In Blade Runner wird eine dystopische Zukunft der Menschheit gezeigt. Wir betrachten den Final Cut von 2007.
Ridley Scotts Film, der sich zuvor mit Alien einen Namen in der Sci-Fi-Szene gemacht hatte, basiert auf dem Roman “Träumen Androiden von elektrischen Schafen?” von Philip K. Dick. Der Film hält sich nicht an die literarische Vorlage, greift aber das Kernthema auf.
Synopsis
Los Angeles im November 2019. Die Stadt ist überbevölkert, dreckig und es regnet dauernd. Die Replikanten, künstliche Menschen, erschließen neue Lebensräume auf fernen Sternen. Diese Replikanten sind äußerlich nicht von Menschen zu unterscheiden, sind aber kräftiger und widerstandsfähiger als diese. Nachdem es zu einem Aufstand in einer dieser Kolonien kam, wurde ihnen der Zugang zur Erde unter Todesstrafe verboten. Die Blade Runner, Spezialeinheiten der Polizei, sind dazu bevollmächtigt, Replikanten beim ersten Kontakt zu töten.
Der ehemalige Blade Runner Rick Deckard (Harrison Ford) wird aus dem Ruhestand geholt, um Jagd auf eine kleine Gruppe zu machen, die ein Raumschiff gekapert hat und auf dem Weg zur Erde ist. Deckard nimmt Kontakt mit der Tyrell Corporation auf, die diese Replikanten erschaffen hat. Dort trifft er auf Rachael, die ebenfalls eine Replikatin ist, ohne es zu wissen. Nach und nach schafft Deckard es, die Gruppe auszuschalten, bis er am Ende dem Anführer Roy Batty (Rutger Hauer) gegenübersteht.
Rezension von Blade Runner
Im Grunde ist die Handlung sehr leicht zusammengefasst, denn sie ist bewusst sehr simpel. Der Knackpunkt bei diesem Werk, über welches Diplomarbeiten geschrieben wurden, liegt im Subtext.
Kritik am Kapitalismus
In der gesamten Stadt gibt es gigantische Werbetafeln, Luftschiffe fliegen durch den Luftraum und Durchsagen bewerben die Kolonien. Das Firmengebäude der Tyrell Corporation überragt alle anderen Gebäude immens, was der enormen Macht dieses Konzerns Nachdruck verleiht. Die Form der Pyramiden deutet an, dass man die Firma mit einem Gott gleichsetzen kann, dem man nichts anhaben kann. Die Räumlichkeiten sind selbstverständlich nahezu verschwenderisch groß und gut beleuchtet, während die “kleinen Leute” nur kleine, dunkle Wohnungen haben.
Solche Bilder begleiten uns den gesamten Film über. Die Arbeiter müssen mit immer weniger leben, während die Firmen und deren Bosse immer reicher und mächtiger werden.
Ethische Fragen
Die ultimative Frage von Blade Runner ist aber: Was macht den Menschen aus? An welcher Stelle ist ein künstlich geschaffener Mensch genauso viel wert wie ein normal geborener? Solche Fragen werden nicht erst seit diesem Film diskutiert und ich möchte diese Frage hier gar nicht erörtern – das überlasse ich lieber Philosophen. Trotzdem steckt hier noch weit mehr drin. Was ist, wenn Deckard sich irrt und einen Menschen tötet? Rachael fragt ihn sogar danach, damit wir uns diese Frage auch auf jeden Fall stellen. In seiner Position kann er leicht manipuliert werden.
Es gibt zwar den sogenannten Voight-Kampff-Test, mit dem man unterscheiden können soll, ob jemand ein Mensch oder ein Replikant ist, aber dies passiert, bevor jemand auf der Todesliste landet. Einmal drauf ist er zum Abschuss freigegeben. Was, wenn jemand einen politischen Gegner auf die Liste setzt? Die Tyrell Corporation hätte sicher die Macht dazu.
Laut dem Film ist der Unterschied zwischen Mensch und Replikant die Empathie, das Mitgefühl. Ironischerweise werden die Menschen aber eher emotionslos gezeigt und die Replikanten haben Mitgefühl, das sogar so weit geht, dass Replikant Batty den Blade Runner Deckard am Ende vor dem Tod bewahrt.
Visueller Stil
Der Film bedient sich vieler Elemente des klassischen Film Noir. Große Teile des Bildes bleiben dunkel und Schatten spielen eine große Rolle. Ridley Scott arbeitet viel mit Totalen und wenigen Schnitten, lediglich in den Actionszenen kommt durch Perspektivenwechsel Tempo auf. Die Tode der “Haut Jobs” werden unterschiedlich untermalt, mal mit dem Einsatz einer Zeitlupe, mal mit einer Änderung der musikalischen Untermalung.
Auch erzählerisch bedient sich Blade Runner beim Film Noir. Die Story ist überwiegend pessimistisch, es gibt keine klare Grenze zwischen Gut und Böse und auch keinen echten Sieger am Ende.
Ist Deckard selbst ein Replikant?
Diese Frage wird seit Erscheinen des Films diskutiert. Während in der Kinoversion die Indizien dafür rar gesät sind und man als Zuschauer mehr interpretieren muss, wird dies mit dem Directors und dem Final Cut deutlicher. Wirklich beantwortet bekommt man die Frage aber nicht, es wird nur impliziert, dass er selbst einer sein könnte. Als größten Hinweis darauf wird die Einhornsequenz angesehen, die es ausschließlich in den beiden neuen Schnitten gibt. Hier schläft Deckard am Klavier ein und träumt von einem Einhorn. Gegen Ende des Filmes platziert Gaff (Edward James Olmos) ein Origami-Einhorn vor der Wohnung von Deckard. Als Blade Runner hat Gaff Zugang zu den (künstlichen) Gedanken und Erinnerungen der Replikanten, wie Deckard selbst an Rachael demonstrierte.
Viel mehr
Es gibt noch sehr viel mehr über diesen Film zu sagen, denn wie erwähnt, der Subtext ist voll von moralischen und ethischen Fragen. Ich habe die in meinen Augen wichtigsten hier zusammengefasst und möchte euch auffordern, eure wichtigsten als Kommentar hier zu lassen. Manche dieser Fragen werden eventuell Teil eines Artikels werden.
Fazit
Blade Runner ist ein Meilenstein der dystopischen Science-Fiction und in meinen Augen sogar der gesamten Filmgeschichte. Seine Thematik ist wahrscheinlich heute noch wichtiger als 1982. Ridley Scott ist ein Meister seines Faches, immerhin schaffte er es mit mehreren Filmen, das Genre umzukrempeln. Blade Runner ist einer der Filme, die man gesehen haben muss. Der Final Cut bietet sich hier an, da hier einige Fehler ausgemerzt wurden, so wurde in einer Szene z.B. das Gesicht von Joanna Cassidy auf das Gesicht der Stuntfrau gesetzt. Obendrein ist der Final Cut die ultimative Vision von Ridley Scott.
So fehlen auch einige Stilelemente der Kinoversion (die aber auch schon im Directors Cut fehlen), wie die “Flucht aus L.A.” von Deckard und Rachael, und neue Elemente kamen dazu, wie die “Einhornsequenz”, die ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass Deckard ebenfalls ein Replikant ist. Die Gewaltdarstellung ist expliziter, aber nicht übertrieben.
Blade Runner war zuerst kein Erfolg, wurde aber spätestens nach dem Directors Cut zum Kultfilm.
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