicklung von Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes erinnerte, der weiß, dass es damals zwischen ihr und Michael Bay zu einem Zerwürfnis kam und der Regisseur sie mit einem vergifteten Lob verabschiedete. Aber anscheinend hatten sich die Wogen jetzt geglättet. Die Turtles selbst wurden im MoCap von Alan Ritchson (Als Raphael), Pete Ploszek (Als Leonardo), Jeremy Howard (Als Donatello) und Noel Fisher (Als Michelangelo) dargestellt, während Will Arnett als Aprils Kameramann Vern Fenwick gecastet wurde. Splinter wurde durch Danny Woodburn zum Leben erweckt. Später wurden dann allerdings Johnny Knoxville und Tony Shalhoub an Bord geholt, um die Stimmen von Woodburn und Plozek zu ersetzen. Und mit Whoopi Goldberg als Aprils Chefin Bernadette Thompson, kriegte der Cast auch eine prominente Schauspielerin für eine eher kleine Nebenrolle.
Interessant ist das, was mit dem Antagonisten Shredder passierte. Ursprünglich sollte William Fichtner den Charakter spielen. Doch nach Vorwürfen des Whitewashings wurde das geändert. Fichtner spielte stattdessen dessen Adoptivsohn Eric Sack, derweil Shredder selbst durch Tohoru Masamune dargestellt wurde. Was natürlich zu diversen Drehbuchüberarbeitungen führte.
Die Dreharbeiten liefen überwiegend einwandfrei ab. Jedenfalls für die menschlichen Darsteller. Die Motion Capture-Darsteller der Turtles beklagten jedoch, dass sie nicht gleichwertig behandelt wurden. Sie wurden beinahe misshandelt und wie ein nachträglicher Einfall behandelt. Sie durften ebenfalls keine Interviews führen, obwohl Paramount behauptet, dass das ihr Wunsch gewesen sei. Auch wurden sie nicht zur Premiere eingeladen. Zwar versprach die Firma, dass sich beim zweiten Teil alles bessern würde, doch geschah das eben nicht.
Nicht so schlimm, wie befürchtet
April O’Neill versucht groß herauszukommen und untersucht deshalb die Aktivitäten des Foot Clans. Eines Abends kriegt sie mit, wie eine Gruppe von Vigilanten diese einen nach dem anderen ausschaltet. Doch niemand glaubt ihr, als sie darüber berichtet. Sie lässt nicht locker, bis sie selber ein Ziel des Clans wird.
Sie wird allerdings von den Vigilanten gerettet, die sich als mutierte Schildkröten herausstellen. Sie versuchen, sie beruhigen, doch für April wird das alles zu viel, weshalb sie ohnmächtig wird. Kurz, bevor sie ihr Bewusstsein verliert, hört sie noch die Namen Leonardo und Raphael. Was in ihr eine Erinnerung wachruft. Denn es stellt sich heraus, dass die Schildkröten und ihr Ziehvater Shredder einst durch Aprils Vater, einen Wissenschaftler, erzeugt wurden. Dieser kam bei einem Feuer ums Leben. Und kaum, als Aprils Verbindung zu den Turtles bekannt wurde, nutzt der Foot Clan dies aus und greift die verhassten Vigilanten an.
Zugegeben: Die Story des Teenage Mutant Ninja Turtles-Film ist nicht ganz so schlimm, wie die geleakten Storyentwürfe es befürchten ließen. Der Plot hat zwar seine Probleme, aber überwiegend merkt man dem Film an, dass sich hier nahe an der ursprünglichen Story gehalten wurde. Kein Alienplanet, keine andere Dimension, nahezu alles so, wie man es aus den Comics und den Serien her kannte.
Warte, es gibt einen zweiten Akt?
Und doch hat die Geschichte ein Problem. Die Idee, dass die Turtles und Splinter ein Ergebnis des Experiments von Aprils Vater sind, wirkt ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Ebenso die Tatsache, dass Splinter Ninjitsu erst durch ein zufällig gefundenes Buch lernte und dann auch selber lehrte, ist bei näheren Nachdenken nicht nachvollziehbar. Je nachdem, welche andere Geschichte man liest, ist es in allen Fällen so, dass der Ziehvater der Turtles diese Kampfkunst schon ausübte, als er die mutierten Schildkröten unter seine Fittiche nahm.
Auch muss man bemängeln, dass der zweite Akt gefühlt nicht existent ist. Gefühlt geschieht hier alles viel zu schnell, von der Enthüllung von Eric Sacks wahren Motiven bis hin zum Angriff des Foot Clans auf das Quartier der Turtles. Es geht alles ratzfatz, so als ob auf die Schnelle eine Checkliste abgearbeitet wird, ehe es in den dritten und finalen Akt übergeht.
