Marvels bekanntester patriotischer Superheld durfte 1990 ein Filmabenteuer erleben, dass man besser wieder vergisst.
Ein Plan mit vielen Beteiligten
Man neigt ja dazu, es wiederholt zu vergessen. Aber der Erfolg des Marvel Cinematic Universe ist nicht selbstverständlich. Es war damals ein großes Risiko. Denn die Filmhistorie war vorher voll mit Werken, die aus dem einen oder anderen Grund grandios gescheitert waren. Bestes Beispiel hierfür ist der Captain America Film aus dem Jahr 1990, der heute sein 35-jähriges Jubiläum feiert.
Pläne den patriotischsten Helden Marvels zu verfilmen, gab es schon lange. So erhielten die Gründer der Cannon Group, Menahem Golan und Yoram Globus, 1984 die Filmrechte an der Figur. Und machten sich dann sogleich daran, die Produktion anzuleiern. Regie sollte Michael Winner (Death Wish 1-3) führen, der schon bei vielen anderen Produktionen des Studios auf dem Stuhl des Filmemachers saß. Das Drehbuch sollte hingegen James Silke stammen.
Zwei Jahre sollten vergehen, ehe Michael Winner das Skript von Silke einstampfte und stattdessen den britischen Fernsehdrehbuchautoren Stan Hey (Auf Wiedersehen, Pet) anheuerte. Laut Hey sollte sich der Film um eine gestohlene Statue of Liberty handeln, deren Dieb ein alter Red Skull war, der von einem weiblichen Todeskult unterstützt wurde, derweil Cap als Künstler arbeiten sollte. Doch dieses Skript erhielt jede Menge negatives Feedback, weshalb Michael Winner es ebenfalls einstampfte.
Wenn selbst prominente Unterstützung nicht zum Ziel führt
Der nächste Versuch sollte sitzen, weswegen er sich prominente Unterstützung holte. Niemand geringeres als Stan Lee, ehemaliger Chefredakteur und Chefautor der Marvel Comics, half mit dabei, das neue Drehbuch zu verfassen. Unterstützt werden sollte er von Larry Block und mit den Namen der beiden wurde auch geworben. Als Captain America sollte der B-Movie-Actionstar Michael Dudikoff auftreten, derweil die Figur von Sam Wilson aka Falcon von Steve James dargestellt werden sollte.
Doch auch dieser Plan sollte nicht Realität werden. Und dieses Mal war Michael Winner ebenfalls weg vom Fenster. Stattdessen sollte der Schauspiel-Regisseur John Stockwell (Top Gun) seine Nachfolge antreten, derweil Stephen Tolkin das Drehbuch verfassen sollte. Am Ende sollte nur einer der beiden seine vorgesehene Funktion wirklich erfüllen.
Denn es kam so, dass Menahem Golan 1989 Cannon Inc verließ und als Teil des Trennungspakets zum einen die Rechte an dem dem Filmvertrieb 21st Century Film Corporation erhielt, sowie auch das „Captain America“-Projekt übernahm. Stephen Tolkin blieb Drehbuchautor, womit er seine erste professionelle Arbeit hatte. Das Skript sollte dann noch mal überarbeitet werden, weshalb Albert Pyun, der neue Regisseur, sich daran machte, dies mit ihm durchzuziehen.
Wer wird Captain America?
In Sachen Casting war ursprünglich Val Kilmer als Steve Rogers im Gespräch, der jedoch stattdessen lieber The Doors drehte. Auch wollte Pyun ursprünglich zwei Schauspieler, einen für Prä-Supersoldaten Steve Rogers, den anderen für den Supersoldaten Captain America. Was Marvel allerdings ablehnte. Ebenso lehnten sie ein schwarzes Kostüm für die Figur ab, obwohl das mit dem damaligen Look in den Comics übereingestimmt hätte.
Die Dreharbeiten sollten ursprünglich nicht nur in den USA stattfinden, sondern ebenfalls in Italien. Doch aus Budgetgründen wurde der Drehort ins damalige Jugoslawien verlagert, weil es billiger war. Ebenso mussten auch diverse Szenen umgeschrieben werden, da sie so nicht mehr drehbar waren.
Der Cast hatte einige prominente Namen. Ronny Cox kannte man unter anderem aus Klassikern wie Total Recall oder Robocop. Er sollte die Rolle des US-Präsidenten Tom Kimball übernehmen. Ned Beatty konnte man hingegen schon fast als Hollywood-Legende bezeichnen, der unter anderem in Superman und Superman II auftreten sollte. Hier sollte er den Reporter Sam Kolawetz darstellen, den Kindheitsfreund von Tom Kimball. Die Hauptrolle sollte hingegen Matt Salinger erhalten, der zuvor in Revenge of the Nerds auftrat. Scott Paulin (Teen Wolf, Turner & Hooch) wurde zum Red Skull, derweil Darren McGavin (Murphy Brown) zu General Fleming wurde. Für die Italienerin Francesca Neri sollte dies die erste internationale Produktion sein. Danach trat sie überwiegend in italienischen oder europäischen Filmprojekten auf. Sie sollte die Tochter des Red Skulls darstellen, Valentina De Santis. Kim Gillingham (One Big Family) erhielt den Zuschlag für Steves Begleitern Sharon, die Tochter der früheren Geliebten von Cap, Bernice Stewart.
