Die Inquisition ist hinter Julian Bashir her.
Im Zweifel für die Anklage
Julian Bashir (Alexander Siddig) will eigentlich zu einer Ärztekonferenz. Doch daraus wird nichts, weil der Föderationsrat alle Führungsoffiziere von Deep Space Nine wegen einer Untersuchung auf Grund Spionageverdachts unter Arrest stellt. Der Ermittler, Luther Sloan (William Sadler), verdächtigt nämlich ein Mitglied der DSN-Führungsriege, insgeheim ein Spion für das Dominion zu sein.
Im Laufe der Zeit scheint er sich vor allem auf den Stationsarzt einzuschießen. Er hat zwar keine eindeutigen Beweise für seine Anschuldigungen, dennoch lässt er nicht locker und setzt den Doktor immer mehr unter Druck. Bis etwas ungeheuerlich geschieht.
Der Episodenname Inquisition lässt bereits nichts Gutes erahnen. Schließlich steht dieser Begriff für jene kirchliche Organisation, die vor allem im Mittelalter Jagd auf die „Ungläubigen“ machte und dabei nur selten darauf achtete, ob die Anschuldigungen wahr waren oder nicht. Dementsprechend stellt sich die Frage, ob der Krieg gegen das Dominion die Föderation schon so weit gebracht hat, dass sie ihre Prinzipien auf Grund eines bloßen, vermutlich blinden, Verdachts über Bord wirft.
Der perfekte Jäger trifft das perfekte Opfer
Zum Glück zeigt diese Folge, dass es noch nicht so weit ist, was positiv ist. Doch gleichzeitig wird ebenso bewiesen, dass die Antwort auf diese Frage auch negative Aspekte hat. Was sich vor allem an Luther Sloan bemerkbar macht.
In Inquisition ist er der perfekte Inquisitor. Er ist jemand, der komplett unvorhersehbar agiert und auch sonst undurchschaubar ist. In dem einen Moment ist er freundlich und erkundigt sich nach den Wünschen seiner Gefangenen, nur im anderen zu beweisen, dass er nicht lockerlässt. Dass es ihm im Prinzip egal ist, ob er mit seiner Vorgehensweise gegen irgendwelche Richtlinien verstößt. Denn am Ende heiligt für ihn der Zweck die Mittel.
Und mit Julian Bashir hat er das perfekte Opfer gefunden. Schließlich hat der Stationsarzt eine gewisse Historie mit dem Dominion, da er eine Zeitlang durch einen Formwandler ersetzt worden war. Insofern ergeben die Andeutungen und Vermutungen des Föderationsagenten durchaus einen Sinn. Und zu sehen, wie in dem Arzt selbst dann ebenfalls langsam Zweifel aufkommen, ist phänomenal.
Details, die entscheiden
Was Inquisition auch sehr gut zeigt, sind die vielen Tricks, mit denen die von dem Föderationsrat eingesetzten Ermittler Julian Bashir unter Druck setzen. Das fängt bereits bei Kleinigkeiten an, wie beispielsweise, dass er das Essen erhält, dass für Worf bestimmt ist. Es sind solche Details, die dafür sorgen, dass seine mentale Gesundheit leidet. Was auch sehr schön durch den immer deutlicher werdenden Drei-Tages-Bart unterstrichen wird – ein Anzeichen der Ungepflegtheit, die für Doktor Bashir eher ungewöhnlich ist.
Dabei ist dies eine spannend erzählte Folge. Wiederholt lassen sich die Macher neue Plottwists einfallen, die man so nicht kommen sehen konnte. Inklusive einer überraschenden Enthüllung am Ende der Episode.
Die anderen Figuren verkommen zu Randcharakteren, die nicht viel zur Handlung beitragen. Doch ihr wenn auch geringer Anteil am Plot reicht aus, um sie teilweise wichtig wirken zu lassen. So ist beispielsweise das, was Miles O’Brien (Colm Meaney) am Anfang der Folge passiert, ein kleines Detail, das gegen Ende von essentieller Bedeutung wird. Ebenso gibt Odo (René Auberjonois) in den finalen Minuten ein Spruch ab, der die Geschehnisse von Inquisition ironisch zusammenfasst und abrundet.
Eine heftige Enthüllung
Doch das, was die Folge so gelungen und so wichtig macht, ist etwas anderes. Es ist eine Enthüllung, die für die Zukunft der Serie und auch des Franchise von enormer Bedeutung ist. Genauer gesagt wird hier – Vorsicht Spoiler! – enthüllt, dass Sloan für die Sektion 31 arbeitet.
Dies ist das erste Mal in der Star Trek-Historie, dass diese heutzutage so berühmt-berüchtigte Geheimorganisation auftritt. Und schon damals konnte man merken, wie außergewöhnlich und wie gut vernetzt sie ist. Die hilflose Bemerkung von Benjamin Sisko, dass die höherrangigen Offiziere die Existenz der Geheimorganisation weder bestätigen noch verneinen können, sagt schon alles aus. Und man fragt sich am Ende der Folge: Wenn nur ein einziger Agent so viel Macht hat, wie viel hat dann die Sektion insgesamt?
Die Antwort darauf werden wohl künftige Folgen liefern müssen. Wobei unterm Strich Inquisition bereits enorme Vorarbeit geleistet hat. Auf einmal erhält das überwiegend positive Bild der Föderation eine deutliche Schattenseite, die vieles von dem, was man bislang von ihr wusste, in Frage stellt. Weshalb diese Episode auch gut gelungen ist.
Wertung
WertungPositiv
- Spannende Folge
- Luther Sloan ist unvorhersehbar
- Details machen den Unterschied
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