Als dieser Film herauskam, war die The Witcher-Welt noch halbwegs in Ordnung.
Damals war die Welt noch in Ordnung
Im Prinzip war schon seit der ersten The Witcher-Staffel klar, dass Netflix mit der Lizenz Großes vorhatte. So sollte darauf basierend ein ganzes Universum entstehen, bestehend aus der Hauptserie, sowie diversen Spinoffs. Diese sollten entweder Filmformat haben oder als Serie herauskommen. Doch so recht sollte dieses Vorhaben nicht gelingen. Denn während die Hauptreihe qualitativ immer mehr abbaute, ließ auch die Qualität der Spinoffs teilweise zu wünschen übrig. Blood Origin war beispielsweise eine Komplettkatastrophe.
Wobei der erste Spinoff seinerzeit durchaus in Ordnung war. Nightmare of the Wolf hieß dieser und kam im August 2021 auf dem Streamingdienst heraus. Das Besondere an diesem Film war, dass es sich hierbei um ein animiertes Abenteuer handelte, dass gleichzeitig ein Prequel war. Das verantwortliche Studio sollte das südkoreanische Studio Mir sein, die zuvor unter anderem The Legend of Korra animierten. Und so wurde Kwang Il Han Regisseur, derweil Beau DeMayo Drehbuchautor wurde.
Die Hauptfigur sollte ein junger Vesemir sein, der im Original von Theo James (Underworld: Awakening) gesprochen wurde. Als seine frühere Geliebte Lady Zerbst wurde Mary McDonnell (Battlestar Galactica) gecastet, derweil Lara Pulver als die Zauberin Tetra Gilcrest zu hören war. Graham McTavish, in der Hauptserie der Antagonist Sigismund Dijkstra, sollte den väterlichen Mentor Vesemirs, Deglan, sprechen.
Die Abenteuer des jungen Vesemir
Im Jahr 1165 ist Vesemir ein für Hexer-Verhältnisse noch junger Mann. Er ist in seiner Zunft erfolgreich. Doch dann tötet er ein Monster, das im Todeskampf etwas in einem uralten Elfendialekt von sich gibt. Was Vesemir vermuten lässt, dass die Kreatur von jemanden anderen kontrolliert worden ist.
Derweil macht die Magierin Tetra Gilcrest Stimmung gegen die Hexer. Allerdings findet sie beim König von Kaedwen kein Ohr, weil die ältere Hofdame Lady Zerbst sich für die Hexer ausspricht. Sie tut dies aus gutem Grund, denn sie hat ihre Kindheit gemeinsam mit Vesemir verbracht. Doch schon bald müssen die Zauberin und der Hexer zusammenarbeiten, um die Bedrohung für das Königreich zu finden und zu eliminieren.
Als der Nightmare of the Wolf 2021 herauskam, war die erste Season der Hauptserie seit anderthalb Jahren vorbei und war die zweite Staffel noch ein paar Monate vom Release entfernt. Zu jener Zeit war die Welt noch in Ordnung, die Qualität des Franchise noch gut bis sehr gut und von dem, was da in den kommenden Jahren geschehen sollte, wusste man noch nichts. Dementsprechend kann man diesen Film als eine Art Vorbote sehen. Denn zu einem Großteil ist dies ein großartiger Animationsfilm. Der erst gegen Ende abbaut und dabei schon mal die Fehler vornimmt, die die Serie später runterziehen sollte.
Gibt es ein zu erfolgreich?
Vesemir ist natürlich das Bindeglied zwischen diesem Film und der Hauptserie. Dass die Figur in diesem Film von einem anderen Darsteller gesprochen wird, als sie beim Erstauftritt in der zweiten Staffel dargestellt wurde, liegt auch daran, dass der Charakter hier noch jung ist. Und nicht bereits der alte Krieger, wie in der Realserie.
Der Vesemir, denn man hier sieht, genießt das Leben und seinen Beruf. Er hat immer genug Geld und jede Menge Freunde, alles scheint perfekt zu sein. Wobei er doch leise Zweifel hat, ob sein Glück auf Dauer ist. Denn durch den Erfolg der Hexer dürften ja auch die Monster immer weniger werden. Und was ist, wenn all diese irgendwann nicht mehr da sind? Was wird dann mit ihm und seinem Beruf passieren?
