Dieser Film hat eine der turbulentesten Entwicklungsgeschichten des bisherigen Marvel Cinematic Universe.
Das erste mal Edgar Wright
Als 1960 beim Marvel Comicverlag ebenfalls das Silver Age anfing, war einer der ersten Helden Dr. Henry Pym. Seine erste Erzählung in Tales to Astonish # 27 (Januar 1962) war noch eine klassische Horrorerzählung. Doch in der Ausgabe #35 (September 1962) sollte er seine kostümierte Identität als Ant-Man erhalten. Als solcher erlebte er nicht nur zahlreiche Abenteuer. Ebenso war er ein Gründungsmitglied der Avengers, deren Mitglied er im Laufe der Jahre mit wechselnden Identitäten war. Wobei er nie die Popularität eines Spider-Man oder Iron Man erreichen sollte.
Und doch gab es lange Zeit Pläne, die Figur zu verfilmen. Genauer gesagt, fingen diese in den späten 1980er Jahren an, als Stan Lee, der den Charakter mit erfunden hatte, die Verfilmung New World Pictures, der damaligen Elternfirma von Marvel Comics, vorschlug. Doch aus diversen Gründen wurde daraus nichts.
Bewegung in die Sache kam erst 2003, als Edgar Wright (Shaun of the Dead) und Joe Cornish (Attack of the Block) ein Treatment für Artisan Entertainment verfassten, welche damals die Filmrechte an der Figur besaßen. Doch daraus wurde ebenso nichts, so das diese im selben Jahren wieder zurück zu Marvel gingen, als Lionsgate Artisan aufkaufen. 2004 schlugen sie den Film direkt Kevin Feige vor und im April 2006 heuerte Marvel Studios Wright als Regisseur, Co-Produzent und mit Cornish als Drehbuchautoren der Adaption an.
Eine lange Entwicklungsphase mit vielen Entwürfen
Doch bis das Projekt in die Pötte kommen sollte, sollte es noch dauern. So sagte Edgar Wright, dass er im März 2008 den ersten Entwurf des Drehbuchs fertig hatte und am zweiten arbeitete. Dabei meinte der Filmemacher, dass es keinen Fahrplan für das Projekt gäbe, da Marvel den Charakter nicht als einen ihrer großen Zeltträger ansah. Zwischendurch widmete sich Wright auch anderen Projekten, doch kehrten er und Cornish immer wieder zu Ant-Man zurück. Im April 2011 fertigten sie den zweiten Entwurf fertig und auf der San Diego Comic-Con im selben Jahr sagte Wright, dass der dritte Entwurf eingereicht worden sei.
Und dann, endlich, nahm das Projekt endgültig Gestalt an. 2012 drehte Edgar Wright einen Test Reel, der 2012 auf dem Marvel Studios San Diego Comic-Con Panel vorgestellt wurde. Dieses stieß auf jede Menge positive Reaktionen, so das Disney im Oktober bekannt gab, dass der Film am 6. November 2015 in die Kinos kommen sollte.
Jetzt hatte der Film also einen Zeitplan. Die Dreharbeiten sollten 2014 beginnen und das Casting gegen Ende 2013 anfangen. Dabei war klar, dass der Film Teil der dritten Phase des Marvel Cinematic Universe sein sollte, wobei das Drehbuch noch mal entsprechend überarbeitet werden sollte. Gleichzeitig verkündete Disney, dass die Filmpremiere von Ant-Man jetzt der 31. Juli 2015. sein sollte.
Ein überraschender Fortgang
Die Vorproduktionsphase begann und es sollte einige Komplikationen geben. Jetzt weniger in Sachen Casting, als vielmehr wegen anderer Umstände. So hatte Edgar Wright vor, den Film in Großbritannien zu drehen, woraus dann aber nichts wurde. Dennoch hypte der Regisseur, der ein bekennender Fan der Figur, weiter den Film. Im März 2014 reichten Edgar Wright und Joe Cornish den nunmehr fünften Drehbuchentwurf ein und es tauchten anschließend Gerüchte über Unstimmigkeiten auf, was die Orientierung des Skripts anging.
Der Knall kam schließlich am 23. Mai 2014, als Marvel und Edgar Wright bekannt gaben, dass der Filmemacher das Projekt wegen Unterschieden in ihrer jeweiligen Vision des Films verließ. Mit seinem Weggang verließ auch ein Großteil seiner Crew, die er für die Dreharbeiten mitbrachte, die Filmarbeiten. Zunächst sollte Adam McKay die Nachfolge antreten, doch er trat aus den Verhandlungen nur einen Tag, nachdem er sie begonnen hatte, wieder auf, weil mit Edgar Wright befreundet. Schließlich wurde am 7. Juni bekannt, dass Peyton Reed (Der Ja-Sager) neuer Regisseur wurde. Der bemühte sich dann auch zu betonen, dass er das Skript von Edgar Wright, der immer noch als Executive Producer mit dabei war, respektieren würde. Er und Adam McKay würden es nur ein wenig überarbeiten. Am Ende waren sie nicht die Einzigen, die das Skript überarbeiteten, da auch unter anderem Hauptdarsteller Paul Rudd und der Drehbuchautor Eric Pearson mit damit beschäftigt waren.
