Während die Enterprise entführt wird, verliebt sich William Riker.

11001001 – 11001001
Staffel 1 – Episode 15

Buch: Maurice Hurley & Robert Lewin
Regie: Paul Lynch

Inhalt

Auf der Sternenbasis 74 kommt eine Gruppe von Binären an Bord der Enterprise. Diese Rasse von Humanoiden lebt in kompletter Symbiose mit ihren Computern und tritt immer nur in Paaren auf. Sie wollen die Leistungsfähigkeit des Bordcomputers der Enterprise erhöhen, was auch Verbesserungen der Software des Holodecks einschließt. Während Riker (Jonathan Frakes) dort eine Jazzbar in New Orleans des 20. Jahrhunderts kreiert und sich sogleich in eine holographische Frau verliebt, entführen die Binären das Schiff, um es zu ihrem Heimatplaneten zu bringen …

Rezension von 11001001

Diese Folge beschäftigt sich mit einem äußerst interessanten Thema: Was passiert, wenn man sich in eine Frau verliebt, die eigentlich gar nicht existiert? In dem Moment, in dem Riker auf dem Holodeck das Bild seiner persönlichen Traumfrau Minuet erscheinen lässt, ist es sofort um ihn geschehen, man sieht ihm an, dass er in ihr sehr viel mehr sieht als einfach nur eine vom Computer generierte Figur. Je mehr Zeit er mit ihr verbringt, umso mehr scheinen für ihn die Grenzen zwischen Phantasie und Realität zu verschwimmen, er behandelt sie, als wäre sie eine reale Person und fragt sie im ernsten Tonfall, wie weit es zwischen ihnen beiden gehen könnte. Und selbst der immer so kühl und kontrolliert wirkende Captain Picard entwickelt eine gewisse Faszination für Minuet, vor allem, als sie sogar auf französisch mit ihm spricht.

Erst als die Enterprise von den Binären gekapert wird, können sich die beiden aus dem Bann der Schönen befreien. Sie erkennen gerade noch rechtzeitig, dass Minuet von ihnen nur zur Ablenkung erschaffen wurde, damit sie ihren Plan, das Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen, ungestört in die Tat umsetzen können. Nur den wenigsten Zuschauern wird aufgefallen sein, dass diese ungewöhnlichen Wesen in Wahrheit von kleinen Mädchen gespielt wurden. Die Make-up-Abteilung hat hier großartige Arbeit geleistet, indem sie eine wirklich einzigartige Rasse erschaffen hat.

Doch der Schwerpunkt der Folge liegt nicht auf ihnen, sondern auf die eingangs gestellte Frage, inwieweit man für eine Holodeckfigur echte Gefühle entwickeln kann. Da das Holodeck Menschen absolut realistisch darstellen kann, ist es naheliegend, dass so mancher Benutzer vergisst, dass sie eben nur künstliche Geschöpfe ohne Leben sind. Was für Folgen das haben könnte, musste Lt. Barclay ja bereits in der Episode Der schüchterne Reginald erfahren, der auf dem Holodeck eine holographische Version der von ihm verehrten Deanna Troi schuf und sich vollständig in dieser Phantasie verlor. In 11001001 ist auch Commander Riker drauf und dran, etwas Ähnliches zu erleben. Aber wer kann ihm dies angesichts der schon ziemlich sinnlichen Minuet schon verübeln? Leider beschäftigt sich die Folge nur recht oberflächlich damit, wie groß die Gefahren sind, die in dieser Hinsicht von der Technologie des Holodecks ausgehen. Es ist klar, dass ein emotional gefestigter Charakter wie Riker nicht wirklich Gefahr läuft, den Bezug zur Realität komplett zu verlieren. Nichtsdestotrotz sind seine Gefühle für Minuet absolut echt, was besonders bemerkenswert ist, da er doch eher der Machotyp ist, dem man, zumindest zu diesem Zeitpunkt der Seriengeschichte, noch nicht zutrauen würde, ein echtes Interesse an romantischen Beziehungen zu haben. Aber er gibt am Ende selbst zu, wie schwer es ihm fallen wird, sie zu vergessen. Im Kontext zu allen anderen Episoden, in denen das Holodeck eine potentiell gefährliche Fehlfunktion erleidet, erscheint 11001001 noch recht harmlos zu sein, bringt den Zuschauer aber trotzdem dazu, darüber nachzudenken, wie er sich verhalten würde, befände er sich an Rikers Stelle. In unserer Zeit, in der virtuelle Realitäten immer mehr in unseren Alltag eintreten, ist diese Frage von nicht zu unterschätzender Relevanz.

 

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Sven Wedekin

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