Mit Ein Zeichen der Hoffnung Teil 1 fängt die dritte Staffel von Star Trek – Discovery an.

Eine heftige Ankunft

Im 32. Jahrhundert wacht jeden Morgen ein Mann auf. Er steht auf, wäscht sich, zieht sich an und setzt sich an einen Schreibtisch. Danach sucht er nach Signalen, ohne jedoch welche zu finden.

Der Schiffskapitän Cleveland „Book“ Booker (David Ajala) wird von einem Alien verfolgt, das er anscheinend bestohlen hat. Er bekommt mit, wie sich ein Wurmloch öffnet und dann wird sein Schiff von einem Objekt, das durch dieses Loch kommt, voll getroffen.

Bei dem Gegenstand handelt es sich um Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) in ihrem speziellen Raumanzug. Die Kollision hat diesen beschädigt und sie kann dessen System in letzter Sekunde wiederherstellen, um die Bruchlandung auf einer nahen Welt glimpflich zu überstehen. Als sie wieder zu sich kommt, startet sie zunächst eine Untersuchung der Umgebung und findet heraus, dass Control besiegt wurde. Dann bekommt sie allerdings die Warnung, dass das Wurmloch sich schließt und aktiviert in aller Schnelle die Selbstzerstörung ihres Raumanzugs. Sie schnappt sich noch einen Notfallkoffer, ehe der Anzug sich aufmacht, den letzten Red Burst auszulösen, damit ihr Bruder Spock (Ethan Peck) in der Vergangenheit Bescheid weiß. Danach macht sie sich auf die Suche nach der Absturzstelle des fremden Raumschiffs.

Das Ende der Dinge, wie wir sie kannten

Als sie dort ankommt, wird sie allerdings alles andere als freundlich begrüßt. Book hat kein Interesse an ihr oder ihrer Story und will sie vertreiben. Erst nach und nach gelingt es ihr, ihn davon zu überzeugen, dass sie nichts Böses vorhat und er lässt sie an Bord seines Schiffes.

Dann erfährt sie, dass die Föderation nicht mehr ist. Seit einem Ereignis vor ungefähr 100 Jahren, das „Der Brand“ genannt wird, ist dieses stolze Sternenbündnis zusammengebrochen. Damals sind fast alle Dilithiumkristalle der Raumschiffe, mit denen Warpantrieb möglich ist, zerstört worden. Ein Schlag, von dem die Galaxie sich nicht erholt hat.

Michael Burnham will auf jeden Fall die Discovery kontaktieren. Doch dazu braucht sie eine entsprechende Kommunikationseinrichtung. Book wüsste einen Ort, wo sie diese vorfinden würden: Der Merkantil. Da er selbst allerdings dort nicht gerne gesehen ist, benötigt er etwas, um Zugang zu erlangen: „Antiquitäten“, wie das Notfallequipment von Commander Burnham.

Der letzte Bekannte seiner Art

Und in der Tat gelingt es ihnen, Zugang zu dieser Handelsstation zu erhalten. Doch dann wird Michael Burnham von Book gelinkt und von den Behörden festgesetzt und verhört. Sie kann sich jedoch befreien und trifft wieder auf Booker, der gerade selber einige Probleme hat. Sie arbeiten zusammen und können nicht nur wertvolle Dilithiumkristalle stehlen, sondern auch den Verfolgern entkommen.

Allerdings werden sie an der Nautilus, Books Schiff, bereits erwartet. Also zeigt der Kapitän den Grund, weshalb er verfolgt wurde. Eine außerirdische Lebensform, ein Wurm, der sich nach Erwachen auf Verfolger stürzt und auffrisst. Auch Michael Burnham wird kurz verschlungen, doch nach gutem Zureden von Booker wieder ausgespuckt.

