Die Voyager-Besatzung entdeckt ein Wurmloch, das von Ort zu Ort springt; sein anderes Ende ist im Alpha-Quadranten stationär. Auf einem nahe gelegenen Planeten existiert eine prä-industrielle Zivilisation. Die Voyager-Besatzung findet heraus, dass sieben Jahre zuvor zwei Ferengi in das Wurmloch hineingezogen wurden und sich nun mit Hilfe eines Replikators als gottgleiche Weise verehren lassen und die Bevölkerung ausbeuten.
Das Wurmloch – Hoffnungen, Lügen und das Delta-Quadrant’sche Kleingedruckte
Ein Ferengi zu viel, ein Heimweg zu wenig und ganz viel klassische Ironie
Wenn Voyager uns eines immer wieder lehrt, dann das: Hoffnung ist ein zweischneidiges Schwert – besonders im Delta-Quadranten. In „Das Wurmloch“ (Originaltitel: False Profits) bekommt die Crew zum ersten Mal seit einer gefühlten Lichtjahrewanderung die Chance, nach Hause zu kommen – durch ein instabiles Wurmloch. Doch wie es sich für eine richtig schöne Trek-Folge gehört, wird daraus natürlich nichts.
Und Schuld daran? Zwei Ferengi, die sich in bester TNG-Tradition auf einem rückständigen Planeten als Götter aufspielen. Willkommen zurück, moralischer Subtext!
Da waren doch mal zwei Ferengi…
Klingelt da was? Richtig: Die Folge greift ein loses Ende aus The Next Generation auf – genauer gesagt aus der Episode Der Barzanhandel, in der zwei Ferengi in ein instabiles Mikrowurmloch gezogen wurden. Seitdem dachte man: „Tja, die werden schon irgendwo gelandet sein.“ Und Voyager sagt: „Jawoll – im Delta-Quadranten!“
DaiMon Arridor (Dan Shor) und Kol (Leslie Jordan) haben sich auf dem Planeten Takar erfolgreich zum religiösen Zentrum aufgeschwungen, inklusive „heiligen Ohrläppchen“ und goldgepresstem Latein… äh, Latinum.
Was folgt, ist eine wunderbar absurde Mischung aus Satire, Comedy und cleverem Worldbuilding. Denn Janeway (Kate Mulgrew) will das Wurmloch nutzen – doch die Ferengi wollen das natürlich verhindern. Warum? Profit, Baby. Wenn man einmal Gott ist, gibt man das ungern für ein paar Lichtjahre Heimflug auf.
Neelix undercover – Ferengi light
Der heimliche Star der Folge ist diesmal Neelix (Ethan Phillips), der sich in den Tempel der Ferengi einschleust – natürlich in Verkleidung als der neue Große Führer, geschickt von den „Himmlischen Schatzmeistern“. Was sich anhört wie ein alberner Kindergeburtstag auf Ferenginar, ist tatsächlich die cleverste Wendung der Folge.
Neelix darf hier mal aus seiner „bunten Küchenhilfe“-Rolle ausbrechen und zeigt Witz, Timing und – ja – Rückgrat. Besonders köstlich: Wie er die Ferengi mit ihren eigenen Regeln reinlegt. Stichwort: „Der Große Schatzwechsel findet nur alle tausend Jahre statt!“ – Trek’sche Mythenbildung in Bestform.
Trivia: Leslie Jordan war hier in einer seiner seltenen Sci-Fi-Rollen zu sehen. Später wurde er als Comedy-Sidekick in Serien wie Will & Grace oder Call Me Kat bekannt – ein Kontrastprogramm, das aber zeigt, wie wandelbar er war.
Die Moral von der Geschichte: Regeln sind eben doch nicht für alle gleich
Natürlich läuft am Ende nichts wie geplant: Das Wurmloch ist zu instabil, die Ferengi tricksen sich selbst raus und Voyager bleibt – Überraschung – im Delta-Quadranten. Und obwohl das frustrierend ist, bleibt die Folge bemerkenswert in ihrer Botschaft:
Hier prallen Sternenflotten-Idealismus und kapitalistische Ausbeutung aufeinander, und mittendrin ein Planet, der den Preis dafür zahlt. Dass Janeway die „Götter“ nicht einfach mit Gewalt entführt, zeigt mal wieder: Der moralische Kompass ist nicht verhandelbar – auch wenn’s unbequem ist.
Was uns die Folge heute sagt: Wer den Profit über das Gemeinwohl stellt, verliert
Die Episode ist erstaunlich aktuell. Zwei Typen gaukeln einem Volk eine Erlösung vor, um sich selbst zu bereichern – klingt wie die Netflix-Doku von letzter Woche. Das Wurmloch hält uns einen Spiegel vor, was passiert, wenn Macht, Religion und Wirtschaft zu einem toxischen Cocktail werden. Und wie schwer es ist, solchen Systemen mit reiner Vernunft beizukommen.
Fazit
Das Wurmloch ist ein spaßiges, kluges Ferengi-Abenteuer mit bitterem Nachgeschmack. Die Mischung aus absurder Religionskritik, Wirtschaftssatire und klassischem Trek-Moralspiel funktioniert besser, als man bei der Prämisse erwarten würde. Kein Gamechanger für die Gesamtstory – aber eine unterhaltsame, erstaunlich bissige Episode, die TNG-Fans ein Lächeln entlocken dürfte.
Infos zur Folge
Folgentitel: Das Wurmloch (Originaltitel: False Profits)
Drehbuch: George Brozak
Regie: Cliff Bole
Showrunner: Jeri Taylor
Folgenbezeichnung: Staffel 3, Episode 5
Deutsche Erstausstrahlung: 22. Mai 1998 (Sat.1)
US-Erstausstrahlung: 2. Oktober 1996 (UPN)
Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Tolle Verbindung zu TNG, gelungenes Sequel
- Neelix in Bestform – selten so überzeugend
- Humorvoll, bissig, mit klarer Trek-Botschaft
Negativ
- Die Wurmloch-Sache bleibt dramaturgisch etwas flach
- Die Ferengi sind stark überzeichnet – für manche zu slapstick
- Am Ende wieder: „Alles bleibt, wie es war“ – wenig Fortschritt für die Gesamtstory
- Star Trek Voyager – 047 – Das Wurmloch - 5. September 2025
- Star Trek Enterprise – 087 – Beobachtungseffekt - 30. August 2025
- Star Trek Voyager – 046 – Der Schwarm - 29. August 2025