Es dürfte kaum einen Menschen geben, der nicht wenigstens ein Werk von Ridley Scott kennt.

Der Einfluss der Mutter und der Kindheit

Ridley Scott ist ein Filmemacher, der im Laufe seines Lebens in die Schöpfung vieler bekannter Kinofilme, Werbungen und Fernsehserien involviert war. Mit seinen Werken hat er unter anderem das Science-Fiction-Genre bereichert.

Das Leben dieses inzwischen schon fast legendären Machers fing am 30. November 1937 an. Er und seine zwei Brüder wurden in eine Militärfamilie reingeboren. Sein Vater Colonel Francis Percy Scott war Teil der Royal Engineers, weshalb die Familie entsprechend oft innerhalb Großbritanniens umherzog, aber ebenso auch mal in Westdeutschland lebte. Da der Vater oft abwesend war und der ältere Bruder der britischen Merchant Navy beitrat, oblag es der Mutter Elizabeth Scott, Ridley Scott und seinen Bruder Tony aufzuziehen. Dies prägte den späteren Regisseur, weshalb er in seinen Werken auch oft auf starke Frauencharaktere als Hauptfiguren setzte.

Dass das Kino später sein Leben sein würde, mag unter anderem daran gelegen haben, dass sein Großonkel Dixon Scott ein Pionier in Sachen Kinoketten war. Ein weiterer Einfluss war seine Vorliebe für die Science-Fiction. So las er als Kind gerne die Werke von H. G. Wells. Ebenso sah er auch mit Interesse SciFi-Filme wie It! The Terror from Outer Space oder Formicula. Doch richtig erweckt wurde es erst, als er Stanley Kubricks 2001: Odyssey im Weltall sah. Ridley Scott ging von 1954 bis 1958 auf die Grangefield Grammar School und das West Hartlepool College of Art, wo er sein Diplom in Design machte.

Die altehrwürdige BBC

Danach studierte Ridley Scott am Royal College of Art in London. Dort arbeitete er am College Magazin ART mit und half dabei, die Filmabteilung des Colleges zu etablieren. Seine abschließende Arbeit und auch gleichzeitig eines der Werke, mit dem er sein Regiedebüt gab, war sein Film Boy and his Bicycle. Das Besondere an diesem schwarzweißen Kurzfilm war, dass die Darsteller sein jüngerer Bruder und sein Vater waren.

Nach seinem Abschluss 1963 konnte der frischgebackene Absolvent eine Stelle als Trainee Set Designer bei der BBC ergattern, wo er schon bald bei der Polizeiserie Z-Cars und der Science-Fiction-Serie Out of the Unknown mitwirkte. Er führte bei diversen anderen BBC-Reihen Regie.

1968 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Tony die Film- und Werbeproduktionsfirma Ridley Scott Associates (RSA). Die Firma produzierte in den 1970ern viele bekannte britische Werbefilme und konnte die berühmte Parfümmarke Chanel No. 5 wiederbeleben. Die entsprechenden Reklamefilme, bei denen auch Ridley Scott selber Regie führte, waren innovative Minifilme mit einer für damalige Zeiten enormen Produktionswertigkeit. Sie spielten mit surrealer Fantasie und Verführung.

Im Weltall….

Es war 1977, als er seinen ersten eigenen Kinofilm drehte. Das war Die Duellisten, dem allerdings wenig kommerzieller Erfolg beschieden war. Wesentlich besser lief Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, der 1979 in die Kinos kam. Der Film wurde ein Hit und ist heute noch ein Klassiker der Filmgeschichte. Der Regisseur konnte sich hier übrigens erfolgreich dafür einsetzen, dass der zu jener Zeit typische männliche Held gegen einen weiblichen Charakter ausgetauscht wurde. Mit dem Ergebnis, dass Ellen Ripley, dargestellt von Sigourney Weaver, ebenso Kult wurde wie das Leinwandabenteuer.

Anfang der 1980er arbeitete Ridley Scott für ein Jahr an der Filmadaption von Frank Herberts Dune – Der Wüstenplanet. Doch nach dem Tod seines älteren Bruders Frank verließ er diese Arbeit und konzentrierte sich stattdessen darauf, den Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? von Philip K. Dick zu verfilmen. Das Ergebnis nannte sich am Ende Blade Runner, hatte Harrison Ford als Hauptdarsteller und war ursprünglich ein kommerzieller Flop, auch wenn er visuell Maßstäbe setzte. Erst im Laufe der Jahre wurde daraus ein Kultfilm.