Es ist… interessant
Im Jahr 1936 kidnappen die Nazis das Wunderkind Tadzio De Santis und machen aus ihm den Red Skull. Die Erfinderin des Prozesses, Dr. Maria Vaselli, ist von dem Vorgang entsetzt und flieht in die USA. Dort sorgt sie dafür, dass ein Gegenstück zum Red Skull entsteht. Aus dem zerbrechlichen Polioüberlebenden Steven Rogers wird so Captain America. Der jedoch gleich bei seinem ersten Einsatz von den Nazis gefangen genommen wird und nur mit Mühe und Not verhindern kann, dass das Weiße Haus zerstört wird. Er selbst stürzt dabei in der Arktis ab und friert im Eis ein.
Jahrzehnte später ist aus Tom Kimball, einem kleinen Jungen, der das Ereigniss beobachtet hat, der US-Präsident geworden. Er will sich für Umweltbelange einsetzen, was jedoch die Militärs und Großindustriellen seines Landes verärgert. Sie planen, mit Hilfe des Red Skulls, ihn unter ihre Kontrolle zu bringen. Doch dann wird Captain America im ewigen Eis entdeckt, wodurch sich alle Pläne wieder ändern.
Captain America aus dem Jahr 1990 heutzutage zu sehen, ist eine… interessante Erfahrung. Der Film ist schlecht. Aber auf eine Art und Weise, dass er schon fast wieder gut ist. Er ist Trash, jedoch vom allerfeinsten.
Ist das eine Killerin oder ein Modell?
Natürlich ist klar, dass der Film verliert, wenn man ihn mit den MCU-Adaptionen vergleicht. Sogar im Vergleich zu Captain America – Brave New World zieht er den kürzeren. Und das will was heißen!
Letzten Endes hat der Film nicht eine Schwäche, sondern derer gleich mehrerer. Die Geschichte ist stellenweise hanebüchen, die Outfits wirken… kurios und die Kampfszenen… reden wir lieber nicht drüber. Auch was die schauspielerische Leistungen angeht, liegen zwischen den einzelnen Darstellern Licht und Schatten. Ronny Cox und Ned Beatty merkt man an, dass sie erfahrene Darsteller sind. Die mit Verve das Beste aus dem Material machen, dass sie erhalten. Vor allem Cox wirft sich mit Elan auf die Szenen, in denen seine Figur intelligent wirken kann.
Die restlichen Schauspieler bemühen sich redlich. Aber stellenweise kriegen sie auch nicht wirklich Material, dass ihnen Möglichkeiten gibt, zu wirken. Im Gegenteil: Francesca Neri als Valentina de Santis wird oft wie eine Art Modell in Szene gesetzt. Sie erhält Kleidung, mit denen sie nicht wie eine gefährliche Killerin wirkt. Sondern eher wie jemand, der frisch vom Laufsteg kommt und zufälligerweise von dort weggecastet wurde. Das sieht man besonders schön an einer Szene, wo sie und ihre Leute erfahren, wo sich Steve aufhält. Und sie im Flieger wie gelangweilte Models sitzen. So etwas kann man nicht ernst nehmen!
Hübsches Halloweenkostüm
Matt Salinger selbst bemüht sich zwar redlich, seine Rolle als Captain America auszufüllen. Aber im Prinzip heißt es nur von Anfang an, dass er etwas besonderes ist. Doch anders als in den späteren Captain America-Adaptionen sieht man nie so wirklich, was ihn jetzt genau so besonders macht. Man lernt ihn als jemanden kennen, dem seine Familie über alles geht. Aber man hat nie Momente, wo sich diese Aura aufbaut, die aus einem Steve Rogers überhaupt erst einen Captain America machen. Stattdessen wirkt er wie ein Muttersöhnchen, der zufälligerweise über ein Halloweenkostüm stolpert, dass er nur mit Mühe und Not füllen kann.
Vielleicht ist dies ebenso Grund, wieso die Szenen, wo man ihn im Kostüm sieht, auf gefühlt wenige Momente beschränkt wurden. Es sieht einfach zu hanebüchen, so unfreiwillig komisch aus. Natürlich muss man dabei auch bedenken, dass das eben die 1990er sind und der Film selbst für damalige Verhältnisse kein großartiges Budget hatte. Er hatte nur 3 Millionen US Dollar zur Verfügung gestellt gekriegt, was für einen solchen Film sogar damals einfach zu wenig war.
Dementsprechend billig wirkt auch alles. Die Special Effects sind stellenweise lachhaft und über die Kampfszenen braucht man eigentlich erst gar nicht zu reden. Denn diese sind sehr lahm inszeniert. Es kommt kein Flow auf, man hat nicht das Gefühl, dass die Kämpfenden sich wirklich Mühe geben, sondern stattdessen eher die Befürchtung existiert, man könnte den jeweils anderen womöglich verletzen.
Moment, war er nicht eben woanders?
Und dann sind da die Handlungsprünge, wo auch die Logik abhandenkommt. So wacht Captain America in der Arktis auf, flieht und ist kurze Zeit in Kanada, im Grünen. Also mehrere hunderte Kilometer weiter. Es wirkt einfach nicht glaubwürdig, dass er diese Distanz scheinbar im Nu überbrücken konnte, ohne dass er irgendwie schwer außer Atem ist.
Wie gesagt: Der Film ist schlecht. Aber auf eine solche Art und Weise, dass er dann doch guter Trash ist.
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