Das Kristall-Wesen vernichtet wieder Leben.
Das Recht auf Leben – Silicon Avatar
Staffel 5 – Episode 104
Buch: Jeri Taylor
Regie: Cliff Bole
Inhalt
Das bereits aus der Episode Das Duplikat bekannte Kristall-Wesen überfällt den Planeten Melona IV, auf dem die Föderation gerade eine neue Kolonie errichten will. Die Enterprise nimmt die Verfolgung auf und wird bei der Suche von Dr. Kila Marr (Ellen Geer) unterstützt, deren Sohn bei einem früheren Angriff des Wesens ums Leben kam. Sie will es daher unbedingt töten, während Captain Picard (Patrick Stewart) lieber einen Versuch unternehmen will, mit ihm zu kommunizieren …
Rezension
Auf den ersten Blick ist der Plot dieser Episode absolut typisch für Star Trek: Eine vermeintlich tödliche Bedrohung stellt sich bei näherer Betrachtung als gar nicht mal so bedrohlich heraus. In den ersten Minuten der Folge löscht das Kristall-Wesen scheinbar gnadenlos alles Leben auf Melona IV aus, weswegen auch wir Zuschauer den unmittelbaren Impuls verspüren, dass es so schnell wie möglich zur Strecke gebracht werden muss. Wir haben durchaus ein gewisses Verständnis für Dr. Marrs Hass auf jenes Wesen und sind umso erschütterter, als sie es ihrerseits vernichtet, nachdem sich herausgestellt hat, dass man mit ihm kommunizieren kann.
Beim Durchdenken der Folge fallen einem dann aber doch so einige Ungereimtheiten und offene Fragen auf, die den Gesamteindruck schmälern. Da ist zum einen Commander Rikers Verhalten. Auch er äußert im Gespräch mit Captain Picard seine Meinung, dass es besser wäre, das Kristall-Wesen zu töten, bevor es noch mehr unschuldige Menschenleben auslöschen kann. Doch nachdem Dr. Marr am Ende genau dies tut, scheint er darüber ebenso schockiert zu sein wie der Rest der Crew, ohne dass eine klare Erklärung für seinen Sinneswandel präsentiert wird. Vor allem muss man sich in diesen Zusammenhang fragen, ob Riker, und mit ihm Dr. Marr, nicht die ganze Zeit im Recht ist. Ist es wirklich vernünftig zu glauben, dass es möglich wäre, das Kristall-Wesen durch den Versuch mit ihm zu kommunizieren, davon abzuhalten in Zukunft von intelligenten Lebensformen bewohnte Planeten zu überfallen? Picards Vergleich mit einem Pottwal, der ja auch regelmäßig Tintenfische verspeist, um zu überleben, ohne deshalb im ethischen Sinne böse zu sein, vermag nicht recht zu überzeugen, denn wenn das Kristall-Wesen intelligent sein sollte – und dies wird ja durch die Bemühungen, mit ihm in Kontakt zu treten, vorausgesetzt – ist es sich der Konsequenzen seines Tuns wohl auch bewusst, weswegen es in dieser Hinsicht ebenso böse und gnadenlos ist wie beispielsweise die Borg.
Hingegen tut die Folge alles, um Dr. Marr so irrational und labil wie möglich darzustellen, wodurch ihr Charakter auch nicht gerade glaubwürdiger erscheint. Dies äußert sich auch in ihrem feindseligen, und alles andere als fairen Verhalten gegenüber Data. So entsteht am Ende der unschöne Eindruck, dass Dr. Marr nur deshalb so versessen ist, das Wesen zu töten, damit die Crew der Enterprise moralisch umso besser da steht, denn niemand, einschließlich, wie schon erwähnt Commander Riker, steht am Ende noch auf ihrer Seite. Es ist nur schwer zu verstehen, warum die Autoren die Chance vermieden haben, hier einen Konflikt innerhalb der Enterprise Crew, insbesondere zwischen Riker und Picard in die Folge einzubauen, denn das hätte ihr zweifellos mehr Dramatik und charaktermotivierte Spannung gegeben. Zu guter Letzt mutet es schon arg unglaubwürdig an, dass Dr. Marr am Ende dazu in der Lage ist, einen Code zu schreiben, den nicht einmal Data knacken kann.
So ist Das Recht auf Leben eine Episode mit einer etwas zweifelhaften Moral, einigen Logiklöchern und vielen vergebenen Chancen.
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