Dieser Film sollte gleichzeitig ein Abschluss, aber auch ein Beginn darstellen.
Abschluss und Anfang
Die X-Men-Filme waren zuletzt sehr erfolgreich. Sowohl Erste Entscheidung wie auch Zukunft ist Vergangenheit kamen bei den Kritikern und bei den Kinozuschauern sehr gut an. Wie erfolgreich sie waren, konnte man unter anderem daran erkennen, dass Bryan Singer bereits im Dezember 2013 über Twitter ankündigte, dass es eine Fortsetzung geben würde. Worum diese sich drehen würde, war klar, wenn man sich die Endszene von Zukunft ist Vergangenheit ansah. Wo niemand Geringeres als ein gewisser En Sabah Nur, besser bekannt, als Apocalypse auftauchte.
Im selben Monat wurde ebenfalls bekannt, dass die Story wieder von den üblichen Verdächtigen stammen würde. Das also sowohl Bryan Singer, wie auch Simon Kinberg, Dan Harris und Michael Dougherty sich um die Geschichte, bzw. Simon Kinberg selber sich ums Drehbuch kümmern würden. Laut dem Regisseur sollte der Film den Ursprung der Mutanten darstellen, ebenso wie junge Versionen bekannter Mutanten wie Gambit oder Nightcrawler haben. Simon Kinberg verortete die Story im Jahr 1983 und meinte, dass damit eine Filmtrilogie abgeschlossen werden würde, die mit X-Men: Erste Entscheidung anfing. Bryan Singer, der in der Zwischenzeit offiziell als Regisseur vorgestellt wurde, bestätigte das. Meinte aber auch, dass dieser Kinofilm eine potenzielle Wiedergeburt von jüngeren und neueren Charakteren sei, genauso wie er gleichzeitig aussagte, dass dies die wahre Geburt der X-Men sei.
Natürlich war klar, dass viele alte Bekannte zurückkehren würden. Sowohl James McAvoy, Michael Fassbender und Jennifer Lawrence sollten ihre Rollen wieder aufnehmen. Was insofern kein Wunder war, als das sowohl Simon Kinberg wie ebenfalls Bryan Singer betonten, dass X-Men: Apocalypse Höhepunkt und Abschluss der Entwicklung sei, die die Figuren in den letzten Kinofilmen durchliefen. Auch Nicholas Hoult, Lucas Till, Evan Peters und Josh Helman kehrten zurück. Rose Byrne hingegen hatte man zuletzt in Erste Entscheidung gesehen und sollte für diesen Film ihre Rolle von damals wieder aufnehmen.
Neues Blut
Doch sollte der Film nicht nur aus Wiederkehrern bestehen. Ebenso sollten auch viele neue Gesichter auftauchen, die zum Teil junge Versionen von Figuren darstellten, die man aus früheren Kinofilmen kannten. Am bekanntesten war sicherlich Sophie Turner, die die junge Jean Grey darstellen sollte. Sie kannte man aus der Game of Thrones-Serie, wo sie Sansa Stark war. Als Scott Summers, Cyclops, wurde Tye Sheridan gecastet, der zuvor unter anderem in Tree of Life auftrat. Der Australier Kodi Smit-McPhee (The Road) wurde zu Kurt Wagner, aka Nightcrawler, der Engländer Ben Hardy (Easterenders) zu Warren Worthington, aka Angel, und die Amerikanerin Alexandra Shipp (Straight outa Compton) zu Ororo Munroe, aka Storm. Abgerundet wurde der Cast durch Lana Condor, für die das Schauspieldebüt war, als Jubilee und Olivia Munn (The Predator) als Psylocke. Hugh Jackman hatte einen größeren Cameoauftritt, größer als der von Bryan Singer, Stan Lee und dessen Ehefrau Joan B. Lee.
Doch am wichtigsten sollte natürlich die Figur des Schurken sein. Wer würde Apocalypse darstellen? Die Wahl fiel auf Oscar Isaac (Ex Machina). Für den diese Arbeit jedoch nicht immer ein Vergnügen war, weil das Kostüm, das er trug, sehr aufwendig und schwer war. Es wog knapp über 18 Kilo, was gemeinsam mit dem aufwendigen Make-up sehr unangenehm war. Vor allem bei den Draußenszenen, die stellenweise in feuchtwarmen Klima gedreht wurden, war ihm irgendwann so heiß, dass er sich nach jeder Klappe in ein extra bereit gestelltes Kühlzelt zurückziehen musste. Zu sagen, dass er an die Dreharbeiten keine guten Erinnerungen hatte, ist da noch untertrieben.
Im Jahr 3600 vor Christi Geburt wird Ägypten von dem alten und mächtigen Mutanten En Sabah Nur beherrscht. Eines Tages wird eine Zeremonie durchgeführt, in der er sein Bewusstsein von seinem alten in einen neuen Körper überträgt. Doch rebellische Wächter greifen plötzlich an und sabotieren den Vorgang. Seine Pyramide stürzt ein und nur dank der letzten seiner getreuen Gefolgsleute, den Four Horsemen, überlebt er. Wobei er in einer Art Stasis liegt.
Ein uralter Feind
Im Jahr 1983 entwickelt der junge Scott Summer Mutantenkräfte und wird von seinem älteren Bruder Alex an die Xavier School for Gifted Youngsters gebracht. Wo er die junge Jean Grey kennenlernt. Parallel dazu befreit Raven, auch als Mystique benannt, den jungen Kurt Wagner aus einem illegalen Käfigkampf. Derweil Erik Lehnsherr eine Familie gegründet hat und ein neues Leben führt. Doch dann erwacht En Sabah Nur zum Leben und beginnt, die Welt nach seinen Vorstellungen zu formen. Die einzigen, die ihn und seine neuen Horsemen aufhalten können, sind die X-Men.