Während der Dreharbeiten gab es eine gewichtige Änderung. Ant-Man war nicht mehr Anfang von Phase drei, sondern Abschluss von Phase zwei. Eine Änderung die Kevin Feige gegen lautstarke Kritik verteidigte.
Ein interessanter Cast
Sicherlich mit die größte Überraschung des Films war das Casting. Denn genauso wie Thor mit Anthony Hopkins als Odin überraschen konnte, konnte Ant-Man mit der Hollywood-Legende Michael Douglas auftrumpfen, der die Figur des Henry Pym übernehmen sollte. Die Hauptrolle wurde allerdings dem Comedian Paul Rudd (Immer Ärger mit 40) zugesprochen. Weibliche Hauptdarstellerin wurde Evangeline Lilly (Lost), derweil die Rolle des Antagonisten von Corey Stoll (House of Cards) übernommen wurde. Bobby Cannavale (Third Watch) sollte ebenso Teil des Films werden, wie Michael Peña (Der Marsianer) und der Rapper T.I.. Anthony Mackie sollte seine Rolle als Falcon für einen Gastauftritt wieder aufnehmen. Weitere Schauspieler waren Wood Harris (The Wire) und Judy Greer (The Village). Für Abby Ryder Fortson sollte dies die erste größere Kinorolle sein, allerdings nicht für David Dastmalchian (The Dark Knight).
Henry Pym (Michael Douglas) war lange Zeit gemeinsam mit seiner Frau Janet van Dyne ein Superheld. Als Ant-Man und die Wasp arbeiteten beide insgeheim dafür, die Welt zu beschützen. Doch dann sorgte ein Unglück dafür, dass seine Ehefrau im subatomaren Raum verschwand, derweil er allein zurückblieb und sich um seine Tochter Hope kümmerte. Er verließ außerdem S.H.I.E.L.D., als er herausfand, dass der Geheimdienst heimlich mit seiner Schrumpftechnologie arbeitete.
In der Gegenwart muss er feststellen, dass seine Tochter Hope (Evangeline Lilly), inzwischen erwachsen, mit Darren Cross (Corey Stoll), seinem ehemaligen Schützling zusammenarbeitet und er so aus seiner eigenen Firma gedrängt wird. Noch schlimmer ist jedoch, dass sein früherer Protegee am Yellowjacket-Anzug arbeitet, mit dem man sich ebenfalls schrumpfen kann. Der ehemalige Superheld will dies verhindern. Doch um das zu ermöglichen braucht er einen Dieb. Zufälligerweise hat er jemanden im Auge: Scott Lang (Paul Rudd), der, frisch aus dem Gefängnis entlassen, versucht, einen festen Job zu landen, um seine Tochter regelmäßig zu sehen.
Geprägt von einer Person
Kann ein Film, der lange Zeit von einer einzigen Person geprägt worden ist, sich auch unter einer neuen behaupten? Kann dieses Werk dann überhaupt dem Schatten entfliehen, den der ursprüngliche Regisseur und Drehbuchautor hinterließ? Oder läuft es am Ende nicht sogar darauf hinaus, dass der Film gerade wegen dem Chaos enttäuscht?
Zumindest kann man Peyton Reed nicht vorwerfen, dass er keinen Mut hat. Sich erst so relativ kurzfristig hinters Steuer des Kinofilms zu begeben, vor allem eines Marvel-Films, ist nicht ohne. Und es ist unbestreitbar, dass der Regisseur überwiegend eine großartige Arbeit macht.
Er schafft es, in einem selbst für Marvel-Verhältnisse sehr Special Effectslastigen Film seine Schauspieler gut aussehen zu lassen. Wobei es natürlich auch hilfreich ist, dass er mit Paul Rudd einen Hauptdarsteller hat, der am Ende ebenfalls am Drehbuch geschrieben hat und die Rolle des sympathischen Gauners Scott Lang grandios ausfüllt.
Immer Ärger mit den Ameisen
Denn das ist er wirklich: Ein liebenswürdiger Ganove, der ständig in absurde Situationen reinschlittert und am Ende nichts lieber möchte, als bei seiner Tochter zu sein. Gleichzeitig wird jedoch aus gezeigt, dass er einiges auf dem Kasten hat. Wenn man beispielsweise sieht, wie er in das Haus von Hank Pym einbricht und dort den Ant-Man-Anzug stiehlt, kann man nur den Hut ziehen.
