Es kommt zu einem tragischen Zwischenfall an der Akademie. Und Wesley Crusher ist involviert.

Ein missglücktes Manöver – The First Duty
Staffel 5 – Episode 19

Buch: Ronald D. Moore & Naren Shankar
Regie: Paul Lynch

Inhalt

Die Enterprise ist zur Erde zurückgekehrt, wo man der Abschlussfeier von Wesley Crushers Klasse an der Sternenflottenakademie beiwohnen möchte. Doch kurz vor der Ankunft wird Captain Picard darüber unterrichtet, dass Wesley in einen Flugunfall mit seiner Staffel verwickelt war, bei dem einer seiner Kameraden ums Leben kam. Während der Untersuchung des Vorfalls beginnt sich nach und nach herauszustellen, dass die Umstände, die zum Tod des Kadetten geführt haben, nicht so waren, wie es Wes und sein Geschwaderführer Nick Locarno darstellten …

Rezension

Man kann sicher ohne Übertreibung sagen, dass Wesley Crusher zu den unbeliebtesten Charakteren von „The Next Generation“ gehört. In vielen Episoden, vor allem der ersten beiden Staffeln, wurde er oft als Wunderknabe dargestellt, der das ganze Schiff durch einen brillanten Einfall vor der Zerstörung rettet. Er machte nie den Eindruck eines halbwegs normalen Teenagers und wirkte dadurch leider recht flach und teilweise auch etwas abgehoben. Die Autoren versäumten es, ihm menschliche Fehler und Schwächen zuzugestehen, was verhinderte, dass diese Figur mehr an Tiefe gewann. In der Folge „Ein missglücktes Manöver“ wird dies jedoch endlich nachgeholt. Wes ist hier für einen fürchterlichen Unfall, der einem jungen Kameraden von ihm das Leben kostete, zumindest mitverantwortlich. Nie zuvor hatte er sich je so moralisch fragwürdig verhalten wie hier, indem er sich dem Gruppendruck beugt und vor einer offiziellen Anhörung an der Sternenflottenakademie die Unwahrheit sagt.

War er zuvor immer als der strebsame Schüler charakterisiert worden, der sich stets vorbildlich verhielt, schreckt er hier nicht davor zurück, sogar Captain Picard, in dem er ja immer auch so etwas wie seinen Ersatzvater sah, zu belügen. So erscheint der junge Wes zwar nicht unbedingt sympathischer, dafür aber deutlich menschlicher als je zuvor.

Relativiert wird dies leider ein wenig dadurch, dass er selbst ja nicht die treibende Kraft hinter den Ereignissen ist. Vielmehr ist es sein Geschwaderführer Nicolas Locarno, der ihn mehr oder weniger dazu zwingt, sich im Namen des Gruppenzusammenhalts unehrlich zu verhalten. Locarno wird von Robert Duncan McNeill gespielt, der hier zum ersten Mal in einer Trek-Serie zu sehen ist und später in einer tragenden Rolle als Lt. Paris in „Star Trek: Voyager“ zu sehen sein wird.

Einen ebenfalls erwähnenswerten Auftritt hat Ray Walston als Gärtner Boothby, der bereits zuvor in einigen Folgen erwähnt wurde und hier erstmals auch zu sehen ist. Interessanterweise ähnelt dessen Verhältnis zu Picard dem zwischen Picard und Wesley. Während seiner eigenen Zeit auf der Akademie war Boothby für den Captain wohl auch so eine Art Mentor, der ihm auch in dieser Folge eine große Hilfe bei der Aufklärung der Ereignisse ist.

Ein missglücktes Manöver“ ist eine durchaus emotionale und auch spannende Episode, in der einige interessante moralische Fragen aufgeworfen werden. Wesley sieht sich hier erstmals mit Schwierigkeiten konfrontiert, aus denen er sich trotz seines überragenden Intellekts nicht so ohne Weiteres befreien kann. Aus dem Netz der Lügen, in das er sich verstrickt hat, kann er sich schließlich nur befreien, indem er ehrlich zu sich selbst ist und sich eingesteht, dass er nicht nur seine Freunde und Kameraden von der Enterprise vor den Kopf gestoßen hat, sondern auch einen Fehler machte, der zum Tod eines jungen Menschen führte. Es ist absolut erfrischend, Wesley in einer solch ambivalenten Rolle zu erleben, weswegen die Folge sicherlich zu den besten gehört, in denen diese Figur im Mittelpunkt steht.

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Sven Wedekin

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