Die Hiobsbotschaft birgt einen wichtigen Hinweis darauf, wer der mysteriöse Mann ist, der plötzlich in der Straße von Erziraphaels Laden aufgetaucht ist.

Mehr Raum für die Vergangenheit

Einst schloss Gott mit Satan eine Wette ab, in der es um den festen Glauben eines Mannes namens Hiob ging. Der Teufel durfte jenem nach und nach alles nehmen, weshalb Crowly (David Tennant) zum Beispiel die Ziegen des Mannes umbringt. Das macht er sehr zum Entsetzen von Erziraphael (Michael Sheen), der von dem Fortschreiten der Wette immer angewiderter ist, bis er und der Dämon etwas Folgenschweres beschließen, um die Kinder des Mannes zu retten.

In der Gegenwart versucht der mysteriöse Mann, der vermutlich Gabriel ist, Erziraphael in seiner Buchhandlung zu helfen. Dabei summt er ein Lied vor sich hin, das dem Engel bekannt vorkommt. Er macht sich an die Nachforschung, muss diese allerdings unterbrechen, als die anderen Erzengel seinen Laden besuchen, um dem Wunder nachzuspüren, dass Erziraphael und Crowley gemeinsam gewirkt haben, um Gabriel vor Himmel und Hölle zu verstecken.

Die Good-Omens-Reihe hat sich nicht nur durch seine lustige Haupthandlung ausgezeichnet, sondern auch durch seine gelungenen Rückblenden, wobei Die Hiobsbotschaft dieser dieses Mal sehr viel Raum gibt, viel mehr, als es bei den früheren Vergangenheitssequenzen der Fall war.

Der Moment des ersten Widerstands

Der Grund dafür liegt allerdings auf der Hand, denn im Rückblick dieser Folge wird erzählt, wann Erziraphael sich das erste Mal dem Willen des Himmels widersetzte und diesen am Ende etwas eigenwillig interpretierte. Gleichzeitig wird natürlich auch seine Freundschaft zu Crowley dadurch weiter entwickelt.

Dabei macht Die Hiobsbotschaft von Anfang an klar, dass dem Engel das Schicksal der Menschen am Herzen liegt. Man sieht sein Unwohlsein, als er den Vertrag zwischen Gott und Teufel liest bzw. überprüfen lässt, und erfährt, was mit dem armen Hiob wirklich alles Schlimmes getan werden kann. Und dieses Unwohlsein entwickelt sich im Laufe der Handlung weiter, bis es zu dem Augenblick kommt, wo er von Crowley quasi in Versuchung geführt wird und irdischen Genüssen verfällt.

Genau in dieser Szene erfährt er auch, dass sein alter Bekannter bereits fleißig dabei ist, die Vorgaben der Hölle entweder zu ignorieren oder frei zu interpretieren. Es ist ein Genuss, wenn man sieht, wie frei David Tennant als Crowley aufspielt, als er im entscheidenden Moment den himmlischen Heerscharen eine Lüge auftischt. Oder als er später Erziraphael davon überzeugt, dass er nicht vorhat, ihn in die Hölle zu holen.

Jede Menge Humor

Natürlich wird die Hiobsgeschichte in Die Hiobsbotschaft mit dem nötigen Augenzwinkern präsentiert. Szenen wie die sehr lange Schriftrolle oder Crowleys Verzweiflung angesichts der Naivität von Hiob oder das „Gespräch“ zwischen Hiob und Gott: Zu lachen gibt es in dieser Handlungszeit viel.

Nicht, dass die Gegenwart keinen Humor hat. Auch hier gibt es jede Menge verschiedener, gelungener Szenen. Etwa der Einfall von Gabriel, Bücher nach dem ersten Buchstaben des Romantextes selbst zu sortieren. Oder wie Erziraphael Crowley seinen Bentley abquatscht, damit er ihn fahren kann.

Man merkt allerdings, dass der Fokus von Die Hiobsbotschaft auf der Vergangenheit liegt, während die Gegenwartsebene etwas vernachlässigt wirkt. Der Besuch der anderen Erzengel, die Gabriel auf Grund des von Crowley und Erziraphaels gewirktem Wunder nicht erkennen, ist schon ein Highlight. Auch der Besuch des „Dirty Donkey“-Pubs mit dem Ladenbesitzer, der Erziraphael gleich dahingehend bequatscht, dass er ein Treffen der anderen Besitzer arrangiert, ist großartig geworden.

Wenn die Gegenwart vernachlässigt wird

Doch hat man den Eindruck, dass in der Handlungsgegenwart nur ein paar wichtige Plots vorbereitet werden, damit die Vergangenheit sich mehr entfalten kann. Weshalb – anders als in den vorherigen Folgen – hier nicht das Gefühl aufkommt, dass beide Handlungszeiträume gleich wichtig sind. Stattdessen plätschert die Gegenwart gefühlt vor sich hin, was angesichts der Qualität der Serie enttäuschend ist, aber auch gleichzeitig Meckern auf hohem Niveau entspricht.

Denn insgesamt ist Die Hiobsbotschaft eine gute Episode.

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Götz Piesbergen

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