Boba Fett übernimmt den alten Palast von Jabba the Hut – und sein Imperium.
Wir wussten es schon lange, nämlich seit der Postcreditscene der vorerst letzten Episode The Mandalorian: Boba Fett (Temuera Morrison) tötet Bib Fortuna und übernimmt das Verbrechenssyndikat von Jabba the Hut. An seiner Seite natürlich Fennec Shand (Ming-Na Wen), der er das Leben gerettet hatte.
Die Handlung
Inhaltstechnisch kann man die Episode grob in zwei Bereiche teilen.
Rückblicke
Bevor wir in die eigentliche Handlung der Episode eintauchen, sehen wir erstmal, wie Boba den Sturz in den Sarlacc überleben konnte. Ein ebenso dort befindlicher Stormtrooper, vermutlich schon seit einiger Zeit da unten, versorgt ihn mit notwendigem Sauerstoff und mit dessen Flammenwerfer brennt Boba sich den Weg nach draußen. Schwer erschöpft fällt er zu Boden, wo er von den Jawas gefunden wird. Diese nehmen ihm die Rüstung und lassen ihn zurück. Dass die Rüstung in die Hände der Jawas geriet, wussten wir auch schon seit der Episode Der Marshal aus der zweiten Staffel The Mandalorian. Das Wie war bisher unbekannt und wird zusammen mit einigen anderen offenen Fragen auch gleich erklärt. Nachdem die Jawas Boba zurückgelassen haben, finden ihn die Sandleute und versklaven ihn. Im letzten Rückblick hat er sich aber zumindest den Respekt des Stammes verdient.
Gegenwart
Die aktuelle Handlung verläuft im Vergleich eher ruhig. Boba empfängt Leute, die Tribute mitbringen, und begnadigt zwei Gamorianer, die vorher unter Jabba und Bib dienten, sich aber nicht ergeben wollten. Als Dank schwören sie ihm die Treue. Boba besucht mit seinen zwei Gamorianern und Shennec Mos Espa und dort ganz besonders Garsa Fwip (Jennifer Beals), die dort eine „Cantina“ führt. Boba macht klar, dass sein Stil ein anderer ist als der von Jabba. Und prompt werden er und Shennec auf dem Heimweg von Unbekannten angegriffen.
Rezension
Eines wird schon in der ersten Episode klar: Das hier wird kein einfaches Spin-Off. Während wir in The Mandalorian vor allem Western als Vorbild haben, geht Jon Favreau hier in eine andere Richtung. Hier geht es mehr um japanische Filmkunst, ein Thema, welches auch schon in The Mandalorian vorkam, aber hier präsenter eingesetzt wird. So wird Boba zum Beispiel Daimyo genannt, was das japanische Wort für Fürst ist. Auch erinnern die Angreifer am Ende an Ninjas.
Mit Din Djarin haben wir in der anderen Serie einen Kopfgeldjäger, der zum Beschützer wird und alles tut, damit der kleine Grogu nicht in die Hände des Imperiums fällt. Hier haben wir einen ehemaligen Kopfgeldjäger, der ein Verbrechensfürst wird. Noch haben wir davon nicht viel gesehen, aber das kommt sicher noch. Diese Serie fühlt sich schon nach einer Episode dreckiger an, als fast alles andere im Star Wars-Universum. Das wird sicherlich nicht jedem gefallen, aber das ist ja der große Vorteil an der heutigen Zeit – für jeden kann etwas dabei sein.
Boba wirkt in seiner eigenen Serie ruhiger und softer als noch im Kampf gegen die Reste des Imperiums an der Seite des Mandalorianers, aber das muss erstmal noch nichts heißen. Immerhin, bei den Sandleuten ist er schwer angeschlagen und ohne Rüstung, in Mos Espa wird er überrascht und ist zahlenmäßig deutlich unterlegen. Apropos Kampf in Mos Espa: Endlich gibt es Gamorianer in Action und nicht nur als Rancor-Futter. Und damit meine ich richtige Kampfaction, denn die beiden retten Boba und Shennec den Allerwertesten.
Was folgt, ist eine Akrobatikeinlage über den Hausdächern, bei denen sogar meine Frau meinte, dass das ja wie bei Assassin’s Creed wirkt. Ein besonderes Schmankerl für Kenner war auch die Bestätigung der Aussage von Obi Wan Kenobi aus Episode 4: Sandleute bewegen sich immer im Gänsemarsch vorwärts. Im Original macht es mehr Sinn: „Sand People always ride single file to hide their numbers.“ Und genau das wird hier gezeigt.
Der Originaltitel der Episode Stranger in a Strange Land ist übrigens ein Bibelzitat. (Exodus 2:22) Dabei geht es um Moses, der als Hebräer als Sohn des Pharaos aufgezogen wurde, bis dieser seine Herkunft entdeckte und ihn verstieß, damit er unter seinem eigenen Volk leben sollte. Dies könnte man als Referenz auf Boba sehen, der in Episode 6 einen Platz am Hofe von Jabba hatte, aber nach seinem Fall in die Sarlaccgrube unter den Sandleuten leben muss. Meine Theorie wird durch einige andere Referenzen untermauert: So wird Boba Fett genau wie der Pharao Ramses (Yul Brynner) in Die zehn Gebote angezogen und in Mos Espa gibt es auch einige an ägyptischer Architektur angelehnte Bauwerke zu sehen. Die Unterhaltungen über die Sänfte, mit denen der Daimyo normalerweise befördert wird, kann sich ebenso auf Ägypten beziehen, oder eben auch auf Japan. Ich könnte mich da aber auch komplett irren und es ist eine Referenz auf den Roman von Robert A. Heinlein.
Boba Fett
Eine kleine Anmerkung zu dem äußerst beliebten Ex-Kopfgeldjäger. Es ist schon fast unglaublich, wie ein Charakter, der eigentlich so belanglos nebenher läuft und auf eine Screentime in der Originaltrilogie von circa zwei Minuten kommt, eine so hohe Beliebtheit erlangen kann. Wohlgemerkt, er wurde im berühmt-berüchtigten Holiday Special eingeführt. Ich kann mir das nur anhand seiner mysteriösen Aura erklären. Das hatten zwar andere auch, aber hey, Darth Vader sagt zu ihm persönlich „No Desintegrations“ – das muss doch ein echter Bad Ass sein, oder? Wenn er Leute desintegrieren kann?
Fazit
Ich bin davon ausgegangen, dass diese Episode sich vor allem mit dem „Was passierte nach Episode 6?“ auseinandersetzt und den aktuellen Teil eher gering halten würde, von daher bin ich komplett auf meine Kosten gekommen. Für den Erstling ist das Mischungsverhältnis aus Rückblick und Gegenwart goldrichtig, das darf nun aber gerne umgedreht werden.
Die Musik kommt erneut von Ludwig Göransson, der auch bei The Mandalorian komponierte, das Hauptthema erreicht aber nicht ganz die gleiche Klasse.
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