Wenn einem ein sehnlichster Wunsch nicht erfüllt wird, kann daraus durchaus etwas Gutes entstehen.
Wunsch nicht erfüllt? Kein Problem
Wenn der Name Sam Raimi fällt, denkt man sofort an die Tanz der Teufel-Trilogie, an die Spider-Man-Trilogie von Anfang des Jahrtausends oder aber an Doctor Strange in the Multiverse of Madness. Er war und ist ein vielseitiger Regisseur, der einen unverkennbaren Stil hat. Eines seiner weniger bekannten Werke ist Darkman, der heute sein 35-jähriges Jubiläum feiert.
Dabei war der ursprüngliche Plan des Filmemachers ein vollkommen anderer. Denn ursprünglich wollte er die Pulpfigur The Shadow verfilmen, doch Rechteinhaber Universal erklärte sich nicht bereit, ihm die Rechte zur Verfügung zu stellen. Also entwickelte er seinen eigenen Helden, Darkman genannt. Dabei ließ er sich beim Treatment unter anderem von Das Phantom der Oper, weil sein Held ein entstelltes Gesicht hatte, von der Tragödie von Der Glöckner von Notre Dame, aber auch von Pulphelden wie eben dem Shadow.
Sam Raimi stellte das Treatment fertig und begann damit zu hausieren. Am Ende schlug ausgerechnet Universal Pictures zu und gab ihm 1987 ein Budget von 8 bis 12 Millionen Dollar. Woraus später zum Drehbeginn 14 werden sollten.
Der lange Weg zum fertigen Skript
Doch dann musste aus dem Treatment ein vollständiges Drehbuch gemacht werden. Und das gestaltete sich für Sam Raimi schwieriger, als ursprünglich gedacht. Zunächst unterstützen die Coen-Brüder ihn beim Aufbau des Skripts, auch wenn sie selber nie ein fertiges Treatment einreichten. Danach wurde der Ex-Navy Seal Chuck Pfarrer angeheuert, auf dessen Treatment danach Sam Raimi und sein Bruder Ivan ihrerseits Entwürfe aufbauten. Irgendwann fing Sam schließlich mit seinem Produktionspartner Robert Tapert die diversen Ideen durchzugehen, als ihnen auffiel, dass sie hier ein potenzielles Franchise in den Händen hatten. Doch ehe daraus etwas werden würde, musste erst mal das Skript fertig werden. Weshalb Universal die beiden Brüder Daniel und Joshua Goldin anheuerten, die ihrerseits den nunmehr fünften Entwurf fertigstellten. Sie fügten unter anderem neue Figuren und Charaktere mit hinzu, ehe sie irgendwann fertig waren und die Raimi-Brüder sich wieder an die Arbeit machten. Am Ende sollte es Treatment Nummer 12 werden, dass das Studio zufriedenstellte und die Basis für das finale Drehbuch bilden sollte.
Das Casting des Hauptdarstellers sollte auch seine Probleme haben. Ursprünglich wollte Sam Raimi wieder mit Bruce Campbell zusammenarbeiten, doch das Studio lehnte ihn ab, weil er nicht so bekannt war. Am Ende fiel die Wahl auf Liam Neeson, der für die Rolle extra die Phoenix Society for Burn Survivors kontaktierte, die sich auf die emotionale und soziale Heilung von Brandopfern konzentrierten. Für ihn waren die Dreharbeiten auch deshalb so schwer, weil er teilweise fünf Stunden benötigte, bis er das Darkman-Make-up trug. Doch sah er es als Herausforderung, weshalb er ebenfalls das Sprechen übte, damit sich die falschen Zähne dabei nicht bewegten. Und nebenbei trainierte er schon für seinen nächsten Film.
Die Rolle des Love Interest Julie Hastings sollte zunächst nach Studiowillen an Julia Roberts fallen. Doch sie und Liam Neeson waren kurz vorher ein Paar und hatten sich aber dann wieder getrennt. Das Casting muss wohl sehr emotional ausgefallen sein. So emotional, dass ihr Agent am Ende darum bat, dass man sie nicht mehr länger berücksichtigen möge. Weshalb am Ende Frances McDormand die Rolle kriegen sollte, die zu jener Zeit gemeinsam mit ihrem Ehemann Joel Coen, dessen Bruder Ethan und Sam Raimi zusammenlebte. Sie bezeichnete ihre Rolle als Bimbo und sah sie als Versuch an, aus dem Typecast als Charakter-Darstellerin auszubrechen. Sie und Liam Neeson entwickelten eine starke Chemie, was dazu führte, dass die drei romantischen Szenen, die sie nach Westlakes Verwandlung in Darkman hatten, umgeschrieben wurde, um dies mit zu berücksichtigen.
Ein Anschlag mit Konsequenzen
Larry Drake selbst wurde als der Mob-Boss Robert G. Durant gecastet. Für ihn war es eine drastische Veränderung, da er zuvor in L.A. Law den sympathischen Benny darstellte. Colin Friels sollte hingegen Louis Strack Jr. darstellen, den anderen Antagonisten des Films. Weitere Rollen wurden beispielsweise mit Ted Raimi und Dan Hicks, beide aus Tanz der Teufel, besetzt.
Dr. Peyton Westlake ist Wissenschaftler, der an einer künstlichen Haut forscht. Er schafft endlich einen Durchbruch, der sein Produkt länger als 99 Minuten stabil hält. Derweil ist er in einer Beziehung mit der Anwältin Julie Hastings, die eines Tages entdeckt, dass ihr Boss Louis Strack Jr. korrupt ist. Der sie allerdings warnt, dass ihre Entdeckung Konsequenzen haben könnte.
