In Wo die Lust’Gen Quellen liegen erhält ein Senioroffizier das Rampenlicht, der dies noch nie zuvor hatte.

Endlich so etwas wie Profil

Lieutenant Commander Andy Billups (Paul Scheer) kriegt unerwarteten Besuch von seiner Mutter (June Diane Raphael), dem royalen Oberhaupt der Hysperianer. Die will unbedingt, dass er ihr auf den Thron nachfolgt. Doch er lehnt dies ab, da seine Liebe dem Maschinenraum der Cerritos gehört. Was seine Mama nicht davon abhält, ihn mit allen Tricks trotzdem dazu zu bringen, ihr endlich nachzufolgen.

Derweil transportieren Becket Mariner (Tawny Newsome) und Brad Boimler (Jack Quaid) den bösen Computer AGIMUS (Jeffrey Combs) zur Erde. Unterwegs stürzen sie jedoch auf einem Wüstenplaneten ab, der gerade noch so lebensfähig ist. Der Absturz hat viele wichtige Bordsysteme zerstört, darunter auch den Replikator, der nur noch Lakritzstangen anfertigt. Unter Schlafmangel leidend und ständig darauf achtend, dass AGIMUS die Situation nicht für seinen Vorteil ausnutzt, müssen sie nach einer Möglichkeit suchen, von der Welt runterzukommen.

Andy Billups ist von allen Senioroffizieren der Cerritos derjenige, der in Lower Decks bislang am wenigsten charakterisiert worden ist. Er war immer da, hat sich als Chefingenieur um den Maschinenraum gekümmert und das war es auch schon. Mit Wo die Lust’Gen Quellen liegen ändert sich dies jetzt. Mit dieser Episode erhält er endlich mehr Profil.

Sex sells, oder?

Dabei bestätigt die Handlung das, was man in all den Folgen zuvor schon vermutet hat: Im Prinzip ist er ein typischer Vertreter seines Berufes. Seine Liebe gehört einzig und allein dem Maschinenraum des Schiffes, auf dem er dient. Was natürlich, wie es bei Lower Decks üblich ist, mit viel Humor klargemacht wird.

Im Prinzip dreht sich seine Handlung in Wo die Lust’Gen Quellen liegen einzig und allein darum, dass er endlich Sex haben soll. Dementsprechend oft versucht sein Volk, ihn zu verführen, was jedoch nie klappt, da er vollkommen auf seine Arbeit fokussiert ist. Gleichzeitig ist er von den Versuchen, ihn doch noch ins Bett zu kriegen, genervt.

Das Besondere an der Folge ist, dass sie dieses Thema mit Humor behandelt, der jedoch nie zu schlüpfrig oder pubertär wird. Im Gegenteil: Es ist eine sensible Auseinandersetzung mit der Thematik, in der viel verklausuliert oder mit einfachen Metaphern ausgedrückt wird. Ebenso wirkt es sich nie negativ auf die gelungene Charakterisierung aus.

Typisch Übermutter

Die Darstellung der Hysperianer, insbesondere der royalen Königin Paolona, erinnert ein wenig an andere Völker der Star Trek-Historie, die bevorzugt in veraltert anmutenden Kleidern auftraten. Man denke nur an Qs Erstauftritt in Mission Farpoint. Die Darstellung der Mutter in Wo die Lust’Gen Quellen liegen hingegen scheint sich an Lwaxana Troi zu orientieren. Eben der dominanten Matriarchin, die ihre Pläne ohne Rücksicht auf Verluste oder den Gefühlen ihres Kindes durchzusetzen versucht. Was auch hier wiederholt als gelungener Quell des Humors genutzt wird.

Mit in diese Handlung von Wo die Lust’Gen Quellen liegen einbezogen werden auch Arthur Rutherford und D’Vana Tendi. Allerdings ist ihr Anteil zum Plot eher gering, was nichts Negatives ist. Im Prinzip deutet die Folge an, dass zwischen den beiden eventuell mehr sein könnte, als bloße Freundschaft.

Parallel zu diesen Ereignissen erlebt man mit, was Mariner und Boimler erleben. Zunächst ein Mal bestätigt dieser Plot, dass Becket Mariner ziemlich Badass ist, da sie die Tatsache, dass sie sich den Arm gebrochen hat, einfach so hinnimmt. Doch was interessanter ist, ist das Verhalten ihres Freundes.

Den kennt man doch …

Im Prinzip zeigt Wo die Lust’Gen Quellen liegen, wie sehr sich der Ensign seit seiner Zeit auf der Titan geändert hat. Er ist selbstbewusster und rastet nicht mehr aus, wenn etwas Schlimmes passiert. Man erlebt hier eine komplett neue Seite von ihm, die ihn erwachsener wirken lässt. Gleichzeitig wird hier aber auch seine Freundschaft zu Mariner betont, trotz aller Unterschiede zwischen ihrem jeweiligen Verhalten.

Allerdings merkt man an dieser Folge auch, dass sie noch einiges lernen muss. Sie ist immer noch die Person, die agiert, ohne großartig nachzudenken. Wie beispielsweise, als sie die Mission in ihrem und im Namen von Brad Boimler annimmt, ohne ihn zu fragen. Oder als sie ihm nicht zutraut, dass er auf der Titan gelernt hat, selbstständiger und risikobereiter zu agieren.

Doch das wahre Highlight von Wo die Lust’Gen Quellen liegen ist AGIMUS, der böse Computer. Der wird im Original übrigens von Jeffrey Combs gesprochen, der in der Geschichte von Star Trek schon viele andere Rollen dargestellt hat. Am bekanntesten ist sicherlich seine Darstellung des Vorta Weyoun aus Star Trek – Deep Space Nine.

Mit Hingabe böse sein

Hier spricht er mit Hingabe die böse Intelligenz. Die immer wieder versucht, ihre Kabel da reinzustecken, wo sie nicht hingehören. Die die beiden Sternenflotten-Kadetten gegeinander ausspielt, um sich einen Vorteil zu erschaffen. Und die wiederholt vortäuscht, sich zu bessern, das aber überhaupt nicht ernst meint. Es ist einfach klasse, wie dieser Computer agiert und wie die anderen auf ihn reagieren. Wobei der Höhepunkt sicherlich die Szene am Ende ist, wo er sein Ziel erreicht hat. Oder etwa doch nicht?

Wo die Lust’Gen Quellen liegen ist einmal mehr Lower Decks at its best. Einerseits eine Verbeugung vor dem klassischen Star Trek, indem es viele Elemente der früheren Serien verwendet, aber andererseits auch die Tatsache, dass es diese Merkmale hingebungsvoll durch den Kakao zieht, ohne dass es böse wirkt. Kombiniert man das mit einigen erstklassigen Charakterisierungen ist dies die nächste Folge der Serie und der aktuellen Season, die man als die beste bezeichnen kann.

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Götz Piesbergen

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