Dieser Kinofilm schafft das, woran andere Filme scheitern: Sehr viele Dinge erreichen zu wollen.
Viel gewollt, alles geschafft
Wenn ein Film mit vielen verschiedenen Charakteren und Plots jongliert, kann man in den meisten Fällen davon ausgehen, dass das nach hinten losgeht. Dass er sich daran übernimmt und deshalb auch auf ganzer Linie scheitert. The First Avenger: Civil War ist da die Ausnahme einer Reihe von Regeln.
Wobei man auch sagen muss, dass dies zwar ein Captain America-Film ist. Aber ebenso ein Avengers-Film. Genauso, wie ebenfalls ein MCU-Film, der vieles für künftige Teile vorbereitet. Das ist vieles auf ein Mal. Und doch schafft er es, all das zu meistern.
Das lag nicht zuletzt an den Russo-Brüdern, die ja schon bei Captain America: The Return of the First Avenger Regie führten. Dass sie auch für die Fortsetzung zurückkehren würden, wurde dabei kurz vor dem Kinorelease des eben genannten Films bekannt. Es war ein Zeichen, das Marvel Studios ihnen vertraute, vor allem basierend auf den hervorragenden Probeaufführungen, die eben jener Leinwandstreifen hatte.
Sehr viele Rückkehrer
Sie waren dabei nicht die Einzigen, die zurückkehrten. Auch Kameramann Trent Opaloch sollte erneut die Kameraführung übernehmen. Genauso wie Christopher Markus und Stephen McFeely sich wieder ums Drehbuch kümmern sollten. Ihre ersten Entwürfe sorgten bei den Regisseuren für große Begeisterung. Dabei lautete die Vorgabe von Kevin Feige, dass, wie auch im vorherigen Film, es erneut einen Moment wie der Niedergang von S.H.I.E.L.D. geben sollte. Abgesehen davon hatten die Regisseure und Drehbuchautoren freie Hand.
Eine der Grundlagen für die Geschichte sollte der Civil War-Comic aus den Jahren 2006 bis 2007 sein. Wobei sich die Drehbuchautoren nicht sklavisch daran hielten, sondern nur das Grundkonzept übernahmen. Abgesehen davon war die Story eine freie Interpretation.
Es war natürlich keine Überraschung, als bekannt wurde, dass sowohl Chris Evans, wie auch Sebastian Stan zurückkehren sollten. Da The First Avenger: Civil War die Ereignisse des vorherigen Films wieder aufnehmen würde, war das quasi eine Zwangsvoraussetzung.
Den Kopf durchgesetzt
Doch dann wurde der restliche Cast bekannt. Und da gab es jede Menge Überraschungen. Denn nicht nur kehrte Robert Downey Jr. zum ersten Mal seit Avengers: Age of Ultron zurück. Ebenso sollten auch fast alle anderen Avengers zurückkehren, abgesehen von den Figuren von Chris Hemsworth und Mark Ruffallo. Es galt ebenfalls neue Darsteller und ihre Charaktere vorzustellen. Chadwick Boseman (42) sollte T’Challa darstellen, den Black Panther. Ebenso gab es Gerüchte, dass es zwischen Marvel Studios und Sony Entertainment eine Vereinbarung bezüglich der Nutzung von Spider-Man gab, wobei unklar war, wer die Figur spielen würde. Und zusätzlich sollte Martin Freeman (Der Hobbit) als Everett K. Ross gecastet werden.
Es gab jedoch einige Turbulenzen bei der Entwicklung des Films. So wollte Marvel Entertainment, das Medienunternehmen, dass die Übersicht bei Marvel Studios innehatte, dass es ein Happy Ending geben würde, wo die Avengers zusammen gegen Baron Zemo kämpfen würden. Doch die Russo Brüder wollten das nicht und drohten sogar damit, das Filmprojekt zu verlassen. Am Ende sprang ihnen Alan F. Horn, der damalige Kopf der Walt Disney Studios bei, was dazu führte, dass die Brüder ihre originale Vision umsetzen konnten. Als Konsequenz davon übernahm Walt Disney Studios 2015 die Übersicht über Marvel Studios.