Es ist interessant, dass er diese Bedenken hat. Ebenso, dass sein Mentor und Vorgesetzter Deglan diese später deutlich zerstreut. Das wird alles noch im Verlaufe des Films wichtig.
Wie man es aus den Büchern her kennt
Doch neben den Bedenken beleuchtet der Film auch die Vergangenheit von Vesemir. Man erfährt vieles über seine Kindheit, seine Freundschaft zu der späteren Lady Zerbst und wie er dann später zum Hexer wird. Vor allem Letzteres wird in aller Ausführlichkeit gezeigt. Dabei erfährt man, wie brutal dieser Vorgang ist, wie gnadenlos ausgesiebt wird und dass nicht jeder Anwärter das Prozedere überlebt.
Vor allem Letzteres beinhaltet Elemente, die ebenso in den Romanen angesprochen werden. Und man weiß ja, dass zum Handlungszeitpunkt der Bücher das Geheimnis, wie neue Hexer gemacht werden, verloren gegangen ist. Dementsprechend ist man auch gespannt, ob dieser Verlust hier in diesem Streamingfilm gezeigt wird.
Dabei fokussiert sich der Film nicht nur auf die Geheimnisse der Vergangenheit. Sondern ebenso auf die Figuren. Das Mysterium um das Monster, das anscheinend von anderen kontrolliert wurde, ist dabei nur der Aufhänger für ein spannendes Abenteuer. Eines, in derem Verlauf Vesemir mit der Magierin Tetra Gilcrest zusammenarbeiten muss. Die ja, wie man im ersten Akt mitkriegt, auf die Hexer nicht gut zu sprechen ist.
Und zum Ende wird reingeschissen
Und so sieht man, wie die beiden wider Willen zusammenarbeiten. Was wiederum für jede Menge Spannung sorgt. Eben da man darauf gespannt ist, wann die erzwungene Kooperation irgendwann zwangsläufig zusammenbricht. Und weil man wissen will, was hinter dem Mysterium um die kontrollierten Monster steckt.
Über weite Teile ist dies wirklich ein großartiger Film. Einer, bei dem dieselbe Atmosphäre aufkommt wie damals in der ersten The Witcher-Staffel. Wo man vom Geschehen wie gebannt ist und wirklich wissen möchte, was als Nächstes geschieht. Die Charakterisierungen sind großartig, schon allein wie Vesemir mit der Magierin und mit Lady Zerbst unterschiedlich interagiert. Man hat stets das Gefühl, dass der Film den Zuschauer ernst nimmt und weiß, dass dieser vermutlich die Romanvorlage kennt.
Weshalb der finale Akt dann auch so unbefriedigend ist. Es wirkt so, als ob hier eingegriffen wurde, als ob auf „Wunsch“ der Produzentin Lauren Schmidt Hissrich, die Story abgeändert wurde. Denn was hier geschieht entspricht eben nicht dem, was man aus den Romanen her kennt.
Bitte Gehirn abgeben
Hier zeigt sich zum ersten Mal das Hauptmanko der späteren „The Witcher“-Staffeln und anderen Produktionen. Dass nämlich die Lore zu Gunsten einer eigenen Interpretation völlig über den Haufen geworfen wird. Die noch dazu vollkommen unlogisch daherkommt. Im Prinzip funktioniert das Geschehen nur deshalb, weil Charaktere ihr Gehirn irgendwann beim Übergang zum dritten Akt abhandengekommen sein musst und sie entsprechend unlogisch agieren.
Das ist vor allem deswegen so unbefriedigend, weil die Animationen wirklich großartig sind. Studio Mir macht eine fantastische Arbeit. Das Characterdesign passt genau und die Kampfszenen sind flüssig und packend inszeniert. Es kann nichts dafür, dass die Story im dritten Akt so rasant abbaut.
Es ist schade. Im Prinzip hätte dies ein großartiger Film werden können. Doch das Finale macht alles zu Nichte.
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