Es zeigt sich in der Filmgeschichte immer wieder, dass große Namen vor und hinter der Kamera kein Garant für Erfolg sind.
Moment, ich kenn den Film doch!
Kennt man das Gefühl? Man liest oder schaut etwas und auf ein Mal hat man ein Déjà-vu. Das kommt einem doch bekannt vor? Und irgendwann geht einem auf, dass man sich mit dem Werk, das man vor sich hat, schon mal früher beschäftigt hat.
So erging es mir, als ich mir „Legende“ für diese Rezension anguckte. Auf ein Mal hatte ich das Gefühl, dass mir das Aussehen des Films, bestimmte Figuren und Plottwists bekannt vorkamen. Bis mir dann irgendwann ein Licht aufging: Ich hatte ihn schon früher gesehen. Nur wusste ich nicht mehr, wie er mir damals gefiel.
Weshalb ich umso gespannter darauf war, was ich sehen würde und wie mein Gesamteindruck heute am Ende ausfallen würde. Schließlich waren an dem Film einige namenhafte Leute beteiligt. Tom Cruise und Tim Curry standen vor der Kamera, derweil Ridley Scott dahinter stand. Und auch wenn Legende mittlerweile 40 Jahre auf dem Buckel hatte, das musste doch etwas werden. Oder?
Zu was Frust halt führen kann
Interessant ist dabei vor allem die Vorgeschichte des Films. Denn Ridley Scott kam die Idee zu diesem Leinwandstreifen, als er gerade Die Duellisten in Frankreich drehte und sein darauffolgendes Projekt, Tristan und Isolde nicht zustande kam. Da er allerdings glaubte, dass seine Filmidee nur etwas für einen limitierten Geschmack sein würde, konzentrierte er sich stattdessen auf Alien, ehe er dann anfing, bei der Vorproduktion zu Dune zu arbeiten. Doch als auch dieses Projekt nicht weiter vorwärtskam, fokussierte er sich frustriert auf seine Idee, bei der es sich vor allem von den Gebrüder Grimm inspirieren ließ.
Als Drehbuchautor wählte der Regisseur den Autoren William Hjortsberg aus. Der hatte bereits Erfahrung, was das Drehbuchschreiben anging und arbeitete sowieso gerade an einem Märchen. Die beiden Männer fanden über Jean Cocteaus Es war einmal zueinander und kurz bevor Scott Blade Runner drehte, verbrachten sie fünf Wochen zusammen, um erste Ideen für das Skript zu sammeln.
Die allererste Fassung war dann doch deutlich zu lang und hatte diverse Seitenhandlungen, ebenso, wie diese wesentlich düsterer und erwachsener war. Weshalb sich beide nach den Dreharbeiten zu Blade Runner zusammensetzten, um das Skript zu überarbeiten. Am Ende benötigten sie 15 Versionen, ehe das Drehbuch fertig war.
Namenhafte Leute, vor und hinter der Kamera
Als sie fertig waren, ging es daran, ein Unternehmen zu finden, dass die Dreharbeiten finanzieren würde und den Film auch in die Kinos bringen würde. Ursprünglich fragte Ridley Scott Disney, da er sich vorstellte, dass der Film wie ein typischer Animationsfilm des Konzerns wirken sollte. Doch die winkten ab. Weshalb am Ende die Wahl auf Universal fiel.
Womit es „nur“ noch darum ging, die Crew vor und hinter der Kamera zusammenzustellen. Dabei sollten die Dreharbeiten, um Kosten zu sparen, überwiegend im Studio stattfinden. Wo die Kulissen erst kurz vor Beginn den Regisseur wirklich zufriedenstellten.
Beim Cast konnte Ridley Scott aus dem Vollen schöpfen. Zwar standen ursprünglich als Hauptdarsteller Namen wie Robert Downey Jr. oder Johnny Depp zur Debatte. Doch am Ende wurde es Tom Cruise, der zu jenem Zeitpunkt kurz davor stand, endgültig zum Superstar aufzusteigen. Die weibliche Hauptrolle sollte Mia Sara erhalten, die man später unter anderem aus Timecop sowie der kurzlebigen Birds of Prey-Fernsehserie her kennen sollte. Tim Curry war bereits ein Superstar, nicht zuletzt dank der Rocky Horror Picture Show. Er sollte zum Herren der Finsternis werden, was eine sehr aufwendige Maskerade erforderte, die fünf Stunden zum Auftragen und nach Drehschluss allein schon eine Stunde zum Einweichen des Klebstoffs brauchte. Weitere Rollen sollten David Bennent (Die Blechtrommel) als Honeythorn Gump, Alice Playten (I.Q. – Liebe ist relativ) als Blix, die Anführerin der Goblins und Billy Barty (Der Herr der Ringe (1978)) als Screwball. Weitere Darsteller waren unter anderem Cork Hubbert (Caveman – der aus der Höhle kam), Robert Picardo (Star Trek – Voyager) und Kiran Shah (Caprona, 2. Teil) als Blunder. Interessanter Fun Fact: David Bennent ist Schweizer und ein Vorsitzender von Universal meinte, dass er doch zu sehr Deutsch klingen würde. Weshalb Alice Payten im Original die Figur sprach.