Von allen Feinden, die die X-Men in den bisherigen Realverfilmungen hatten, sticht Apocalypse deutlich hervor. Einfach schon allein deshalb, weil er uralt und sehr mächtig ist. Er ist kein Feind, den man einfach so besiegen kann. Es braucht schon einige Anstrengungen, um ihn und seine Four Horsemen zu besiegen.
So jedenfalls in den Comics. Und auch in der Realverfilmung ist die Anstrengung zu spüren. Doch das Endergebnis ist bestenfalls ein lauwarmer, spannungsarmer Kinofilm, der mit einigen wackligen CGI-Effekten, einer teils dürftigen Story und gefühlt überforderten Jungdarstellern „glänzt“. X-Men: Apocalypse hat viele Fehler und nur wenig, was für ihn spricht.
Alt = Gut
Im Prinzip ist der Film immer dann gut, wenn er sich ausschließlich auf die alten Darsteller konzentriert. Sowohl James McAvoy wie auch Jennifer Lawrence erhalten jede Menge gute Momente. Vor allem bei Lawrence freut man sich darauf, wenn sie auftaucht, einfach weil sie eine coole und Badass-Attitüde ausstrahlt. Dabei sie ist eine Heldin wieder Willen, mit einem Ruf ausgestattet, den sie nicht haben möchte und einer Heldenverehrung, die ihr sichtlich unangenehm ist.
Normalerweise müsste man hier dann auch Michael Fassbender nennen, der in den letzten Filmen als Erik Lehnsherr der passende Gegenpart zu James McAvos idealistischen Charles Xavier ist. Doch ausgerechnet in diesem Film schwächelt er. Beziehungsweise liefert wie üblich eine grandiose Arbeit ab. Erhält aber Material, dass sehr zu wünschen übrig lässt.
Der Plot um sein neues, ziviles Leben und seine neue Familie, sein Familienglück und wie das durch den obligatorischen Mutantenhass der Menschen zerstört wird, ist schon für sich sehr schwach. Aber dann merkt man, dass das nur Mittel zum Zweck war, damit er der vierte Horseman von Apocalypse wird und somit über lange Zeit einfach nur ein besserer Handlanger. Das Problem ist, dass all dies wie forciert wirkt und nicht überzeugen kann.
Mein Bruder ist tot? Egal.
Das ist leider kein Einzelfall, dass eine Handlung oder eine Figur nicht überzeugen kann, weil man merkt, dass sie nur dazu da ist, um etwas vorzubereiten. Ein gutes Beispiel hierfür ist auch Alex Summers, der zwar einige gute Auftritte hat. Aber dann zur Mitte des Films rausgeschrieben wird. Man sieht, wie er aus Versehen einen Generator in die Luft jagt, was das Anwesen von Xavier zum Explodieren bringt. Doch angeblich stirbt er dabei, obwohl man ihn bei seinem letzten Auftritt mit einiger Distanz zum Explosionsherd sieht. Sein Ableben wird kurz von Scott Summers, seinem Bruder betrauert und dann abgehakt, weil William Stryker und seine Leute angreifen.
Und auch dies ist ein erschreckend schwacher Plot. Er kommt wie aus dem Nichts, so als ob den Drehbuchautoren in der letzten Minute noch eingefallen ist, dass diese Handlung noch aus X-Men: Zukunft ist Vergangenheit offen ist und sie ihn unbedingt einbauen müssen. Deshalb wirkt das äußerst halbgar und dient am Ende nur dazu, um noch ein Mal Hugh Jackman einen kleinen Gastauftritt zu gönnen. Und das ist schade.
Wobei das am Ende auch nicht wirklich ins Gewicht fällt. Denn dies ist eine Szene, in der Jean Grey, Scott Summers und Kurt Wagner glänzen sollten. Doch das Einzige, was hier erreicht wird, ist zu zeigen, wie blass die Darsteller wirken. Sophie Turner beispielsweise entwickelt nicht einmal ansatzweise das Charisma einer Famke Janssen. Genauso wie Kodi Smith-McPhees Nightcrawler als Comedy Relief dienen soll. Doch auch er kann sich dem Schatten des großen Vorbilds, in diesem Fall Alan Cummings aus X-Men 2, nicht entziehen. Und im Prinzip lässt sich das für jeden Jungdarsteller sagen, dessen Figur früher von jemand anderem dargestellt wurde.
Es fehlt die Präsenz
Womit wir bei Apocalypse wären. Der Charakter, auf den es eigentlich ankommt. Und der am Ende doch ein Reinfall ist. Das Oscar Isaac es besser kann, hat er dann Jahre später in Moon Knight bewiesen. Aber hier, in X-Men: Apocalypse wirkt er extrem gehandicapt und schafft es einfach nicht, die nötige Präsenz zu entwickeln, die diese Figur eigentlich benötigen würde. Und das ist schade.
Immerhin gibt es ein Highlight. Evan Peters Quicksilver kriegt wieder eine Szene, in der er seine Fähigkeiten beweisen kann. In diesem Fall rettet er fast alle Bewohner des Instituts für der Explosion. Was zu einigen lustigen Szenen führt, etwa, wenn er einem Schüler die Haare zu Berge stehen lässt. Oder aber, wenn er einen pizzaessenden Hund rettet. Das ist wirklich spaßig und abwechslungsreich.
Doch ansonsten ist dieser Kinofilm eine Enttäuschung. Vor allem im Vergleich zum Vorgänger fällt er enorm ab. Bei so viel Potenzial hätte man sich einen spannenderen und besseren Film gewünscht.
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