Unfreundlicher Empfang mit Kampfjets und Raketen statt mit Pauken und Trompeten…

Inhalt

Eine unbekannte außerirdische Lebensform beschließt, die auf den sogenannten (in beiden Fällen real existierenden!) „Golden Records“ an Bord beider Voyager-Raumsonden ausgesprochene Einladung zum Besuch der Erde anzunehmen. Dort angekommen wird der potenzielle Gast jedoch von Starfightern der US-Luftwaffe beschossen und muss mit seinem Raumschiff in der ländlichen Chequamegon Bay im Bundesstaat Wisconsin notlanden. Hier dringt das Alien in das Haus der jungen Witwe Jenny ein. Anhand von Super-8-Aufnahmen, Bildern und einer Haarsträhne verwandelt sich der Starman in das optische Ebenbild von Jennys verstorbenem Ehemann Scott.

Der Starman zwingt Jenny dazu, ihn per Auto nach Arizona zu bringen, wo der verschmähte Gast ein paar Tage später von einem weiteren Raumschiff seiner Spezies wieder abgeholt werden soll. Jennys anfängliche Furcht vor dem fremdartigen, aber freundlichen und friedfertigen Außerirdischen wandelt sich recht bald in Bewunderung, als der Starman etwa ein von einem Jäger erlegtes Reh wieder zum Leben erweckt, wofür er sich geheimnisvoller Energiekügelchen bedient.

Sie gibt ihre anfänglichen Fluchtversuche schließlich auf und beschließt, dem Starman zu helfen. Dummerweise sind den beiden mittlerweile Regierungstruppen unter dem Kommando des sturen George Fox auf den Fersen, der das Alien fangen und sezieren will. In seinem Stab befindet sich allerdings der aufgeschlossene liebenswerte Wissenschaftler Shermin, der lediglich gern mit dem außerirdischen Gast kommunizieren will.

Nachdem der Starman und Jenny mittlerweile ihr Auto verloren haben, reisen sie per Zug weiter – hier kommen sich die beiden endgültig näher und schlafen miteinander. Der Starman erklärt Jenny, die keine Kinder bekommen kann, dass sie nun schwanger sei und ein „Mannbaby“ von ihm erwarte. Es kommt, wie es kommen muss: Kurz vor Erreichen ihres Ziels fallen der Starman und Jenny den Soldaten von Fox in die Hände…

Starman

E.T. lässt grüßen

Starman war nach dem sensationellen Erfolg von Spielbergs E.T. – Der Außerirdische (1982) einer der ersten Filme, welche die herzergreifende Thematik des Blockbusters vom freundlichen Außerirdischen, der nichts anderes als zurück nach Hause will, variierten. Für seinen Macher ein sehr ungewöhnliches Projekt, ist John Carpenter doch schließlich ansonsten weit eher als Horrorfilm-Regisseur bekannt und erfreute Genre-Fans mit dem Slasher-Klassiker Halloween – Die Nacht des Grauens (1978), dem meisterlichen „Midnight Movie“ The Fog – Nebel des Grauens (1980) oder später dem apokalyptischen Die Fürsten der Dunkelheit (1987). Doch bewies Carpenter mit Starman, dass er durchaus auch großes Talent für deutlich sanftere Stoffe besitzt, wenngleich solche Ausflüge über das Horror-Genre hinaus sehr selten in seiner weiteren Karriere blieben.

Obwohl die Geschichte von Starman in der Natur der Sache liegend nichts Neues bietet, wenn man besagten E.T. kennt und stattdessen eher eine Art Erwachsenen-Version des aus kindlicher Perspektive spielenden Sci-Fi-Dramas darstellt, liegt ausgesprochener Zauber über dem herzerwärmenden Streifen. Er erzählt ohne wirklich viel Action eine Geschichte, in der es in allererster Linie um die Fähigkeit zu staunen geht. Jeff Bridges spielt den Starman mit einer gelungenen Mischung aus Naivität und Überlegenheit, während seine Filmpartnerin Karen Allen in gleicher Weise das „Tough Girl“ mit der Verletztheit einer trauernden Liebenden kombiniert. Obwohl die Handlung vorhersehbar ist, baut der Film eine ordentliche Portion an Spannung auf, was eins der Markenzeichen John Carpenters ist. Auch sonst verzichtet dieser keineswegs voll und ganz auf seine (Horrorfilm-bewährten) Stilmittel: Gruselig wird es insbesondere in den ersten Minuten des Films, wenn der Außerirdische (dessen wahre Gestalt wir in dem Film nicht zu Gesicht bekommen) sich in den toten Handwerker Scott verwandelt und in grotesker Weise dessen Gesten nachahmt, die er zuvor auf Super-8-Film studiert hat.

Doch schnell gewinnt die anfänglich befremdliche, pantomimenhafte Art des Aliens an Liebenswürdigkeit, etwa wenn Jenny ihm elementare menschliche Bedürfnisse wie Hunger oder auch das Urinieren erklären muss. Und wenn am Ende dann (das aus Spannungsgründen hier nicht verraten werden soll) das ganz große Finale kommt, dann ist sich der Großteil der Zuschauer vermutlich ziemlich sicher, dass man hier wahrhaftig “den nettesten Außerirdischen seit E.T.“ (wie ein Kritiker seinerzeit schrieb) erlebt hat. Wer anders empfindet, dem wird mit Sicherheit auch Spielbergs E.T., nach Besucherzahlen bis heute einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, nicht gefallen haben. Doch da zumindest ein negativer Bewertungspunkt zu einer guten Filmrezension dazu gehört, sei er auch hier angebracht: Bis heute ist dem Rezensenten schleierhaft, warum nicht Regisseur Carpenter selbst, sozusagen im Zweitberuf ein begnadeter Synthesizer-Musiker, den Soundtrack zu Starman komponiert und eingespielt hat.

Dem entgegen steht jedoch, dass sein Kollege Jack Nitzsche gute Arbeit geleistet hat und gleichfalls einen schönen Score schuf. Für diesen erhielt der Komponist 1985 neben Jeff Bridges als bester Hauptdarsteller eine Nominierung für den Golden Globe (den er jedoch leider ebenso wenig erhielt wie Bridges, der auch den Oscar im gleichen Jahr trotz Nominierung nicht bekam).

Starman erhielt 1987 eine Fortsetzung in Form einer 22-teiligen Fernsehserie, in der der Starman (diesmal gespielt von Robert Hays) zusammen mit seinem Sohn Scott Hayden (Christopher Daniel Barnes) auf die Suche nach der verschwundenen Jenny Hayden geht. Sie war unter dem Titel Der Mann vom anderen Stern 1990 auch hierzulande beim ZDF zu sehen.

Fazit

Böse (oder auch nicht so böse) Zungen könnten nun nicht ganz zu Unrecht sagen, dass jemand, der den Film Starman liebt, auch nicht über die Fans von Pretty Woman zu lästern braucht…das mag sein. Nichtsdestotrotz aber bietet der Film glänzende Unterhaltung für E.T.– und UFO-Fans, die ein gewisses romantisches Gemüt nicht verleugnen können (und auch wollen). Für die Harten im Garten (wie den Rezensenten) bleibt immer noch die Ausrede, es handele sich dabei schließlich um einen Film von Horror-Altmeister John Carpenter…


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Thorsten Walch
Ein Gedanke zu „Review: Starman (1984)“

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