Faszinierend!
Der Herr der Finsternis will die Welt in ewige Dunkelheit stürzen. Doch zu diesem Zweck müssen die Einhörner getötet werden, weshalb er die Anführerin seiner Goblins, Blix, aussendet. Und schon bald findet sie die passende Gelegenheit, zur Tat zu schreiten.
Denn Prinzessin Lilli wird von ihrer Liebe, dem Waldbewohner Jack, in die Nähe von diesen gebracht. Dabei fordert sie ihn heraus, in dem sie einen Ring in ein nahes Gewässer wirf. Während er danach taucht, nähert sie sich den Einhörnern, von denen dann allerdings eins von Blix vergiftet wird und sein Horn gestohlen. Woraufhin die gesamte Welt in Kälte und Sturm getaucht wird. Am Ende kommt es auf Jack und seine Waldfreunde an, um die Welt zu retten.
Es ist faszinierend. Optisch ist Legende eine Wucht. Die Special Effects, die Kostüme, die Masken und die Musik: Hier kann der Film wirklich glänzen. Und doch hat er ein schwerwiegendes Problem, was vor allem die Handlung angeht: Er langweilt!
Langweilig!
Der Film schafft es zu keiner Minute, dass man sich sonderlich für ihn, seinen Plot und seine Figuren interessiert. Stattdessen dominiert Desinteresse das Gefühl des Zuschauers. Oft genug ertappt dieser sich dabei, dass er lieber woanders hinguckt, die Augen schließt, oder aber sich nebenbei mit was anderes beschäftigt. Weshalb man am Ende auch das Gefühl hat, dass der Film vergeudete Lebenszeit ist. Und das bei diesem Regisseur! Was ist da schiefgelaufen?
Im Prinzip kann man es darauf schieben, dass die Macher sich zu sehr auf die Idee fokussierten, einen märchenhaften Film zu machen, anstatt diesen Einfall dann auch mit einer interessanten Story zu untermauern. Dementsprechend wirkt vieles an Legende langweilig und vorhersehbar. Noch schlimmer trifft es die Figuren, die einem schon nach kurzer Zeit vollkommen egal sind.
Stellenweise hat man das Gefühl, dass die Schauspieler nicht wie vor einer Kamera agierten, sondern wie auf einer Theaterbühne. Das mag nach Haarspalterei klingen, hat jedoch durchaus gewaltige Auswirkungen. Was man eben auch hier in diesem Film sieht. Vor der Kamera geht es vor allem darum, natürlich zu wirken, derweil man auf einer Bühne vor allem eine künstlerische Darbietung geben möchte. Und das merkt man bei einigen Schauspielern enorm. Vor allem David Bennent schafft es zu keiner Zeit wirklich, dass man auch nur ansatzweise ihm abkauft, ein Waldgeist zu sein.
Jede Menge Handicaps und zwar nicht von der guten Art
Und selbst ein Tom Cruise und ein Tim Curry schaffen es nicht, den Film zu retten. Vor allem Tom Cruise wirkt teilweise in der opulenten Kulisse verloren. Er findet nicht in seine Rolle hinein, was kein gutes Zeichen ist. Und Tim Curry ist ausgerechnet von der heftigen Maskerade gehandicapt, die er für seine Rolle tragen muss. Man merkt in einigen Szenen, wie schwer die Maske ist, die er tragen musste. So schwer, dass sie ihn stellenweise deutlich behindert.
Und Mia Sara? Auch sie wird durch ihre Rolle gehandicapt. Sie ist die Prinzessin, die Unschuld, die zwar später scheinbar zum Bösen konvertiert, was man aber ihr nie abkauft.
Am Ende fehlt es den Figuren, allen Charakteren, an Material, um überzeugend zu wirken. Es sind Stereotypen, die sich einzig und allein darüber definieren, ob sie gut oder böse sind. Und für einen modernen Märchenfilm, der noch dazu USK 12 ist, ist dies schlicht und ergreifend zu wenig.
Am Ziel vorbeigeschossen
Es gibt übrigens drei verschiedene Fassungen des Films. Die amerikanische ist kürzer und hat ein anderes Ende und einen anderen Soundtrack als die Europäische. Und es gibt den Director’s Cut, der deutlich länger läuft und ebenfalls ein unterschiedliches Finale bietet. Geguckt wurde die europäische Version, weil diese dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiert.
Am Ende ist es einfach so, dass der Film komplett am Ziel vorbeigeschossen ist. Zum Glück hat dadurch die Karriere der Beteiligten keinen dauerhaften Schaden angenommen.
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