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In Cara D. Stranges »Augenblick der Ewigkeit: Sha‘an – Chroniken der Ewigkeit 1« geht es in die ferne Zukunft.

Augenblick der Ewigkeit
Cover © Art Skript Phantastik Verlag

Fantastische Gedanken von Kindheit an

Es muss nicht immer Techno-Babble sein. So manches Science-Fiction-Werk funktioniert auch deshalb perfekt, weil eben nicht en détail beschrieben wird, wieso was geschieht. In Cara D. Stranges Debütroman ist dem der Fall.

Das Buch erschien ursprünglich 2011 im Eigenverlag. 2017 brachte der Art Skript Phantastik Verlag eine Neuauflage heraus. Der zweite Teil der Reihe soll bald erscheinen.

Die Autorin wurde in den 80er-Jahren geboren. Schon von Kindheitsbeinen an dachte sie sich fantastische Geschichten aus, die sie teilweise mithilfe ihrer Familie auf Film bannte. Sie studierte Naturwissenschaften und veröffentlichte 2011 auf Drängen ihrer Freunde ihr Erstlingswerk. Wenn sie nicht gerade am Schreiben ist, kümmert sich Cara D. Strange um eine Gruppe zur Förderung von science-fiction-schreibenden Frauen.

Das stärkste Schiff der Galaxie

Der Pilot Ian war Teil eines verzweifelten Angriffs, um den Imperator Adrian Volvor in die Schranken zu greifen. Doch das Unterfangen schlug fehl und er baute auf einer fremden Welt eine Bruchlandung. Dort begegnete er der BeanSidhe Ela‘Ra, die ihm mit ihren telepathischen Fähigkeiten wichtige Informationen in den Kopf einpflanzte und dann verließ.

Jahre später treffen sie wieder aufeinander. Dieses Mal allerdings an Bord der Melnir, dem mächtigsten und fortschrittlichsten Raumschiff der gesamten Galaxie. Zusammen mit der ehemaligen Piratin Sina, dem alten Mechaniker Juri und dem Erg, einem intelligenten Tier, müssen sie zusammenarbeiten, um das Schiff aus den Händen des Despoten zu halten. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, in der sie sich vielen Gefahren stellen müssen und auch viel Überraschendes erleben.

Es ist ein interessantes Figurenensemble, welches Cara D. Strange in »Augenblick der Ewigkeit« einführt. Eines, das aus Gegensätzen besteht. Hier die kühle und emotionslose Ela‘Ra, die jede Menge Geheimnisse besitzt. Dort die ehemalige Piratin Sina, die aus ihren Gefühlen und Emotionen keinen Hehl macht. Hier der verhältnismäßige junge Ian, dort der alte Mechaniker Juri, der die galaktische Standardsprache aus irgendwelchen Gründen nur gebrochen spricht. Es sind diese Charaktere, mit denen sich der Leser identifizieren soll, um mit der Handlung emotional verbunden zu sein.

Nicht alle Charaktere sind gleich

Ein Unterfangen, das allerdings nur bedingt funktioniert. Denn der Fokus der Geschichte liegt vor allem auf Ian und Ela‘ra. Beide entwickeln sich von allen Figuren am meisten weiter und wirken auch am interessantesten. So entwickelt sich der ehemalige Pilot immer mehr zu einer Führungspersönlichkeit, während die emotionslose BeanSidhe sich immer häufiger zu emotionsgesteuerten Handlungen hinreißen lässt.

Sina kann da nicht mithalten. Sie durchläuft im Vergleich zu den beiden längst nicht so eine große Entwicklung. Zu Beginn trauert sie noch um ihren Bruder und ist danach hauptsächlich eher als Ärztin aktiv oder agiert als jemand, der sich nicht von Vorurteilen leiten lässt. Was man an ihrem Umgang mit Erg merkt. Als Einzige will sie ihn weder töten noch vom Schiff verjagen, sondern schafft es, seine Intelligenz zu beweisen.

Womit vom Ensemble Juri überbleibt, der komplett untergeht. Es wird erwähnt, dass er Mechaniker und eben auch schon etwas älter ist. Doch wo die anderen drei und sogar Erg viele Szenen erhalten, wo sie sich weiterentwickeln können, ist bei ihm nichts! Er ist da und erfüllt seine Funktion als Ingenieur des Schiffes. Wobei diese Rolle genauso gut ein namenloser Charakter hätte erfüllen können, es würde keinen spürbaren Unterschied machen.

Ein Monster als Gegenspieler

Immerhin schafft es Cara D. Strange, mit den Erwartungen des Lesers zu spielen. Sie führt einen Antagonisten direkt zu Beginn des Romans ein, nur um diesen ein paar Seiten später prominent zu entsorgen. Gleichzeitig legt sie dafür die Fundamente für einen zweiten Gegenspieler, der noch gefährlicher sein soll als der erste. Allerdings greift sie bei der Charakterisierung dieser Figur sehr tief in die Klischeekiste und stellt ihn von seinem ersten Auftritt an als ein Monster mit perversen und lebensverachtenden Neigungen dar. Dadurch wirkt er vor allem im Vergleich zu den Hauptcharakteren wie eine blasse, zweidimensionale Abziehfigur.

Gleichzeitig muss man allerdings auch betonen, dass »Augenblick der Ewigkeit« trotz der erwähnten Schwächen gut geschrieben ist. Die Autorin bietet wiederholt neue Wendungen, mit denen man nicht rechnete. Und präsentiert so ein Finale, das sich spannend liest.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Buch zwar kein Überflieger sein mag. Aber es vermag einen dennoch gut genug zu unterhalten, dass man auf die Fortsetzung gespannt sein kann.

Was noch kritisiert werden muss, ist das schludrige Lektorat des Romans! Es gibt hier ungewöhnlich viele Fehler, sei es bei der Formatierung oder den widersprüchlich gesetzten Worten. Es ist ein Rätsel, wie der Art Skript Phantastik Verlag so etwas abdrucken konnte. Da ist irgendetwas in der Produktionskette massiv schiefgegangen!
(Anmerkung vom Chefredakteur: Im Gespräch teilte mir Cara mit, dass die falsche Datei in den Print ging. In der E-Book-Version ist dies bereits behoben.)

Bewertung 9/15

Autor: Cara D. Strange
Titel: Sha’An – Chroniken der Ewigkeit 1: Augenblick der Ewigkeit
Verlag: Art Skript Phantastik Verlag
Erschienen: 10/2017
Einband: Taschenbuch
Seiten: 303
ISBN: 978-3-945045-13-8
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen

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