Es zeigt sich, dass Book jemand ist, der sich für bedrohte Tier- und Pflanzenarten einsetzt. Er beschließt, mit Michael Burnham zusammenzuarbeiten. Gemeinsam suchen sie den letzten bekannten örtlichen Außenposten der Föderation auf. Dort treffen sie auf den Mann vom Anfang der Episode, der dieses Sternenbündnis vertritt. Sein Name ist Aditya Sahil. Doch auch er kann die Discovery nicht finden. Was allerdings nichts zu bedeuten hat, da die Reichweite seiner Mittel begrenzt ist.

Aufbruch in unbekannte Gefilde

Viel wichtiger für ihn ist, dass Michael Burnham die Flagge der Föderation wieder hisst. Denn dies ist ein Symbol dafür, dass das Sternenbündnis trotz aller Widrigkeiten immer noch am Leben ist.

Mit der dritten Staffel von Discovery bricht Star Trek in unbekannte Gefilde auf. Zum ersten Mal wagt sich die Serie in die ganz weite Zukunft und lässt spürbar und wahrnehmbar die Jahre der vorherigen „Trek“-Reihen hinter sich. Ein wagemutiger Ansatz, mit dem die Fernsehserie vielleicht auch dem Vorwurf vieler Fans entgeht, dass sie es mit der Kontinuität zu den früheren TV-Serien nicht allzu genau nimmt.

Den Titel Ein Zeichen der Hoffnung Teil 1 kann man also durchaus wortwörtlich nehmen. Hoffentlich wird Discovery endlich gut. Hoffentlich wird Michael Burnham nicht zu sehr in den Vordergrund gerückt. Hoffentlich wird sie nicht erneut zu einem Supermenschen, dem alles gelingt. Hoffentlich nimmt die Serie endlich das Potenzial wahr, das sie besitzt.

Ein  Zeichen der Hoffnung

Weiterentwickelte Technologie

Wenn man von der ersten Folge ausgeht, scheint die Reihe auf gutem Weg zu sein. Die Episode ist spannend und abwechslungsreich geworden. Und mit Book erhält die Serie eine Figur, die die nötigen Ecken und Kanten besitzt, um den passenden Gegenpol zu Michael Burnham zu bilden.

Dabei fängt Ein Zeichen der Hoffnung Teil 1 langweilig an. Oder besser formuliert: Bewusst langweilig. In den ersten Minuten sieht man die monotone Routine eines Menschen, der immer und immer wieder denselben Tagesablauf durchläuft, wobei die einzige Abwechslung die Farbe seines holografischen Weckers zu sein scheint. Als Zuschauer fragt man sich, wieso er das macht, was ihn dazu motiviert.

Gleichzeitig ist diese Szene auch ein erster Hinweis darauf, wie sich die Technologie der Zukunft von der bisher bekannten unterscheidet. Hier wird anscheinend sehr viel mit Nanomaterie bzw. Formmaterie gearbeitet. Hier entstehen Dinge wie aus dem Nichts und verschwinden wieder, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Dasselbe gilt auch für die Interfaces eines Raumschiffes, wie man in der nächsten Szene sieht.

 

Anspielungen auf die Vergangenheit

Die Macher der Serie schließen auch mit dem Plot der zweiten Staffel ab. Michael Burnham löst, kurz nachdem sie eine Bruchlandung hingelegt hat, den finalen Red Burst als Hinweis für ihren Bruder aus. Womit die Handlung der vorherigen Season ein für alle Mal abgehakt ist.

Was dann folgt, ist eine vergnügliche Folge. Als alter Star Trek-Fan beobachtet man das Geschehen von Ein Zeichen der Hoffnung Teil 1 mit offenen Augen und Ohren, auf der Suche nach Hinweisen, nach kleineren Homagen gegenüber dem früheren Trek. Und in der Tat sieht man hier viele bekannte Rassen auftreten, allen voran Andorianer und Orioner, womit ein deutliches Signal dafür gegeben wird, wie sehr die Zeiten sich geändert haben. Denn außerhalb der Föderation haben beide Spezies selten so freundlich miteinander gearbeitet.

