Mit Mary Shelley feiert heute am 30. August eine Frau Geburtstag, die mit zu den ersten Science-Fiction-Autoren zählt.

Mary Shelley
Quelle: IMDb

Das Kind zweier Philosophen

Geboren wurde sie 1797 in Somers Town, London. Ihre Eltern waren die feministische Philosophin, Autorin und Erzieherin Mary Wollstonecraft sowie der Philosoph, Schriftsteller und Journalist William Goodwin. Leider verstarb ihre Mutter einen Monat nach ihrer Geburt am Kindbettfieber, sodass sie und ihre Halbschwester von ihrem Vater zunächst alleine großgezogen wurden.

Ihre Kindheitsjahre waren glücklich, bis ihr Vater erneut heiratete. Ihre Stiefmutter wurde Mary Jane Clairmont, eine wohlerzogene Frau, die zwei eigene Kinder mit in die Ehe brachte. Leider vertrug sie sich mit ihrer neuen Mutter überhaupt nicht.

Ihr Vater ließ ihr eine für damalige Verhältnisse ungewöhnlich gute Bildung angedeihen. Sie und ihre Geschwister hatten Zugriff auf seine Bibliothek, während viele Intellektuelle, die zu Besuch kamen, sie ebenfalls lehrten. Sie hatte eine Gouvernante, einen täglichen Tutor und las viele Bücher ihres Vaters. Für sechs Monate war sie außerdem auf einem Internat.

Die Liebe ihres Lebens

1812 und 1813 schickte ihr Vater sie zu der Familie von William Baxter, der nahe Dundee in Schottland wohnte. Zwischen diesen Reisen lernte sie den radikalen Dichter-Philosopen Percy Bysshe Shelley kennen und später auch lieben. Als sie sich gegenseitig ihre Liebe standen, war sie 17 und er 22 Jahre alt. Zum selbigen Zeitpunkt verlor sie ihre Unschuld an ihn.

Ihre Familie war von der Beziehung alles andere als angetan, weshalb das Paar mit Mary Shelleys Stiefschwester Claire Claremont am 28. Juli 1814 durchbrannte. Das Trio reiste durch ein damals von Krieg verheertes Frankreich. Das Ehepaar las während seiner Reise die Werke anderer Philosophen und führte ein gemeinsames Tagebuch, auch darüber, dass Mary und Percy an den jeweils eigenen Werken weiterschrieben. Geldmangel zwang das Ehepaar später dazu, über den Rhein zurück nach Großbritannien zu reisen, wo sie eine komplexe Lage erwartete.

Denn Mary Shelley war schwanger, woraufhin ihre Familie nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Das Paar zog daraufhin zusammen. Doch Geldschulden wie auch die Tatsache, dass Percy trotz aller Liebe zu seiner Geliebten immer noch mit Harriet Westbrook verheiratet war, trübten das Bild. Dass seine Ehefrau ihm sehr zu seiner Freude einen Sohn zur Welt brachte, derweil er gleichzeitig eine Beziehung mit ihrer Stiefschwester führte, erschwerte die Lage zusätzlich. Sie selbst flirtete ein wenig mit dem gemeinsamen Freund Hogg, fing jedoch nie eine Affäre mit ihm an. Er wurde allerdings ihr Anvertrauter, dem sie schrieb, als sie im Februar 1815 eine Frühgeburt hatte, die das weibliche Kind nicht überlebte.

Freud und Leid liegen nahe beieinander

Der Verlust ihrer Tochter sorgte für Depressionen, von denen sie sich jedoch im Laufe des Jahres wieder erholte. Sie wurde erneut schwanger und gebar im Januar 1816 ihren Sohn William.

Im Mai desselben Jahres reiste die Familie mit Marys Stiefschwester Claire Claremont nach Genf, wo sie den Sommer gemeinsam mit dem Dichter Lord Byron verbringen wollten. Zu diesem Zeitpunkt begann Mary sich bereits als Mrs. Shelley zu bezeichnen. Da die warme Jahreszeit allerdings verregnet war, verbrachten die Shelleys zusammen mit Freunden von Byron abends viel Zeit am Lagerfeuer des Poeten. Zunächst unterhielten sie sich gegenseitig mit deutschen Gruselgeschichten, ehe Lord Byron sie aufforderte, sich selber eine Geistergeschichte auszudenken. Lange Zeit hatte Mary Shelley keine Idee, bis ihr in einer schlaflosen Nacht die Grundzüge für »Frankenstein« einfielen. Ursprünglich sollte es nur eine Kurzgeschichte werden, doch ihr Liebhaber ermunterte sie dazu, daraus gleich einen ganzen Roman zu machen, der im Jahr 1818 herauskam.