1984 drehte der Regisseur einen hochwertigen Werbespot für den damaligen Apple Macintosh Computer. In dem Film spielte er mit der dystopischen Vision von George Orwell und zeigte, wie eine Heldin die Menschheit aus der Konformität befreite. Den Einfluss dieser Reklame sieht man noch heute, wenn in dem Rechtsstreit zwischen dem Fortnite-Entwickler Epic Games und Apple das Entwicklungsstudio in einem eigenen Film auf die damalige Werbung anspielt.

Die Rückkehr ins All

Ab den 1990er Jahren begann Ridley Scott vor allem auch verstärkt, als Produzent zu arbeiten. Derweil erschienen in diesem Jahrzehnt von ihm unter anderem Filme wie Thelma und Loise (1990) und Die Akte Jane,  aber auch 1492 – Die Eroberung des Paradies (1992), welcher übrigens einer der wenigen Flops seiner Karriere war. Nebenbei produzierte er auch noch andere Werke. So kümmerte er sich beispielsweise um die Produktion von Immer Ärger um Dojo (1994) und Lebende Ziele (1998). Ebenso war er zwischen 1997 und 1999 Executive Producer bei vier Folgen der Fernsehserie The Hunger. Dies war die erste TV-Serie, bei der er diese Position inne hatte.

Im neuen Jahrtausend kamen von dem Regisseur die Filme Gladiator (2000), Black Hawk Done (2001), Königreich der Himmel (2005) und Der Mann, der niemals lebte (2008). Bei diesen Kinofilmen war er ebenfalls Produzent. Außerdem produzierte er die Miniserien The Company – Im Auftrag der CIA (2007) und The Andromeda Strain (2008).

In den 2010er Jahren kehrte Ridley Scott zurück zu dem Franchise, das er in den 1970ern Jahren startete. Denn er drehte 2012 mit Prometheus – Dunkle Zeiten ein Prequel zu Alien. Und es sollte nicht nur bei diesem einen Film bleiben. Doch zuvor filmte er 2014 Exodus: Götter und Könige, verfilmte das Buch Der Marsianer: Rettet Mark Watney 2015, ehe er 2017 mit Alien: Covenant – Prologue: The Crossing erneut zu dem Franchise zurückkehrte, das ihn berühmt machte. Dem Kurzfilm folgte im selben Jahr Alien: Covenant. Der Regisseur hat übrigens Interesse bekundet, weitere Filme in diesem Universum zu drehen. 2020 drehte er nach langer Zeit wieder fürs Fernsehen. Von ihm stammen zwei Folgen für die SciFi-Serie Raised by Wolves.

Nominiert und doch nie gewonnen

Ebenso verstärkte er in diesem Jahrzehnt seine Arbeit als Produzent. Er war an vielen Fernsehserien entweder als Producer oder Executive Producer beteiligt. Die Serien, an denen er arbeitete, waren Numb3rs – Die Logik des Verbrechens (2005 – 2010), Die Säulen der Erde (2010), wo auch die Schauspielerin Alison Pill mitwirkte, The Good Wife (2009 – 2016) und Jean Claude van Johnson (2016 – 2017). Mit The Man in the High Castle (2015 – 2019) war er erneut an einer Adaption eines Werks des Autors Philip K. Dick beteiligt.

Ridley Scott wurde 2003 für seine Dienste in der britischen Filmindustrie zum Ritter geschlagen. 2015 erhielt er die Ehrendoktorwürde am Royal College of Art und 2018 den Ehrenpreis der BAFTA (British Academy of Film and Television Arts). Seine Filme wurden oft für diverse Preise nominiert. So erhielt beispielsweise im Jahr 2000 Gladiator fünf Oscars. Scott selbst wurde zwar drei Mal für den Oscar für die beste Regie vorgeschlagen, ging allerdings immer leer aus.

Der älteste Bruder des Regisseurs, Frank, verstarb 1980 im Alter von 45 Jahren an Hautkrebs. Sein jüngerer Bruder Tony beging am 19. August 2012 Selbstmord, nachdem er jahrelang ebenso gegen den Krebs ankämpfte. Ridley Scott hat viele seiner Werke seiner Familie gewidmet.

Er selbst ist zum dritten Mal verheiratet. Seine erste Ehe war mit Felicity Heywood von 1964 bis 1975. Das Paar hat zwei gemeinsame Söhne, Jake und Luke, die in die beruflichen Fußstapfen ihres Vaters traten. Danach war er von 1979 bis 1989 mit der Advertising Executive Sandy Watson zusammen, mit der er eine Tochter mit dem Namen Jordan zeugte. Auch dieses Kind wurde Regisseurin. Seit 2015 ist er mit der Schauspielerin Giannina Facio liiert.

Ridley Scott
Photo Credit: (NASA/Bill Ingalls)

Ridley Scott im Web

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Götz Piesbergen

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