Bei der Darstellung des Merkantils kommt dann ein gewisses Star Wars-Feeling auf. Aber das entsteht automatisch, wenn sich viele verschiedene Spezies an einem Ort versammeln. Auch hier erhält man einen weiteren Einblick in die veränderte Welt des 32. Jahrhunderts. Man erfährt, was genau schiefgelaufen ist und dass die Föderation, wie wir sie bislang kannten, nicht mehr existiert.

Keine glaubwürdige Wandlung

Schade ist, dass die Identität der Person, die so großes Interesse an den „Antiquitäten“ von Michael Burnham hat, nicht enthüllt wurde. Auch irritiert es, wie leicht es ihr fällt, andere Lebewesen einfach zu desintegrieren. Müsste man als Föderationsoffizier nicht erst probieren, die Angreifer zunächst kampfunfähig zu machen? Oder hatten die neuen Waffen keine Betäubungsmöglichkeit?

Übrigens ist die Reaktion Michael Burnhams auf das Wahrheitsspray interessant. Wenn sie sagt, dass sie lange ihre Emotionen unterdrückt hat, so ist dies natürlich ein Hinweis auf ihre vulkanische Erziehung. Und es wirkt schon fast gruselig, wie offen und herzlich sie reagiert, sogar selbst dann, wenn sie um Leben und Tod kämpft. Später hat sie sich allerdings wieder gefangen, was wiederum schade ist.

Was die moralische Wandlung von Book angeht, kann Ein Zeichen der Hoffnung Teil 1 nicht richtig überzeugen. Es wirkt einfach nicht nachvollziehbar, wenn er zunächst versucht, Michael Burnham übers Ohr zu hauen, nur um ihr dann bei der Flucht zu helfen und später mit ihr zusammenzuarbeiten. Allerdings ist dies eher Meckern auf hohem Niveau.

Eine stimmende Chemie

Denn eines lässt sich mit dieser Folge feststellen: Die Chemie zwischen den Darstellern David Ajala und Sonequa Martin-Green stimmt. Er bildet den perfekten Gegensatz zu ihr, eine Person, an der sie sich abarbeiten kann und die nicht von Anfang an ihrer Seite steht. Er ist ein Gauner mit einem Herz aus Gold. Parallelen zu Han Solo (Harrison Ford) sind natürlich vollkommen unbeabsichtigt und rein zufällig.

Am Ende der Folge wird dann der Bogen zum Beginn geschlagen. Endlich lernt man diesen unbekannten Mann kennen und erfährt, dass er diese langweilige Pflicht von seinem Vater übernommen hat. Adil Hussein stellt diesen pflichtbewussten Menschen perfekt dar. Er wirkt wie jemand, der trotz des grauen Alltags immer noch an die Föderation glaubt. Auch wenn er dies vermutlich nicht aus demselben Grund tut wie Michael Burnham. Eventuell weiß er sogar selbst nicht so ganz genau, wieso er seinen Verpflichtungen nachgeht.

Ein Zeichen der Hoffnung Teil 1 gibt einem viel Material zum Nachdenken und viele Anspielungen auf vergangene Ereignisse. Es wird auf die verschiedensten Sachen angespielt, inklusive dem temporalen Kalten Krieg aus Star Trek: Enterprise. Nur die Discovery selbst kommt in dieser Folge nicht vor. Und hoffentlich lassen sich die Macher der Reihe nicht zu viel Zeit damit, sie wieder zu zeigen. Wobei es natürlich verständlich ist, dass das Schiff in dieser Episode nicht auftauchte. Denn so hatten die Verantwortlichen genügend Zeit, sich auf die Veränderungen in der Zukunft zu konzentrieren.

Auf Englisch heißt die Folge That Hope is You, Part 1, was man als „Die Hoffnung bist du“ übersetzen kann. Der deutsche Titel Ein Zeichen der Hoffnung Teil 1 gibt den Sinn wieder, wenn auch aus einer anderen Perspektive.

 

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Götz Piesbergen

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