Das hat ebenso Konsequenzen bei der Charakterisierung. Klar, man darf bei einem Michael Bay-Film, auch wenn hier „nur“ Produzent war, keine tiefschürfenden Charakterzeichnungen erwarten. Aber es macht sich dennoch bemerkbar, dass wenn sich mit den Figuren näher beschäftigt, ihre Darstellung oberflächlich wirkt. Selbst bei den Turtles an sich wird nur das Minimum getan, damit sie nicht austauschbar wirken. Und ansonsten wird hier nur die Zeit überbrückt, bis es wieder knallt.
Ein Schwarzer Armeetaschenmesser von Rüstung
Denn hier kann Teenage Mutant Ninja Turtles durchaus überzeugen: Die Actionszenen sind großartig. Anders als bei den Transformers-Filmen, wo man stellenweise Probleme hat, visuell nachzuvollziehen, was jetzt gerade passiert (Es sei denn, es wird wieder auf Zeitlupe geschaltet), ist die Action hier glasklar und gut erkennbar. Ebenso gibt es auch hier durchaus einige gut gelungene Sprüche und Gags, wenn etwas Donatello die falsche Lifttür öffnet und sich die vier Turtles jeder Menge Footsoldaten gegenüber sehen.
Auch Megan Fox kriegt gute Momente. Es ist hilfreich, dass sie nicht, wie in den Transformers-Filmen, aufs Eye-Candy reduziert wird. Stattdessen darf sie sogar ansatzweise zeigen, dass ihre Figur intelligent ist. Wobei sie jedoch im Laufe des Films immer mehr und mehr zur Damsel in Distress wird, was schade ist.
Nicht schade, sondern verdammt ärgerlich ist die Charakterisierung der Antagonisten. Auch hier greift das Manko mit der oberflächlichen Darstellung. Dass Eric Sacks Dreck am Stecken hat, ahnt man von schon Anfang an. Und Shredder selbst ist als Schurke einfach nicht glaubwürdig. Vor allem dann, wenn man seine Rüstung sieht, mit den am Oberarm befestigten vielen Schwertern, die wie aus einem Schweizer Taschenmesser aussehen. Das ist nicht bedrohlich, das ist schon fast eine Parodie!
Alles Gut, wenn Krach, Wumm, Peng!
Teenage Mutant Ninja Turtles ist von Natur aus ein sehr Special Effectslastiger Film. Die Turtles und Master Splinter wurden zwar durch MoCap-Darsteller bei den Dreharbeiten dargestellt, doch das Endergebnis ist alles CGI. Interessanterweise sind dies mitunter die größten Turtles, die es in der gesamten Geschichte des Franchise gab. Die größten und Muskulösesten, was schon fast übertrieben wirkt. Immerhin wurde darauf geachtet, sie auch optisch unterscheidbar zu machen. Nicht nur anhand ihrer unterschiedlichfarbenen Augenbinde, sondern ebenfalls von ihrer Körpergröße und ihren Accessoires. Raphael zum Beispiel hat ständig einen Zahnstocher im Mundwinkel, derweil Donatello lauter Technikequipment mit sich herumträgt.
Und überwiegend funktioniert die CGI. Es gibt allerdings auch Momente, wo sie arg am Schwächeln ist, wo man deutlich merkt, dass hier der Computer am Werk war. So beispielsweise bei der Rutschpartie des LKWs im dritten Akt, der wohl, bis auf die Innenaufnahmen, komplett am Rechner entstanden ist. Und das merkt man.
Letzten Endes ist Teenage Mutant Ninja Turtles ein Film zum Abschalten. Es knallt? Alles ist wunderbar. Es knallt nicht? Der Film kommt ins Straucheln. Wer auf Krach-Wumm-Action mit wenig Tiefgang steht, der ist hier richtig. Wer hingegen ein Fan des Franchise ist und von den Actionfilmen erwartet, dass er auch seine Figuren ernst nimmt, der wird, wie ich, überwiegend enttäuscht sein.
Info
Regie: Jonathan Liebesman
Drehbuch: Josh Appelbaum, André Nemec, Evan Daugherty
Produzent: Michael Bay, Andrew Form, Brad Fuller, Galen Walker, Scott Mednick, Ian Bryce
Hauptdarsteller: Megan Fox, Will Arnett, William Fichtn
Kamera: Lula Carvalho
Schnitt: Joel Negron, Glen Scantlebury
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