Sie jagen den König der Freihändler – dann werden sie selbst gejagt.
Titel: Alarm im Sektor Morgenrot
Autor: K. H. Scheer
Titelbild: Johnny Bruck
Erschienen: 1967
Die Handlung von “Alarm im Sektor Morgenrot”
Roi Danton betritt die galaktische Bühne. Ein Freifahrer, also Händler, der sich im Jahre 2435 kleidet wie ein Höfling aus Frankreich im 18. Jahrhundert. Es kommt zu Reibereien mit der solaren Flotte und in dem Zusammenhang zu einem Gefecht auf dem Boden des Planeten Rubin. Bei dem man mit Paralysestrahlern aufeinander schießt. Dies wird von einem auftauchenden Riesenraumschiff als Menschen im Krieg mit Menschen interpretiert, woraufhin das Riesenschiff mit etwa 1700 Raumern den Planeten abriegelt. Raumschiffe, die aussehen wie terranische Ultraschlachtschiffe mit 2500 Metern Durchmesser.
Pathos und Helden
Scheer beginnt seinen Roman mit einer Szene, die ich als typisch für ihn bezeichnen möchte. Ein junger Wachsoldat will Rhodan unbedingt schützen. Rhodan kommt Arm in Arm mit einem jungen Mädel im Park daher – dabei ist er doch mit Mory Rhodan-Abro verheiratet. Was sich als Plot noch halbwegs glaubhaft anhört, wird im Heft selber mit Pathos und Heldenverehrung derart überzogen dargestellt, dass ich Zahnschmerzen davon bekomme. Die obligatorischen Lobhudeleien über die grenzenlose Überlegenheit der Terraner und Rhodan halt.
Roi Danton
Gott sei Dank erholt sich das Heft relativ schnell davon und liefert uns Roi Danton. Rhodans Sohn in Verkleidung. Warum man dieses Rätsel um Roi bereits in den ersten Zeilen mit ihm für den Leser lösen musste, verstehe ich bis heute nicht. Da hat man unheimlich viel Potenzial verschenkt. Schade drum.
Und für mich völlig unglaubwürdig: Perry erkennt seinen Sohn nicht. Der liebe Michael ist zwar in Maske, aber diese besteht laut Heft lediglich in der Kleidung, weißer Gesichtsschminke und Perücke. Welcher Vater erkennt seinen derart leicht verkleideten Sohn bereits nach wenigen Jahren nicht mehr?
Rois Motivation hinter der Scharade hingegen ist durchdacht und verständlich. Er ist vor ein paar Jahren untergetaucht, um nicht von seinem Vater gehätschelt zu werden. Oder durch den Namen Rhodan Vorteile zu haben, die ihm nicht zustehen.
Der Rest
Ansonsten bietet “Alarm im Sektor Morgenrot” durchaus Stellen zum Schmunzeln (auch wenn es wieder mal völligst überzogen ist, dass die komplette Wachflotte um Rubin lieber das Gefecht am Boden als Zuschauer genießt, statt die Orter im Blick zu behalten) und lachen, und das gewollte “geil neuer Handlungsabschnitt”-Feeling tritt ein.
Ich kann am Heft also meckern, ja. Ein Meilenstein schriftstellerischer Kunst ist es sicher nicht. Aber es erfüllt seinen Zweck. Es bereitet auf 60 Seiten die Bühne für die kommenden 99 Hefte vor. Es unterhält ordentlich. Kann man also so durchgehen lassen.
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Ich bin Jahrgang 1952 und lese Perry Rhodan seit 1964; leider besitze ich das besagte Heft nicht mehr, ich kann mich aber noch gut daran erinnern und finde die späte Kritik daran unfair. Es scheint in letzter Zeit en vogue zu sein, die frühen Zeiten im allgemeinen und Scheer im besonderen zu kritisieren und unter den Schirm einer für mich unangebrachten political correctness zu stellen. Man mag über die frühen Hefte urteilen wie man will, langweilig waren sie jedenfalls nie!
Mit political correctness hat das gar nichts zu tun. Auf selbige pfeif ich nämlich sehr gerne und bewusst.
Nicht jedoch wegdiskutieren kann man Scheers Hang zu einer extremst überspitzten Heldenverehrung, die mir persönlich hochkommt. Das war nicht “damals halt einfach so” – das war Scheer-typisch. So extrem gab es das auch bei anderen Publikationen anderer Autoren eher nicht.
Insofern ist die Kritik daran keine, sondern Ausdruck meiner Meinung darüber.
Und auch bei den frühen Heften gab es durchaus langweilige Exemplare, aber hier trifft das nicht zu – sage ich ja auch deutlich mit dem Satz “Es unterhält ordentlich” 🙂