Und tatsächlich überfällt plötzlich der Gangsterboss Robert G. Durant das Labor von Westlake, was auch gleichzeitig die Wohnung von ihm und Julie ist. Westlakes Assistent wird getötet und der Wissenschaftler selbst wird gefoltert. Bei einer anschließenden Explosion werden sein Gesicht und seine Hände entstellt. Doch er selbst überlebt. Von da an beginnt er aus einem geheimen Versteck heraus, seinen Rachefeldzug zu planen und auszuführen, derweil er sich auch bemüht, seine Beziehung zu Julie weiterzuführen.
Bewusst gegen den Strom
Darkman ist ein Film, der sich klar zu seinen Einflüssen bekennt. Der es aber auch gleichzeitig schafft, sich nicht zu sklavisch an diesen zu orientieren, sondern sein eigenes Ding aufzubauen. Getragen wird er von Momenten, die bewusst so wirken, als ob man hier gewollt gegen den Strom schwimmt. Genauso, wie ebenfalls Liam Neesons schauspielerische Leistung viel dazu beiträgt, dass man den Film in bester Erinnerung hat.
Dabei merkt man aber ebenso, dass der Ursprung von Sam Raimi im Horrorgenre zu suchen ist. Es gibt einige Szenen, die deutlich daran erinnern. Wie etwa, als Liam Neesons Dr. Westlake von den Gangstern gefoltert wird und man wirklich sieht, wie seine Hände verbrannt werden. Auch die Eindrücke seines verunstalteten Gesichts wirken wie aus einem Horrorfilm stammend. Doch sorgt dies ebenfalls dafür, dass der Film seine eigene Identität erhält.
Es ist vor allem dieses Spiel mit den Erwartungen, was den Streifen so sehr ausmacht. Beispielsweise die Anfangsszene, wo man das erste Mal sieht Robert G. Durant und seine Leute mit Konkurrenz umgehen. Er und seine Leute werden entwaffnet und man sieht, wie jede Menge Waffen zu Boden fallen. Das wirkt übertrieben, sorgt aber für Schmunzler. Dass dann darauf eine wilde Schießerei stattfindet, an deren Ende fast alle gegnerischen Gefolgsleute umgebracht worden sind, ist anschließend für den Zuschauer wunderbare Action.
Es wird gespielt!
Wobei man hier kritisieren muss, dass alle feindlichen Truppen anscheinend mit Platzpatronen schießen, weil gefühlt alles getroffen wird, nur nicht die Leute, die sie töten wollen. Was aber auch kein Einzelfall ist. In jeder Schussszene wird wie wild herumgeballert, doch treffen dies Leute ungefähr genauso gut, wie ein durchschnittlich begabter Sturmtruppler.
In jedem Fall ist dies ein starker Beginn, der dann auch im weiteren Verlauf gut weiterentwickelt wird. Man lernt die wichtigsten Figuren kennen und ihre jeweiligen Motivationen. Ebenso erfährt man von der Limitierung, die Westlakes künstliche Haut besitzt, was dann natürlich im Verlauf des Films wichtig wird.
Und dann sind da auch die Momente, wo bewusst mit den Erwartungen des Zuschauers gespielt wird. Etwa zu Beginn, als Louis Strack jr. freimütig gesteht, dass er besticht und bestochen wird. Wo er dann gleichzeitig seine große Vision vorstellt, die im Hintergrund des Films weiterläuft.
Ein enttäuschendes Finale
Was an Darkman gefällt ist seine geradlinige Inszenierung. Der Kinofilm verliert sich nicht in diversen Subplots, er entwickelt seine Story in einem flotten, aber nicht zu schnellen Tempo weiter. Hier merkt man die für heute Verhältnisse sehr kurze Laufzeit von 90 Minuten besonders gut.
Es ist wirklich famos, wie gut der Film es schafft, Sympathien für die wichtigsten Figuren zu entwickeln. Vor allem Westlakes Bemühungen, seine Liebesleben weiter fortzuführen wird gut inszeniert. Ebenso, wie man es feiert, wie er nach und nach die Handlanger von Durant ausschaltet oder Zwietracht zwischen ihnen säht.
Und wirklich ist dies über weite Teile ein großartiger Film. Dem allerdings gegen Ende ein wenig die Puste ausgeht. So ist das gesamte Finale äußerst klischeehaft inszeniert worden, was vor allem deshalb enttäuscht, weil seine gesamte bisherige Inszenierung sich bewusst vorhersehbaren Mustern widersetzte. Es ist zwar ein packender End-Kampf, wo man allerdings nicht zu sehr über die Bewegungsmuster der Kombattanten nachdenken darf. Aber alles, was darum geschieht, die Tatsache, dass die Enthüllung des finalen Feinds von vorneherein offensichtlich war oder dass die zuvor sehr eigenständig dargestellte Julie Hastings auf ein Mal zu einer Damsel in Distress wird… Das hätte alles nicht sein müssen, das trübt den Gesamteindruck des Films enorm.
Dennoch lohnt es sich, Darkman mal zu gucken. Es ist ein guter Film von Sam Raimi. Keiner seiner besten, aber ebenso kein Flop. Immerhin erhielt er zwei Direct-To-Video-Fortsetzungen, wenn auch ohne Regisseur und Hauptdarsteller. Ebenso sollten einige Comics herauskommen, was ebenfalls kein Zeichen für einen Misserfolg ist.
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