Das Jahr 1816 sollte für Mary Shelley noch zwei traurige Ereignisse sowie ein schönes bereithalten. Denn kurz hintereinander begingen ihre Halbschwester Fanny Imlay und Percys Ehefrau Harriet Selbstmord. Dafür konnte sie im Dezember des Jahres endlich ihren Geliebten ehelichen. Im September des nächsten Jahres brachte sie ihr drittes Kind zur Welt, Clara. Da England für das Paar immer unfreundlicher und ungemütlicher wurde, beschloss es 1818, nach Italien zu reisen, mit der Intention, nie wieder zurückzukehren.

Der Tod, ein immer wiederkehrender Bekannter

Doch diese Zeit sollte für sie nur bittere Erinnerungen bringen. Sie verlor nacheinander ihre beiden Kinder an Krankheiten, wodurch sie noch depressiver wurde und sich von ihrem Ehemann entfremdete. Nur die Geburt ihres vierten Kindes, Percy Florence 1819, verbesserte ihre Stimmung. Ihr Gatte selbst, ein Anhänger des Konzepts der freien Liebe, hatte derweil viele weitere Affären.

Das Ehepaar zog im Laufe der Zeit in Italien diverse Male um. In diesem Zeitraum schrieb Mary Shelley an weiteren Romanen und wurde erneut schwanger. Die Schwangerschaft endete 1822 in einer Fehlgeburt, an der sie beinahe verblutete. Doch ihr Mann legte sie in ein Eisbad, was die Blutung stillte und ihr Leben rettete.

Allerdings kam ihr Ehemann im Juli desselben Jahres seinerseits ums Leben, als er mit einem Freund und einem Bootsjungen eine Segeltour unternahm. Bei dieser gerieten sie in einen Sturm, in dem sie ertranken. Ihre toten Körper wurden später an den Strand gespült.

Am Ende ihres Lebens

Mary Shelley kehrte daraufhin mit ihrem Sohn zurück nach England. Dabei beschloss sie, dass sie ab sofort durch ihre Feder und für ihren Sohn leben wollte. Trotzdem war sie auf die finanzielle Unterstützung durch andere angewiesen, um über die Runden zu kommen. Bis zu ihrem Tod heiratete sie nie wieder, obwohl es durchaus Leute gab, die an einer Ehe mit ihr interessiert waren.

Im Laufe der Jahre schrieb sie nicht nur weitere eigene Romane, sondern arbeitete ebenfalls an der Aufbereitung des Werks ihres verstorbenen Ehemannes. Als ihr Vater anschließend mit 80 Jahren 1836 verstarb, machte sie dasselbe ebenso mit seinem Oeuvre, wobei sie diese Arbeit nach zwei Jahren abbrach. Sie vertrat weiterhin die feministischen Ideale ihrer toten Mutter und unterstütze Frauen in Not finanziell.

Mary Shelley und ihr Sohn lebten und reisten zusammen, sogar nach der Beendigung seiner schulischen Ausbildung. Auch nachdem er geheiratet hatte, lebten sie zusammen, da die Autorin sich sehr gut mit der Ehefrau verstand. Doch die letzten Jahre ihres Lebens waren von Krankheiten gezeichnet. Von 1839 an litt sie wiederholt unter starken Kopfschmerzen sowie Paralyse-Erscheinungen, die sie vom Lesen und Schreiben abhielten. Schließlich starb sie am 1. Februar 1851 an etwas, was ihr Arzt als Gehirntumor bezeichnete.

Ursprünglich wollte sie an der Seite ihrer Eltern begraben werden. Doch ihr Sohn fand die Begräbnisumgebung nicht ansprechend genug, weshalb sie in St. Peters Church Bournemouth zu Grabe getragen wurde. Als ihr Sarg ein Jahr später wieder geöffnet wurde, fand man auf ihrem Körper diverse Erinnerungstücke. Auf ihrem toten Körper lagen die Locken ihrer toten Kinder und das Tagebuch, das sie mit ihrem Ehemann führte. Was ebenfalls gefunden wurde, war eine Kopie seines Gedichts Adonais, wobei eine Seite um ein Paket gewickelt worden war, in dem sich die Asche und die Überreste seines Herzens befanden.

Mary Shelley im Web

IMDb.

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Götz Piesbergen

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