Dabei nutzt der Film wiederholt Paul Rudds Herkunft als Komödiendarsteller aus, in dem immer wieder jede Menge Szenen eingebaut werden, wo man über ihn und seine Eskapaden lachen muss. So sind beispielsweise die Momente, wo er die verschiedenen Ameisenarten kennenlernt, mit denen er später zusammenarbeitet, herrlich witzig geworden. Einfach, weil er in den meisten Fällen es mit der Angst zu tun kriegt und dann wieder Normalgröße annimmt. Und dabei aus dem Erdboden hervorbricht.
Es ist auch hilfreich, dass Michael Douglas den Part des ernsten Kompagnons übernimmt, an dem sich Paul Rudd sozusagen abarbeiten kann. Man merkt dabei dem Hollywoodmimen an, dass er durchaus Gefallen an seiner Rolle gefunden hat. Weil der Film ihm auch immer wieder Gelegenheiten gibt, den coolen und überlegenen Wissenschaftler zu geben, der stets ein Ass im Ärmel hat.
Langweilig
Und dann ist da noch die Truppe um Scott Langs „Kollegen“. Angeführt von Michael Peña, besteht die Gruppe aus Personen die von Tip „T.I.“ Harris und David Dastmalchian dargestellt werden. Es sind exzentrische Leute, die am Ende jedoch Scott Lang helfen und viele gute Momente kriegen.
Überwiegend ist der Film immer dann gut, wenn er sich auf Scott Lang und seine ersten Erfahrungen als Ant-Man fokussiert. Der Plot um seine Tochter Cassie sorgt zwar für emotionales Drama, ist aber am Ende doch zu sehr 08/15. Es hilft auch nicht gerade, dass der von Bobby Cannavale dargestellte Jim Paxton, der Adoptivvater von Cassie, es nicht schafft, das Interesse des Zuschauers dauerhaft zu wecken. Im Gegenteil: Er ist langweilig und das wirkt sich auch auf seinen Plot aus, der, wann immer er auftaucht, vom Niveau her sehr schnell öde wird.
Und der Film weiß leider auch nicht, was er mit Hope van Dyne anfangen soll. Ist sie jetzt eine Alliierte? Oder eine Gegnerin, weil sie für den Antagonisten arbeitet? So richtig wird das nicht ausgearbeitet. Und man muss ebenfalls bemängeln, dass man Evangeline Lilly nicht sonderlich viel Material zum Arbeiten gibt. Sie hat gute Szenen, wo sie zeigen kann, was in ihr steckt, etwa wenn ihr Charakter Scott Lang Kampfunterricht gibt. Aber ansonsten ist sie einfach nur da und wird am Ende des Films etwas sehr schnell zum Love Interest der Hauptfigur.
Grandiose Special Effects
Immerhin ist bei Corey Stoll klar, dass er der Antagonist ist. Der Film tut wirklich alles, um das zu untermauern. Und über weite Teile funktioniert dies dann auch. Bis es eben zum finalen Kampf kommt, der dann leider sehr mau und enttäuschend ausfällt. Einfach, weil der Charakter der Yellowjacket nur ein weiterer egomanischer Schurke ist, der am Ende an seiner Selbstüberschätzung scheitert.
Das klingt jetzt alles sehr negativ. Dabei ist Ant-Man durchaus ein gelungener Film. Vor allem die Special Effects und wie mit den Größen gespielt wird, ist grandios. Man merkt, dass sich hier sehr viel Gedanken gemacht wurde, wie man den Größenunterschied und die entsprechende Wahrnehmung gut rübertransportieren wollte. Szenen wie etwa als Scott Lang als Ant-Man vor einem Wasserstrahl davon läuft und dann durch die Ritzen seines Wohnhauses in den Untergrund fällt sind grandios. Ebenso wie auch die Augenblicke, wo er in die Firma von Darren Cross einbricht. Der finale Kampf ist sehr special effectslastig und bietet einige lustige Momente. Etwa wenn Lukas die Lokomotive auf ein Mal vergrößert aus dem Kinderzimmer von Cassie hervorbricht, der zum Überraschen der anwesenden Cops.
Am Ende ist dies ein netter Film, mit einigen schönen Szenen, wie etwa diejenige, in der Ant-Man Falcon den Hintern versohlt. Aber die Darstellung der Figuren ist nicht immer gelungen und die Spannung ist in manchen Momenten eben wegen den Charakteren raus. Dennoch ist es ein netter Abschluss der zweiten MCU-Phase.
Info
Regie: Peyton Reed
Drehbuch: Edgar Wright, Joe Cornish, Adam McKay, Paul Rudd
Story: Edgar Wright, Joe Cornish
Produzent: Kevin Feige
Hauptdarsteller: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Corey Stoll, Bobby Cannavale, Michael Peña, Tip „T.I.“ Harris, Anthony Mackie, Wood Harris, Judy Greer, Abby Ryder Fortson, David Dastmalchian, Michael Douglas
Kamera: Russell Carpenter
Schnitt: Dan Lebental, Colby Parker Jr.
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