Ist Punisher: War Zone zu recht ein Flop?

Die Dreharbeiten beginnen soon TM

The Punisher war 2004 kein überragender Film. Er hatte seine deutlichen Schwächen, konnte aber unterm Strich dennoch unterhalten. Der Erfolg an den Kinokassen war allerdings überschaubar. Bei einem Budget von 33 Millionen $ lag das Einspielergebnis am Ende bei 54,7 Millionen $. Dementsprechend konnte man sagen, dass der Film nur knapp daran vorbeischrammte, ein Flop zu sein.

Doch am Ende waren es die erfolgreichen DVD-Verkäufe, die dafür sorgten, dass Lions Gate Entertainment, die Produktionsfirma des Films, beschloss, eine Fortsetzung zu drehen. Der Hauptdarsteller des ersten Teils, Thomas Jane, war natürlich sofort mit an Bord. Und ebenso stand bereits der Antagonist des zweiten Teils – der später Punisher: War Zone heißen sollte – fest: Jigsaw, ein Gegenspieler des Anti-Heldens, der ihm vor allem in den 1990er Jahren ein Dorn im Auge war.

Ursprünglich sollte der Film bereits 2006 in die Kinos kommen. Doch wiederholt wurden die Dreharbeiten verzögert. Immer wieder hieß es, dass das Skript demnächst fertig sein würde, dass Jigsaw der Antagonist werden sollte und dass der Film blutig und dreckig sein würde. Aus 2006 wurde 2007 und das Drehbuch ließ weiterhin auf sich warten. Thomas Jane promotete unterdessen fleißig die angeblich bald anfangenden Filmarbeiten, er hatte dafür sogar schon extra Muskelmasse zugelegt. Doch dann zog er kurz vor Sommer die Reißleine und meinte, dass er keinen Sinn mehr da drin sehe, sich über einen Film Gedanken zu machen, an den er nicht mehr glaube.

Zum Abschluss noch ein paar schöne Kontroversen

Auch an der Regiefront von Punisher: War Zone herrschten Turbulenzen. Der ursprünglich vorgesehene Regisseur John Dahl lehnte den Job im Mai 2007 ab. Als Grund nannte er ein schlechtes Skript und ein bescheidenes Budget. Als seine Nachfolgerin wurde schließlich die Deutsch-Pakistanerin Lexi Alexander bekannt gegeben. Wobei diese ebenfalls anfänglich den Job ablehnen wollte und ihre Meinung erst dann änderte, als sie einige der damaligen Comics mit der Titelfigur las. Ebenso erhielt sie die Zusage, dass sie einen neuen Hauptdarsteller casten könne und den Look und das Gefühl des Films verändern dürfe. Sie selbst meinte, dass sie sich dabei an den Actionfilmen aus den 1980er Jahren orientierte.

Der neue Hauptdarsteller von Punisher: War Zone sollte der Nordire Ray Stevenson werden, der 2004 in King Arthur Dagonet darstellte. Vor den Filmarbeiten las er alle Ausgaben der Punisher Max-Serie und trainierte Ausdauer, Martial Arts und den Umgang mit Waffen. Dash Mihok, der später durch seine Rolle in Ray Donovan bekannt wurde, übernahm die Figur von Detective Martin Soap, während Colin Salmon (Doctor Who) zu Agent Budiansky wurde. Auf der Gegenseite schlüpfte Dough Hitchson (Fresh Horses) in die Haut des verrückten Loony Bin Jim, derweil Dominic West (The Wire) zum Hauptantagonisten Jigsaw wurde. Wayne Knight (Seinfeld) wurde in die Rolle des Punisher-Unterstützers Microship gecastet.

