Review: Jessica Jones 06 – Du bist ein Gewinner

Mit Du bist ein Gewinner durchläuft Jessica Jones Beziehung zu Luke Cage Höhen und Tiefen.

Nichts Konkretes da

Jessica Jones (Krysten Ritter) wird von Luke Cage (Mike Coltern) angeheuert, um jemanden zu finden, der nähere Hintergründe über den Tod seiner Ehefrau besitzt. Dabei kommen sich beide näher und es scheint so, als ob sich ihre Beziehung weiterentwickelt. Allerdings hat die Privatdetektivin ein schreckliches Geheimnis, welches sie dem Barbesitzer verheimlicht.

Doch während sie anscheinend endlich privates Glück erfährt, gibt es in ihrer Umgebung nicht so Erfreuliches. Hope Shlottman (Erin Moriarty), die von Killgrave (David Tennant) dazu gebracht worden war, ihre Eltern zu töten, ist mit dem Kind dieses Manipulierers schwanger und will es deswegen abtreiben, egal mit welchen Mitteln. Ihre Anwältin Jeri Hogarth (Carrie-Ann Moss) nutzt dieses Ereignis aus, um die Detektivin dazu zu bringen, ihr dabei zu helfen, endlich ihrer Frau die Scheidungspapiere zuzustellen. Und Killgrave selbst organisiert sich jede Menge Geld, um damit ein für Jessica wichtiges Gebäude zu kaufen.

In Du bist ein Gewinner hat Killgrave das erste Mal seit seinem Erstauftritt viele Szenen, in denen man ihn in der Handlungsgegenwart agieren sieht. Man erhält so einen guten Einblick in seine besonderen Fähigkeiten, aber nicht in das, was ihn ausmacht, was ihn ticken lässt. Es gibt hier nur Andeutungen, Hinweise, bezüglich seiner Gaben. Doch konkret wird die Serie nie.

Es gibt hier viele Szenen, in denen man einen Eindruck davon kriegt, wie mächtig er ist. Wie subtil er seine Fähigkeiten einsetzt, beziehungsweise, wann er sie nicht einsetzt. Man erlebt mit, wie er ein ganzes Café dazu bringt, zu verstummen, weil er es will. Und man sieht, wie er das Kindheitshaus von Jessica Jones kauft, ohne den Verkäufer mit seinen Gaben zu manipulieren. Er setzt hierzu an, verzichtet aber im letzten Augenblick darauf. Weshalb man sich als Zuschauer natürlich die Frage stellt, wozu er das alles macht. Was genau ist seine Motivation? Will er versuchen, Jessica noch mehr unter seine Kontrolle zu bringen? Es ist dieses Mysteriöse, dieses Rätsel, das einen dazu bringt, auch die nächsten Episoden zu gucken.

Die Chemie stimmt

Dabei spielen sich diese Ereignisse eher im Hintergrund von Du bist ein Gewinner ab. Im Vordergrund steht natürlich die Titelheldin. Und ihre Beziehung zu Luke Cage.

Die Chemie zwischen den beiden stimmte schon immer. Doch dieses Mal wird es noch weiter ausgebaut, da der unzerstörbare Barkeeper sie für einen Fall anheuert. Einen Fall, in dessen Verlauf sie sich noch näher kommen, als es ohne schon war.

Es ist natürlich in Du bist ein Gewinner vorhersehbar, dass diese Beziehung nicht lange Bestand haben wird. Dass früher oder später etwas geschehen muss, dass die beiden wieder auseinanderbringt. Denn so wäre dies für Jessica Jones eine Art verfrühtes Happy End, und zwar deshalb, weil die Serie noch ein Weilchen weitergehen wird.

Exzellent

Doch wie bereits geschrieben, stimmt die Chemie zwischen den beiden. Und so wird im Laufe der Folge wiederholt klar gemacht, dass die beiden sich wunderbar ergänzen. Dass sie, wenn es nötig wird, Rücken an Rücken kämpfen. Und sie sich gegenseitig vertrauen können, wenn die Situation es verlangt. Weshalb es auch umso trauriger ist, als die Beziehung am Ende der Folge vorzeitig beendet wird. Wobei der Grund dafür perfekt zur Serie passt, weil hier eben die Titelheldin von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, als sie von Killgrave als eine Art besseres Werkzeug für alle Situation missbraucht wurde.

Auch die anderen Nebenplots von Du bist ein Gewinner sind gut geworden. Die Handlung um Hope Shlottman ist exzellent, schon allein, weil sie die Motivation von Hope, das Kind von Killgrave abzutreiben, glaubwürdig darlegt. Ihre Verzweiflung darüber, was er mit ihr gemacht hat, geht einem unter die Haut, weshalb es auch sehr gut nachvollziehbar ist, wieso sie zu so drastischen Maßnahmen greift, um den Fötus loszuwerden.

Eiskalt

Und Carrie-Ann Moss kann erneut als eiskalte Rechtsanwältin Hogarth begeistern, die nichts ohne Hintergrundgedanken tut. Die von Jessica Taten einfordert, damit sie wieder für sie als Anwältin aktiv wird. Und die es kaum erwarten kann, geschieden zu sein, damit sie ihre neuste Geliebte, die selbstverständlich wesentlich jünger und attraktiver ist, zu heiraten. Was allerdings nicht nach ihren Vorstellungen verläuft. Wobei man sich fragt, was sie am Ende vorhat. Ein weiteres Mysterium, dass einen dazu bringen dürfte, auch die nächste Folge anzugucken.

Es gibt allerdings bei Du bist ein Gewinner zwei Mankos, die zwar jetzt nicht so enorm sind. Die einem aber dennoch auffallen und stören. Da ist zum einen die Tatsache, dass Jessicas drogenabhängiger Nachbar anscheinend den kalten Entzug gut überstanden hat und in dieser Folge clean ist. Es ist unklar, wie viel Zeit seit dem Entzug vergangen ist, aber vermutlich nicht allzu viel, weshalb diese Entwicklung auch so unglaubwürdig wirkt. Und zum anderen scheint zwischen Luke und Jessica etwas vorgefallen sein, weil er diesbezüglich zu Beginn der Folge etwas andeutet. Nur was genau, wird nicht vertieft. Eine solche narrative Leerstelle ärgert natürlich und ist nicht nötig.

Davon mal abgesehen macht auch diese Folge wieder jede Menge Spaß beim Zuschauen.

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Götz Piesbergen

Götz ist Jahrgang 78 und unser Chefredakteur. Er schreibt über Romane, Sachbücher, Filme, Serien und eine eigene Kolumne. Kurz: Er hält den Laden am Laufen.

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