Auch das Casting von Spider-Man war nicht so einfach. Die Russo Brüder hatten klare Vorstellungen. Sie wollten, anders als in den früheren Spider-Man-Verfilmungen einen wirklich jungen Darsteller. Einen, der nahe am Alter der Figur aus den Comics lag. Am Ende gab es deshalb Probeaufführung in Atlanta mit sechs jungen Schauspielern, sowie Chris Evans und Robert Downey Jr.. Die Wahl fiel schließlich auf Tom Holland (Im Herzen der See), der zu jener Zeit gerade mal über 19 Jahre alt war. Die Figur sollte später einen Solofilm kriegen, dessen Regisseur Jon Watts bereits bei diesen Dreharbeiten zugegen war und Ideen beisteuerte.
Wer kommt rein, wer nicht
Die Russobrüder hatten sich wirklich Gedanken gemacht, wer Teil des Films werden sollte und wer nicht. Sie entschieden sich bewusst gegen einen Auftritt von Samuel L. Jackson. Ebenso, wie sie einen Auftritt von Evangeline Lilly als Hope van Dyne in ihrem Wasp-Kostüm strichen, weil sie der Auffassung waren, dass ihre Figur untergehen würde. Auch Gwyneth Paltrow sollte nicht auftreten, da deren Vertrag ausgelaufen war und wo die Drehbuchautoren ansonsten Schwierigkeiten hätten bei einem Auftritt eine Szene, in der sie sich von Tony Stark trennt, emotional unterzubringen.
Gedreht wurde nicht nur in Amerika. Auch Deutschland sollte als Drehort herhalten, wobei der finale Kampf auf dem Leipziger Flughafen stattfinden sollte. Allerdings nicht in echt, sondern am Computer erstellt. Wobei dies nicht das Einzige war, was aus der Bundesrepublik kam. Denn Daniel Brühl (Goodbye Lenin) wurde als Helmut Zemo gecastet. Wobei seine Figur sich sehr stark von dem Comicschurken unterschied, der im Original ein Nazi-Wissenschaftler war.
Am 12. April 2016 feiert der Film sein Debüt, ehe er am 6. Mai weltweit in die Kinos kamen. Und die ganze Welt war gespannt, was einen erwarten würde.
Ein Wagnis, dass sich gelohnt hat
1991 wird der Winter Soldier wieder erweckt und zu einem Einsatz ausgeschickt, um ein Auto aufzuhalten, dass einige Proben des Supersoldatenserums mit sich führt. In der Gegenwart verhindern die Avengers, dass Crossbones mit einer biologischen Waffe, die er gestohlen hat, davon kommen kann. Doch es kommt zu einer Explosion, die Wanda Maximoff versucht, von den Zivilisten wegzubringen. Stattdessen steuert sie diese jedoch aus Versehen in ein nahe gelegenes Gebäude, womit sie jede Menge Leute umbringt, darunter mehrere Arbeiter aus Wakanda.
Die UN versucht daraufhin die Avengers unter Kontrolle zu bringen. Das Sokovia Abkommen soll ein Kontrollgremium einrichten. Doch die Gruppe ist in ihrer Reaktion gespalten. Tony Stark findet die Idee gut, derweil Steve Rogers es ablehnt. Als es schließlich bei einer UN-Versammlung feierlich unterzeichnet werden soll, gibt es einen Bombenanschlag, bei dem T’Chaka, Monarch von Wakanda ums Leben kommt. Der Täter soll niemand Geringeres als Bucky Barnes sein. Doch Steve glaubt das nicht und versucht, seinen Freund zu beschützen.
Es war ein Wagnis. Doch am Ende lohnte es sich. Bei einem Budget von 250 Millionen US Dollar sollte The First Avenger: Civil War über 1,1 Milliarden US Dollar einspielen. Kommerziell war der Film also erfolgreich. Und bei den Kritikern?
Wer hat recht?
Auch diese waren von dem Kinofilm angetan. Kein Wunder, denn den Russo Brüdern gelang etwas, woran zuletzt Thor: The Dark Kingdom scheiterte: Sie drehten einen Film, der vieles fürs künftige MCU vorbereiten sollte. Und dabei trotzdem eine eigenständige Geschichte erzählte, die deutlich im Vordergrund stand.
Dieser Kinofilm war ein als ein Captain America getarnter Avengers-Film. Wo zwar einerseits Steve Rogers und sein Bedürfnis, seinen alten Freund zu schützen im Vordergrund stand. Es aber andererseits auch um den Konflikt zwischen Steve und Tony ging, welche Philosophie jetzt die richtige war. Captain America stand für die Freiheit und Unabhängigkeit, Iron Man hingegen für die Kontrolle.
