Archer und seine Crew befinden sich in der Vergangenheit der Erde. Der zweite Weltkrieg wurde durch den temporalen Kalten Krieg beeinflusst…
Nazis, Zeitreisen und Alien-Absurdistan
Mit Sturmfront, Teil 1 (Storm Front, Part I) geht Enterprise in die vierte Staffel – und startet so… wie man’s nie erwartet hätte: Mit Nazi-Aliens im Zweiten Weltkrieg. Kein Witz. Wer dachte, die dritte Staffel hätte mit Stunde Null schon alles abgefeuert, wird hier eines Besseren belehrt.
Was wie ein Sci-Fi-Trashtraum klingt, wird von Star Trek: Enterprise erstaunlich ernsthaft, temporeich und visuell stark serviert – und zementiert: Die Zeitreisehandlung aus der „Temporalen Kalten Krieg“-Storyline geht in die letzte, wilde Runde.
Willkommen in der Bizarro-Zukunft der Vergangenheit
Die Folge knüpft exakt an die letzte Szene aus Staffel 3 an: Captain Archer (Scott Bakula) liegt verletzt in einem Feldlazarett – doch statt 2154 ist es plötzlich 1944, und statt Sanitätern mit Hypo-Sprays stehen da Nazis. Mit futuristischer Alien-Technologie. Und ein Reptiloiden-Offizier, der aussieht, als hätte er aus einem verpatzten X-Files-Casting entlaufen sein können.
Die Erde, so erfahren wir bald, ist nicht die Erde wie wir sie kennen: Die Ostküste der USA ist von Nazis besetzt, die sich mit außerirdischen Kräften verbündet haben. Klingt irre? Ist es auch. Aber es funktioniert.
Denn Regisseur Allan Kroeker inszeniert das Ganze wie einen Sci-Fi-Weltkriegsfilm – mit Schmutz, Rauch, Widerstandskämpfern, Maschinengewehren und Zeppelinen, die über Manhattan patrouillieren.
Widerstand ist nicht zwecklos
Während Archer versucht zu verstehen, wo (oder eher wann) er ist, verbündet er sich mit amerikanischen Widerstandskämpfern – darunter Alicia Travers (Golden Brooks), eine resolute, starke Figur, die sofort als moralisches Gegengewicht zum Wahnsinn fungiert.
Die Enterprise selbst steckt derweil im Orbit fest, schwer beschädigt, mit einer Crew, die sich fragt, warum der Himmel plötzlich voller Weltkriegsluftabwehr ist.
Phlox (John Billingsley) bekommt sein eigenes kleines Abenteuer, nachdem er von Nazi-Schergen entführt wird, um außerirdische Medizin zu basteln – mit einem unfreiwilligen Cameo des übriggebliebenen „Temporalen Kalten Kriegers“ Vosk (Jack Gwaltney). Der wiederum hat ganz eigene Pläne: Er will die Zeitlinie radikal neu schreiben – mit sich als Herrscher über Vergangenheit und Zukunft.
Trivia: Das Produktionsdesign wurde minutiös an 1940er-Jahre-Dekor und Kleidung angepasst – viele Sets stammen aus alten WWII-Filmen der Paramount-Archive.
Timey-Wimey mit Sturmgewehr
Die Stärke der Folge liegt darin, dass sie sich ihres Trash-Potenzials bewusst ist – und trotzdem versucht, etwas Ernsthaftes zu erzählen: Die Gefahren des Zeitmanipulierens, die moralische Absurdität von Allianzen mit Faschisten, und die Grauzonen des Krieges.
Dabei darf Archer wieder als Mann der Tat glänzen: Statt auf der Brücke Kommandos zu geben, führt er Guerilla-Aktionen durch, schwingt sich in Jeeps und liefert sich Faustkämpfe mit Nazis und Aliens gleichermaßen.
Und das ist völlig okay so. Es ist wie ein verlorenes Kapitel aus Captain America trifft Star Trek.
Spiegel unserer Zeit
Gerade in Zeiten, in denen Verschwörungstheorien, Geschichtsverdrehung und autoritäres Denken wieder gefährlich salonfähig werden, wirkt „Sturmfront“ überraschend aktuell: Die Idee, dass Wahrheit formbar ist, dass Geschichte manipuliert werden kann – das ist heute wieder brennend relevant.
Und die klare Botschaft: Wer mit Faschisten paktiert, verrät die Zukunft.
Fazit
Sturmfront, Teil 1 ist mutig, absurd, unterhaltsam – und dabei erschreckend relevant. Eine Mischung aus Abenteuerfilm, Sci-Fi-Thriller und Kriegsdrama, die man so bei Star Trek nicht oft bekommt.
Infos
Folge: Sturmfront, Teil 1
Originaltitel: Storm Front, Part I
Drehbuch: Manny Coto
Regie: Allan Kroeker
Showrunner: Brannon Braga & Manny Coto
Produktionsnummer: 075
Erstausstrahlung USA: 8. Oktober 2004 (UPN)
Erstausstrahlung Deutschland: 4. Februar 2005 (Sat.1)
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Wuchtiger Staffelauftakt mit mutigem Setting
- Stark inszenierter WW2-Alternativwelt-Ansatz
- Gute Dynamik zwischen Archer und Alicia Travers
- Spannende Rückkehr der Temporalen Krieg-Story
Negativ
- Sehr großer Sprung von der letzten Staffel – tonal wie thematisch
- „Nazis mit Aliens“-Prämisse wirkt auf dem Papier albern
- Einige Crewmitglieder bleiben (noch) Randfiguren
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