Geordi LaForge und ein Romulaner müssen zusammenarbeiten, um zu überleben.

Auf schmalem Grat – The Enemy
Staffel 3 / Episode 7

Buch: David Kemper & Michael Piller
Regie: David Carson

Inhalt

Die Enterprise hat auf den unwirtlichen Planeten Galordon Core ein abgestürztes romulanisches Shuttle mitsamt dessen schwer verletzten Piloten entdeckt. Während der Bergung wird Geordi von seinen Kameraden getrennt und von einem weiteren Romulaner gefangen genommen. Gemeinsam müssen die beiden versuchen, auf dem Planeten zu überleben. Währenddessen stellt sich heraus, dass ausgerechnet Worf für eine Bluttransfusion in Frage kommt, mit der der romulanische Shuttlepilot gerettet werden kann. Die Situation droht, außer Kontrolle zu geraten, als Commander Tomalak mit einem Warbird auftaucht und droht die Enterprise zu zerstören, sollte der Pilot nicht ausgeliefert werden …

Rezension

Auf schmalen Grat ist eine hochdramatische Folge, in der der seit Langem schwelende Konflikt zwischen der Föderation und den Romulanern zu eskalieren droht. Eigentlich dürften diese sich gar nicht in der Nähe des Galordon Core aufhalten, da sich dieser Planet knapp außerhalb der Neutralen Zone befindet. Dadurch wirkt die Folge wie eine Analogie auf die Kubakrise, welche unsere Welt 1962 an den Rand eines Atomkriegs brachte. Sie enthält daher eine starke politische Dimension, denn auch hier wird der Konflikt zwischen zwei Supermächten auf die Spitze getrieben. Picard muss sein ganzes diplomatisches Geschick in die Waagschale werfen, um das Schlimmste zu verhindern.

Das gleiche gilt auch für Geordi, der sich in einer misslichen Lage befindet und gezwungen ist, mit seinem romulanischen Gegenspieler zu kooperieren. Diese Konstellation erinnert in gewisser Weise an die Ausgangssituation von Wolfgang Petersens Science-Fiction-Film Enemy Mine von 1985. Auch hier müssen sich zwei Feinde zusammenraufen, um in einer fremden Umgebung überleben zu können. Und auch im Fall von Auf schmalem Grat wird dies durch das gegenseitige Misstrauen erschwert, welches die Menschen und die Romulaner füreinander empfinden.

Weit mehr als bloßes Misstrauen hegt hingegen Worf für den im Sterben liegenden Romulaner, dessen Leben in seinen Händen liegt. Worf erscheint hier als ausgeprägter Rassist, der sich rundweg weigert, auch nur zu versuchen, seine Vorurteile zu überwinden, was schließlich den Tod des Romulaners zur Folge hat.

Interessant ist dieser Handlungsstrang vor allem deshalb,weil er geschickt mit den Erwartungen des Publikums spielt: Die meisten Zuschauer sind wahrscheinlich davon ausgegangen, dass sich Worf in letzter Sekunde besinnt und sich zu der rettenden Blutspende bereit erklärt, weil dies eben den gängigen TV-Konventionen jener Zeit entspricht. Doch durch seine konsequente Weigerung, einem Romulaner das Leben zu retten, werden wir daran erinnert, dass Worf ein Angehöriger einer Kultur mit ganz anderen moralischen Werten ist, woran auch die Tatsache nichts ändert, dass er unter Menschen aufgewachsen ist. Man muss den Autoren zu ihrem Mut gratulieren, dass sie sich getraut haben, eine Hauptfigur der Serie auf eine solch ambivalente Art darzustellen und den Zuschauer dadurch zum Nachdenken über die Sinnlosigkeit rassistischer Vorurteile anzuregen.

Außerdem tritt die Episode dadurch auch jenen Kritikern entgegen, die an Star Trek seit jeher bemängeln, dass es zu oft zu versöhnlichen Enden kommt, in denen Konflikte zwischen zwei scheinbar völlig gegensätzlichen Parteien im gegenseitigen Einvernehmen gelöst werden. Auf schmalem Grat ist aber ein bemerkenswertes Beispiel, dass dies eben nicht immer so sein muss. In dieser Hinsicht ist die Folge ein hervorragendes Beispiel dafür, wie realistisch Star Trek in seinen besten Momenten sein kann.

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Sven Wedekin

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