Der Rote Priester ist eine große Überraschung für Conan.
Außergewöhnlich und Unterhaltsam
Conan ist in einer Stadt und musste mit ansehen, wie ein guter Bekannter von ihm gehängt wurde. Dieser wurde von einem Priester verraten, den der Barbar dann kurz darauf umbringt. Wodurch er allerdings in einen Machtkampf verwickelt wird, der hinter den Kulissen der Metropole stattfindet.
Auf der einen Seite ist der Adelige Murilo, auf der anderen der „Roter Priester“ genannte Nabonidus. Jener scheint sich einen Vorteil gegenüber dem Blaublut erarbeitet zu haben. Weshalb Murilo in seiner Not einen ungeheuren Plan in die Tat umsetzt. Er heuert Conan an, damit dieser den Prediger für ihn umbringt. Doch am Ende kommt alles anders, als man denkt.
Der Rote Priester ist ein außergewöhnlicher Teil der Conan der Cimmerier-Reihe. Jetzt weniger wegen der Story, die sehr unterhaltsam ist. Als vielmehr wegen dem Kreativteam. Oder genauer gesagt, wegen dem Autoren dieser Ausgabe.
Keine strahlenden Helden
Denn verfasst wurde diese Adaption von Patrice Louinet. Das ist ein Name, der Lesern der Conan der Cimmerier-Reihe bereits bekannt vorkommen dürfte. Er ist nämlich ein Robert E. Howard-Experte, der zu allen Bänden der Albenreihe die Nachwörter geschrieben hat, wo er ein wenig über die Hintergrundgeschichte der jeweiligen Story erzählt. Wo er oft einige Seitenhiebe auf die moderne Conan-Adaption einbaut. Illustriert wurde die Geschichte von Paolo Martinello, von dem im Splitter-Verlag Pendragon 1: Das verlorene Schwert herauskam.
Wie bereits gesagt, ist Der Rote Priester eine unterhaltsame Erzählung. Was vor allem daran liegt, dass die Titelfigur an sich in ihr nur eine Nebenfigur ist, die dennoch einiges zum Fortlauf der Geschichte beiträgt. Überwiegend widmet sich die Story dem Adeligen Murilo.
Man lernt hier jemanden kennen, der weiß, was genau die Stadt, in der er lebt, antreibt: Korruption und Einfluss. Dementsprechend sieht man, wie er im Laufe der Erzählung wiederholt seine Pläne vorantreibt oder die entsprechenden Hände schmiert. Er ist kein strahlender Held. Der einzige Grund, wieso er dem Leser sympathisch wirkt, ist, weil er anders sein Gegenspieler nicht zu Gräueltaten neigt.
Eine überraschende Enthüllung
Über weite Teile von Der Rote Priester wird dieser aufgebaut, ohne dass man ihn sieht. Man lernt nur seine Taten kennen. Man sieht, dass er einem Gefolgsmann Murilos ein Ohr abgeschnitten hat und dies ihm als eine Art Geschenk zustellen lässt. Was selbstverständlich darauf hindeutet, dass dieser Prediger mit allen Wassern gewaschen ist und zu allem bereit ist.
Man könnte natürlich meinen, dass die Story dieses Bandes dadurch vorhersagbar geworden ist. Das alles auf eine direkte Konfrontation zwischen den beiden Streithähnen hinaus läuft und Conan dabei für die eine oder andere Partei eingreift. Allerdings ist dies hier immer noch eine Robert E. Howard-Geschichte, weshalb irgendwann etwas außergewöhnliches geschieht.
Und das ist in Der Rote Priester die Enthüllung, dass der titelgebende Priester in Wahrheit Gefangener in seinem eigenen Haus ist. Dass seine Rolle von einem Menschenaffen übernommen worden ist, der äußerst intelligent ist. So intelligent sogar, dass er eindringende Assassinen mit Hilfe einer Falle, die sein einstiger Herr hergestellt hat, unschädlich machen kann. Das ist beeindruckend und ein Zeichen davon, wie gefährlich diese Kreatur ist.
Ein Seitenhieb
Und bis zum Ende der Geschichte gibt es noch einige Plottwists. Das Album ist nie langweilig, sondern von Anfang bis Ende unterhaltsam. Was natürlich auch daran liegt, dass Patrice Louinet es nicht unterlassen kann, einige Seitenhiebe auf die moderne Conan-Adaption einzubauen. So lässt er in einer Szene eine dicke, fette, rothaarige Frau auftreten, die einen Bikini aus Kettenhemd trägt und Conan anbaggert. Der sie jedoch eiskalt abblitzen lässt. Es ist offensichtlich, dass dies eine Parodie auf Red Sonja ist, die in den USA eine erfolgreiche Comicreihe hat.
Die Illustrationen von Paolo Martinello sind derweil großartig. Er hat einen losen sehr fließenden Strich, der entfernt ein wenig an einen Gene Colan erinnert. Dabei ist die Stadt, in der die Story stattfindet, ein wilder Mischmasch aus verschiedenen Zeitaltern. Nach außen hin wirkt sie wie im Mittelalter. Nur um anschließend Tempel und Schreine zu präsentieren, die ein wenig an die Frühgeschichte der Menschheit erinnern. Die Story lässt sich super lesen, sogar dann, wenn Autor Louinet sich zurücknimmt und die Zeichnungen für sich sprechen lässt.
Der Rote Priester ist der nächste exzellente Conan der Cimmerier-Band.
Autor: Patrice Louinet
Zeichnungen, Farben: Paolo Martinello
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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