Die Filmarbeiten dauerten von 22. Oktober bis 14. Dezember. Gedreht wurde in Montreal, Kanada. Doch ehe der Film 2008 in die Kinos kam, geschahen noch ein paar Kontroversen. Kurt Sutter, der Drehbuchautor, ließ seinen Namen aus den Credits entfernen, weil das Endprodukt mit seinem Skript nichts zu tun hatte. Und auch Lexi Alexander war mit dem Endergebnis alles andere als zufrieden. Zwischendurch kamen dann auch noch Gerüchte auf, dass sie von den Dreharbeiten entfernt worden wäre, doch verneinte sie dies vehement. Wobei sie später noch sagte, dass sie mit dem Einfluss von Lionsgate auf den Film unglücklich war, da diese oft ihre und die Visionen von Marvel überstimmten.

Kein Geheimtipp

Seit Jahren führt Frank Castle schon einen Krieg gegen das organisierte Verbrechen. Heimlich gedeckt von der Polizei tötet er Mafia-Familie um Mafia-Familie. Seine neusten Opfer sind der Clan Cesare, von denen nur Billy „Der Schönling“ Russotti überlebt. Allerdings wird dieser schwer verletzt und sein schönes Gesicht verunstaltet, weshalb er sich von nun an „Jigsaw“ nennt.

Derweil hadert der Punischer mit seiner Mission. Er hat entdeckt, dass eines seiner Opfer ein undercover FBI-Agent war. Aus diesem Grund sind jetzt Agent Paul Budiansky und der Detective Martin Soap hinter ihm her sind. Er erwägt, von seinem Vorhaben abzulassen, was sein Ausrüster Microchip allerdings verhindern möchte. Und als Jigsaw seinen verrückten Bruder Loony Bin Jim befreit und anfängt, das organisierte Verbrechen zu übernehmen, muss er sich zwangsläufig umentscheiden.

Als Punisher: War Zone in die Kinos kam, wurde er ein regelrechter Flop. Bei einem Budget von 35 Millionen US Dollar spielte er nur 10,1 Millionen ein. Er erhielt vernichtende Kritiken, sowohl von Zuschauern, als auch von Fachleuten. Und anders als die 2004er Version wurde er auch nicht zu einem Geheimtipp. Und das, obwohl er lange Zeit nach dem Kinorelease nur in einer stark geschnittenen Version auf Disc zu kaufen war. Die ungeschnittene USK-18-Fassung kam erst Jahre später heraus und ist Vorlage dieser Rezension.

Eine gelungene Musik

Und nach 103 Minuten Laufzeit kommt man nicht darum herum, die negative Meinung von damals auch heute nachzuvollziehen. An dem Film stimmt nur wenig, derweil dafür im Gegenzug jede Menge andere Sachen einfach nicht gut sind.

Positiv ist die Musik von Michael Wandmacher. Der Score von Punisher: War Zone ist hervorragend und einer der besten Filmsoundtracks aller Zeiten. Schon allein das Titelthema geht einem in Mark und Bein und ist genial.

Auch Wayne Knight als Microchip ist ein Lichtblick in einem ansonsten eher nicht so überzeugenden Film. Die wenigen Szenen, in denen er auftritt, sind absolut gelungen. Man kauft ihm ab, dass er sich komplett der Unterstützung von Frank Castles Mission widmet, weshalb er sogar seine eigene Wohnung in ein Waffenlager umfunktioniert hat. Und er kennt seinen Klienten so gut, dass er vorhersagen kann, wann dieser sich umentscheidet und doch noch Waffen mitnimmt.

Gewalt um der Gewalt willen

Das sind allerdings nur wenige gute Seiten an Punisher: War Zone, der vor allem eins ist: erstaunlich schlecht.

Das fängt schon mit der Darstellung der Gewalt an. Man kann verstehen, dass die Macher des Films hierbei versucht haben, den Look der Punisher Max-Serie zu kopieren, die damals ebenfalls durch eine solch detaillierte Brutalität auffiel. Doch selbst dieser fiel es häufig schwer, diese Gewalt gut in die Story zu integrieren. Hier gelingt es noch weniger.