Dabei vermied es der Kinofilm, für eine Seite Partei zu beziehen. Denn am Ende haben Recht und Unrecht gleichermaßen. Beide begehen Fehler, die erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. Tony will Kontrolle und stellt Wanda deshalb bis zur Unterzeichnung des Abkommens unter Hausarrest, bewacht von Vision. Steve will Freiheit und vertraut gleichzeitig seinem alten, besten Freund. Und bricht dabei alle möglichen Gesetze.
Große Keilerei
Und dann werden in diesen Konflikt auch noch die übrigen Avengers nach und nach reingezogen. Höhepunkt ist dabei sicherlich die große Klopperei am Leipziger Flughafen. Zuvor stellten beide Parteien ihre Leute zusammen, wofür Clint Barton sogar seine Familie verlässt, um Wanda aus dem Hausarrest zu befreien. Um dann am Flughafen aufeinanderzutreffen.
Bereits mit diesem Cast hatte der Film alle Hände voll zu tun. Und doch hat man nie das Gefühl, dass Figuren untergehen oder als Pappfiguren verwendet werden. Jedes Mitglied der beiden Seiten erhält mehrere Szenen, wo es glänzen kann. Sei es Falcons Hassfreundschaft zu Bucky Barnes, wie Vision entdeckt, dass er für Wanda Maximoff Gefühle empfindet oder als eben jene sich schließlich dazu entscheidet, selber über ihr Leben zu bestimmen. Es gibt viele großartige Charaktermomente und das trotz all der Action und Plots.
Auch die neuen Figuren werden gut eingeführt. Chadwick Boseman als Black Panther stellt einen jungen Anführer dar, der zunächst von Rache getrieben wird, aber dann nach und nach entdeckt, dass er manipuliert wird. Dieser Charakter strahlt eine enorme Gefährlichkeit, aber auch Gravitas aus. So das man sich umso mehr auf seine kommenden Auftritte freut.
Die perfekten Castings
Was auch für Spider-Man gilt. Was war dies für ein Moment, als ich im Kino saß und ihn das erste Mal im Kostüm auftreten sah. Die Wahl von Tom Holland war genau die richtige. Er verkörpert das Nerdige, dass man von so einem jungen Mann erwartet, aber ebenfalls den unbedingten Willen, Tony zu gefallen. Das Schöne ist, dass hier nicht noch einmal versucht wird, seinen Origin zu erzählen. Es wird nur gesagt, dass etwas schlimmes Geschehen ist und dabei belassen.
Und dann ist da noch Daniel Brühl. Die meiste Zeit fragt man sich, wieso er so handelt, was seine Motivation ist. Man sieht nur, dass er intelligent und skrupellos agiert. Stets scheint er sich am Rande der Ereignisse herumzutreiben, sich nie direkt einmischend, sondern nur hier und da etwas zu manipulieren. Und doch sorgen seine Taten wiederholt dafür, dass Dinge geschehen, die enorme Konsequenzen haben. Am Ende schafft er etwas, was vor ihm noch keinen MCU-Schurken gelungen ist. Er ist mit seinem Plan erfolgreich und er bleibt am Leben. Der Charakter ist großartig dargestellt und geschauspielert.
Es ist schlichtweg unglaublich, wie gut es The First: Civil War gelingt, sowohl großes Actionkino zu sein, wie auch nahe an den Figuren zu bleiben. Dabei erzeugen die Russobrüder gleichzeitig Bilder, die einem im Kopf hängen bleiben. Wie etwa als Steve Rogers mit aller Kraft verhindert, dass sein zuvor manipulierter Freund abhaut. Oder das Ende des Films, wo Captain America und Iron Man sich direkt duellieren.
Erhebliche Konsequenzen
Wobei das Ende sowieso weitreichende Konsequenzen hat. Man sieht, wie die Avengers auseinanderfallen. Wie Steve sogar auf einen essenziellen Part seiner Identität verzichtet, nur um seinem Freund zu helfen. Wie ein Teil der Gruppe im Gefängnis landet und wie Tony so etwas wie Gewissensbisse kriegt, ob Steve am Ende nicht doch Recht hatte.
Visuell ist der Film großartig! Nur an einer Stelle, wo ein sehr junger Robert Downey Jr. gezeigt wird, kriegt man Uncanny Vally-Vibes. Was jedoch das einzige Mal ist.
Wer hat Recht, wer hat Unrecht? Am Ende ist dies egal. Denn am Ende hat dieser Film das MCU nachhaltig verändert. Und die dritte Phase auf eine Art und Weise eingeleitet, die besser nicht hätte sein können.
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