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Warum ist in Science-Fiction so wenig Science? Diese Frage stellt sich auch Mario in seiner Kolumne.

Science in Science-Fiction?

Jeder von uns goutiert Science-Fiction. Ob im TV, als Comic, Hörbuch oder Buch. Oder in sonstiger medialer Form. Dabei sagt der Titel SCIENCE in Science-Fiction eigentlich schon etwas über den Schwerpunkt, der gelegt werden sollte. Betonung auf sollte.

Denn im Laufe der Jahre wurde davon immer mehr Abstand genommen. Heute läuft unter dem Begriff Science-Fiction so ziemlich alles, was irgendwie auch nur im Ansatz mit Zukunft zu tun hat. Selbst klassische utopische Romane und sonstige Erzählformen.

Dies führt naturgemäß zu einer Art Verwässerung des Genres. Klar, ich muss nicht im Detail alles wissen zur Technik in den Erzählungen. Was mir aber auffällt: Es gibt immer weniger technische Daten, ganz speziell in Büchern. Da ist dann die Rede von großen und kleinen Raumschiffen, von Flügen von A nach B, aber keinerlei Angabe, wie lange so ein Flug dauert, wie ein Schiff aussieht, wie groß es ist usw.

Erklärungsversuche

Und das fehlt bei vielen Autoren der jüngeren Garde. Seit DUNE von Frank Herbert Kultstatus erlangt hat, fallen immer weniger technische Details an. Alles bleibt so seltsam diffus. Konturlos. Was schade ist. Gerade Details wie eine Raumschiffsgröße macht Abenteuer im All fassbarer. Das muss nicht zu einem Gigantismus führen. Sollte es auch nicht.

Doch wäre es interessant, wenn man erfahren könnte: Raumreich xyz beansprucht ca. xxx Lichtjahre für sich, ein Flug über 100 Lichtjahre erfordert xxx Sprünge durch den Hyperraum und was der Beispiele mehr sind. Und da käme dann auch wieder der Bereich Science ins Spiel.

Andreas Eschbach hat es zum Beispiel in der Herr aller Dinge hervorragend gelöst. Auch wenn ein paar Seiten seines Romans einen Tick dröge wirken können – er liefert fundierte Gedanken und Überlegungen auch zu den wissenschaftlichen Aspekten. Ohne dabei das Hauptziel aus den Augen zu verlieren, welches heißt: Eine interessante Geschichte erzählen. Science darf also durchaus nur die Würze sein. Doch ohne die Würze… Nun ja.

Wieso aber gibt es in den heutigen Publikationen – speziell aus deutschen Landen – tendenziell so wenig nähere Beschreibungen? Unwissen der jungen Autorenriege? Unwille? Hier kann man nur spekulieren. Mir erscheint es, als sei dort ein Umstand schuld: Man hat über die Jahre immer mehr Wert auf eine ordentliche Charakterentwicklung gelegt. Was an sich ja gut ist.

Soziologische Entwicklungen gehören auch zur Science-Fiction. Sind sogar ein erheblicher Teil dieses schönen Genres. Wenn aber die Charaktere und ihr Zusammenspiel die Technik komplett verdrängen, dann stimmt im Genre etwas nicht. Dann fehlt Würze. Das heißt jetzt nicht, es zu übertreiben und jeden Hyperantrieb ins kleinste Schräubchen zu erklären. Das grundlegende Prinzip allerdings gehört schon zu den Aspekten, die das Universum, in dem eine Story stattfindet, mit Leben zu erfüllen.

Vielleicht ist dieser Verzicht auf Details aber auch dem Umstand geschuldet, dass viele Autoren heutzutage neben der Science-Fiction auch den Bereich Fantasy bedienen. Auch an sich völlig legitim. Fantasy allerdings erfordert wenig Detailbeschreibungen technischer Natur. Einen Zauberspruch mit allen Zutaten zu beschreiben, wäre auch etwas schwer. Wenn man es allerdings aus der Fantasy gewohnt ist, manche Dinge unter den Tisch fallen zu lassen, macht man es wohl unwillkürlich auch in anderen Genres.

Diskussion erwünscht!

Mich würde hier wirklich auch aus Sicht der Autoren interessieren (aber auch aus Sicht der Leser), ob es tatsächlich der Wandel in der Science-Fiction ist, den ich wahrnehme. Oder ob ich einfach zu den alten Säcken gehöre, die ewig gestriges Zeugs wollen. Was denkt ihr denn als Leser darüber?

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Mario Staas

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