Häufig hat man einfach nur das Gefühl, dass hier Splatterszenen nur um ihrer selbst eingebaut wurden. Dass dadurch, dass man sieht, wie das Blut spritzt oder Schädel weggeblasen werden, eine gewisse Coolness erzeugt werden soll. Doch wirkt es am Ende nur forciert, so nach dem verzweifelten Motto: Schaut mal, wie gewalttätig wir sind, wie sehr nicht-mainstreamartig wird sind. Womit Punisher: War Zone allerdings über das Ziel hinausschießt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Charakterisierungen? Nicht nötig.

Auch die Charakterisierungen lassen zu wünschen übrig. Häufig hat man den Eindruck, dass hier nur das Rudimentärste getan wird und ansonsten Sachen nicht wirklich weiterentwickelt werden. Dass Frank Castle wegen der Ermordung eines undercover Agenten Gewissensbisse hat, wird beispielsweise nur dafür genutzt, dass er die Familie des Opfers aufsucht, um eine Verbindung mit ihr fürs Finale herzustellen. Danach wird das im Film sehr bald beiseite gewischt, mit dem Argument, dass er noch eine letzte Mission angehen will. Und danach ist es nicht mehr von Bedeutung.

Auch Agent Budiansky und Detective Soap werden in Punisher: War Zone nur aufs notwendigste dargestellt. Wichtige Szenen ereignen sich einfach so, ohne dass es aufgebaut wird. Und dass am Ende der Agent seine Meinung über den Punisher ändert, war vorhersehbar. Es wäre schön gewesen, wenn man beispielsweise mehr gemeinsame Szenen mit Soap und Frank Castle gesehen hätte, um die später enthüllte Partnerschaft zwischen den beiden auch wirklich aufzubauen und glaubwürdig wirken zu lassen. Doch das geschieht nicht.

Und die Antagonisten? Einfach nur verrückt zu sein, reicht nicht aus. Noch nicht mal in einer Comicadaption. Aber das ist eben das Gimmick von Jigsaw und seinem Bruder Loony Bin Jim. Beide versuchen, mit ihrer Gewalttätigkeit das organisierte Verbrechen zu übernehmen, doch wirken ihre Bemühungen eher unfreiwillig komisch. Es hilft auch nicht, dass die Maske von Jigsaw sehr künstlich aussieht und überhaupt nicht glaubwürdig.

Der Clown Prince of Crime lässt grüßen

Ein wenig wirken die zwei in Punisher: War Zone wie schwache Joker-Kopien. Bei Jigsaw ist es das Aussehen, womit er auffällt. Bei seinem Bruder ist es das wahnsinnige und mörderische Verhalten. Und beides überzeugt einfach nicht. Im Gegenteil: Das Original von DC und seine diversen Darsteller wirken deutlich besser!

Auch der Humor des Films ist häufig … nicht gut. Vieles wird mit einer Art Augenzwinkern präsentiert, was vor allem in der Einleitung des Finales auffällt, als Jigsaw und sein Bruder übertrieben die Straßen entlang stolzierend klischeehafte Gangs einladen, in einem Hotel, wo sie Geiseln halt, auf den Punischer zu warten. Aber diese Komik wirkt zu gewollt, zu forciert und absolut nicht glaubwürdig.

Und leider hat Ray Stevenson bei seiner Recherche für die Darstellung seines Charakters in Punisher: War Zone das Falsche aus den Comics übernommen. Er läuft die ganze Zeit mit einer steinernen Mine durch die Gegend. Und wenn er mal Emotionen zeigt, wirkt dies künstlich und nicht überzeugend. Weshalb auch die Verbindungen zu den anderen Figuren nicht sonderlich realistisch aufgebaut wirken, sondern so, weil es eben der Plot verlangt.

Es gibt natürlich schlechtere Superheldenverfilmungen, wie beispielsweise Catwoman oder Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Doch Punisher: War Zone kommt dem Niveau dieser Filme gefährlich nahe.

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Warpskala

Warpskala
2 10 0 1
2/10
Total Score

Positiv

  • Gelungener Soundtrack
  • Wayne Knight

Negativ

  • Unzufriedenstellende Charakterisierungen
  • Extreme Gewaltdarstellung um der Gewalt willen
  • Forciert wirkender Humor
Götz Piesbergen

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