Die Rote Direktive überschreibt alle anderen Befehle.

Ein letztes Mal Aufbruch in die Zukunft

Einige Zeit nach der Begegnung mit Spezies 10-C ist das Leben weitergegangen. Mit der Vernichtung von Books Raumschiff und dem Tod von Ruon Tarka ist das Wissen über den weiterentwickelten Sporenantrieb verloren gegangen und Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und ihr Geliebter (David Ajala) haben sich auseinandergelebt. Saru (Doug Jones) hat von der Föderationspräsidentin das Angebot erhalten, Botschafter zu werden, was seine Beziehung zur Ni’varischen Botschafterin T’Rina (Tara Rosling) vor großen Herausforderungen stellt. Und Tilly (Mary Wiseman) scheint sich auf ihre Rolle als Lehrkraft an der Sternenflottenakademie zu freuen.

Doch dann erhält die Discovery einen Befehl von Dr. Kovich (David Cronenberg). Unter Order der roten Direktive soll sie zwei Kriminelle mit dem Namen Mol und L’ak finden, die ein wichtiges Artefakt von einem 800 Jahre alten romulanischen Schiff gestohlen haben. Dabei ist die Discovery nicht alleine. Auch die U.S.S. Antares unter dem Kommando von Captain Rayner (Callum Keith Rennie) wird mit involviert. Wobei schon bald klar wird, dass hier einiges auf dem Spiel steht.

Trotz aller berechtigten Kritik war Star Trek – Discovery für mich bislang immer etwas besonders. Jede neue Season glich einer Wundertüte, da man nicht wusste, was einen jetzt erwarten würde, gegen welche epische und galaxisweite Bedrohung Michael Burnham und ihre Crew nun antreten würden. Doch damit ist jetzt Schluss. Überraschend wurde die Serie, die ja überhaupt erst den Anstoß für die neue Star Trek-Ära gab, mit der fünften Staffel eingestellt, wobei den Machern immerhin noch die Chance gegeben wurde, ein rundes Ende zu erschaffen. Mit Die Rote Direktive fängt jetzt diese letzte Season an.

Actionlastig

Und der Anfang macht klar, wie sehr das Leben an Bord des Schiffes weiter gegangen ist. Wie sehr die Crew der Discovery in verschiedene Richtungen strebt. Es löst beim Zuschauen bittersüße Gefühle aus, einfach weil man meint, hier bereits die Saat für das finale Schicksal der Mannschaft zu sehen. Deshalb ist dieses letzte gemeinsame Abenteuer auch als Schlussstrich wichtig.

Dabei versucht Die Rote Direktive ebenso klar zu machen, dass dieses Mal Dinge anders laufen, als man es aus den letzten Seasons her gewohnt ist. Dieses Mal ist die Bedrohung keine, die gleich die gesamte Galaxie bedroht, wie der Brand aus der dritten Staffel. Es ist immer noch eine enorme Gefahr, doch dieses Mal stehen jetzt nicht so sehr Leben auf dem Spiel. Vielmehr geht es um ein großes Geheimnis, dass alles verändern kann.

Die Folge gibt sich dabei betont actionreich. Sie fängt mit einem Ritt von Michael Burnham auf einem fliehenden Raumschiff an, wo sie versucht, den Warpkern zu sabotieren. Und im letzten Akt der Episode sieht man, wie sie, Captain Rayner und Cleveland Booker auf Hoverbikes auf einem Wüstenplaneten vor einer Geröll.Lawine fliehen.

Wenn das Leben einen prägt

Doch die Action von Die Rote Direktive hat keinen Selbstzweck. Sie ist gut in die Handlung eingebettet und um einige gute Charaktermomente drapiert. So werden die bisherigen Antagonisten, das Diebespaar, als zwei Personen charakterisiert, die, wenn es darauf ankommt, gerne auch Leben aufs Spiel setzen. Noch hat man keine Infos über ihre gemeinsame Vergangenheit, aber die Art und Weise wie sie vertraut miteinander umgehen, lässt auf viele Erlebnisse zusammen schließen.

Auch Captain Rayner muss einiges erlebt haben. Er gibt sich hart, der lieber Leben opfert, anstatt seine Beute zu verlieren und erst durch Michael Burnham selbst überredet werden muss, etwas Gutes zu tun. Noch ist diese Charakterisierung etwas eindimensional. Allerdings befinden wir uns noch am Anfang der fünften Season und in den kommenden neun Episoden kann sich noch einiges ändern.

Interessant ist, wie bei Wiedervereinigung III auch dieses Mal auf eine frühere TNG-Episode zurückgegriffen wird. Genauer gesagt dienen die Ereignisse von Das fehlende Fragment als Grundlage für die neue staffelübergreifende Handlung. Das ist dabei in dieser Episode ein überraschender Callback zur jenen Folge ist und man dementsprechend gespannt sein kann, was sich hier noch alles weiter ereignen wird.

Michael Burnham kriegt immer ihren Willen

Es gibt einige schöne und kleine Charaktermomente in Die Rote Direktive. Etwa wenn Admiral Vance, anstatt Tilly dafür zu bestrafen, dass sie sich in eine verbotene Datenbank hakt, ihr hilft. Oder all die Szenen, in denen man David Cronenberg als Dr. Kovich sieht, bei dem übrigens immer noch nicht klar ist, welche Rolle er jetzt in der zukünftigen Föderation innehat.

Doch bei allen Charakterszenen gibt es auch Grund zur Kritik. Denn einmal mehr kriegt Michael Burnham ihren Willen, als sie von Kovich am Ende der Folge Aufklärungen verlangt und ihm damit droht, ihm Wissen vorzuenthalten. Der sieht das ein und als Belohnung dafür, erhalt der Discovery-Captain anscheinend umfangreiche Rechte, was ein wenig… unglaubwürdig wirkt. Aber es ist nicht das erste Mal, dass sie für ihr aufsässiges Verhalten belohnt wird.

Und es ist schade, dass die Crew der Antares nicht näher vorgestellt wird. Momentan bleibt sie gesichtslos. Man sieht nur das Schiff, was auf Dauer einfach zu wenig ist. Hoffentlich wird hier in den nächsten Folgen noch einiges geschehen.

Die Rote Direktive ist jetzt kein Auftakt nach Maß. Aber sie schafft es dennoch, dass man auf die folgende Season gespannt ist. Was mit am wichtigsten ist.

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Götz Piesbergen

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