In Die Kinder des Wüstenplaneten zeigt sich, dass die Familie Atreides wie verflucht ist.

Die Kinder des Wüstenplaneten
Cover © Heyne

Eine epische, persönliche Geschichte

Neun Jahre sind vergangen, seitdem Paul Atreides geblendet von einer Atombombe und durch den Verlust seiner Visionen geschwächt, in die Wüste gegangen ist und dort vermutlich auch verstorben ist. Seine Kinder, die Zwillinge Leto und Ghanima, haben von ihrem Vater die Fähigkeit geerbt, Vergangenheit und Zukunft zu sehen und haben dementsprechend einen uralten Geist in einem jungen Körper. Doch befinden sie sich in einem Zeitpunkt, der für die kommenden Generationen der Menschheit wichtig ist.

Alia, Schwester von Paul Atreides, wurde von dem Geist ihres Großvaters Baron Vladimir Harkonnen übernommen, und hat deshalb vor, dem Untergang von Dune tatenlos zuzusehen. Gleichzeitig arbeitet sie daran, dass das Haus Atreides untergeht. Ihre Mutter Jessica kommt nach Jahren der Abwesenheit zurück und ist am Ende doch chancenlos, die Taten ihrer Tochter direkt aufzuhalten. Und in dieses Gemengelage kommt auch noch der Priester aus der Wüste, der gegen den Kult, der sich um Paul Atreides aufgebaut hat und der von Alia verwaltet ist, wettert. Allerdings hat er ein Geheimnis, dass mit der Familie, die über den Wüstenplaneten und das Imperium herrscht, in enger Verbindung steht.

Der Wüstenplanet war ein episches Abenteuer, dass davon erzählte, wie Paul Atreides seine Bestimmung fand und am Ende, widerwillig, etwas lostrat, was sich nur schwer kontrollieren ließ. Der Herr des Wüstenplaneten erzählte dann eine persönliche Story, wie eben jener immer mehr und mehr ein Opfer seiner Visionen wurde. Und Die Kinder des Wüstenplaneten? Ist eine Mischung aus beiden Erzählstilen. Sie ist einerseits eine epische Erzählung, ist aber auch wiederum nahe an den Protagonisten.

Eine tragische Antagonistin

Dabei gibt es in diesem Buch ein Wiedersehen mit allen wichtigen noch lebenden Handlungsträgern der letzten beiden Bände. Jessica Atreides taucht ebenso auf, wie Gurney Hallek und Alia. Vor allem diese erhält in diesem Roman eine wichtige Rolle.

Es wäre einfach, zu behaupten, dass sie in Die Kinder des Wüstenplaneten die Antagonistin ist. Schließlich arbeitet sie gezielt daran, dass der Planet die Quelle seines Reichtums verliert und die Atreides am Ende ausgelöscht sind. Doch zeigt Frank Herbert, dass sie am Ende auch nur ein Opfer ist. Dass sie in einem Moment der Schwäche von ihrem Großvater übernommen wurde, der seitdem ihr Handeln bestimmt. Und auf diese Weise sorgt der Autor dafür, dass eine Gegenspielerin zu einer tragischen Figur wird.

Was überhaupt auf viele andere Charaktere des Romans zutrifft. Nahezu jeder wichtige Charakter, der in der Handlung auftaucht, verliert etwas. Sie werden Opfer des unbarmherzigen Schicksals und können diesem nicht entkommen. Und die wenigen, die eben jenes beeinflussen können, bezahlen dafür einen hohen Preis. Das kann man besonders schön bei Leto sehen, der am Ende seine Menschlichkeit aufgibt, um so die Zukunft der Menschheit zu garantieren.

Viele Motivationen und Pläne

Die Kinder des Wüstenplaneten bietet ein Gemengelage aus unterschiedlichen Motivationen und Plots. Da ist beispielsweise Prinzessin Wensicia aus dem Hause Corrino, die daran arbeitet, dass ihr Sohn Farad’n den Thron des Imperators besteigt. Und die am Ende unter anderem durch die Arbeit von Lady Jessica Atreides als Verliererin. Oder Stilgar, der ein Relikt einer Zeit ist, die während des Handlungszeitraums im Verschwinden begriffen ist, und der versucht sich einerseits dagegen zu wehren. Aber andererseits eben durch die alten Traditionen dazu gezwungen wird, mit zu deren Untergang beizutragen.

Und dann ist da noch der mysteriöse Prediger. Über lange Zeit lässt Frank Herbert den Leser im Unklaren, wer er ist. Es gibt Anzeichen, dass es sich um Paul Atreides handelt, der zurückgekehrt ist, um gegen sein Erbe zu kämpfen. Erst spät im Roman wird die Frage nach der wahren Identität geklärt, womit dann allerdings auch klar wird, was sein finales Schicksal ist.

Am Ende von Die Kinder des Wüstenplaneten hat Frank Herbert sehr viel für die Zukunft der Romanserie vorbereitet. Man kann es als eine Art Schlussstrich unter der bisherigen Ära seiner „Dune“-Reihe sehen, weil er hier nochmal viele bekannte Figuren auftreten und für einige von ihnen ein endgültiges Schicksal bereit hält. Das lässt keinen kalt und sorgt gleichzeitig dafür, dass man umso gespannter ist, wie die Reihe sich in den kommenden Romanen weiterentwickeln wird. Das Finale des Buches deutet da nämlich einiges an.

Es ist ohne Zweifel ein weiterer großartiger Roman.

Autor: Frank Herbert
Titel: Die Kinder des Wüstenplaneten
Originaltitel: Children of Dune
Übersetzer: Jakob Schmidt
Verlag: Heyne
Erschienen: 12/2020
Einband: Klappenbroschur
ISBN: 978-3-453-31955-4
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