Wenn der Befehl aus dem Dunkel ertönt, verheißt dies leider nicht unbedingt etwas Gutes.
Amerika lässt grüßen
Befehl aus dem Dunkel ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Film. Zum einen beschreitet er konsequent weiter den Pfad, Godzilla als vermenschlichten Heroen darzustellen. Zum anderen bricht er mit vielen Konventionen, die man aus den früheren Filmen kannte.
Zu verdanken hat man das vor allem der Tatsache, dass mit Henry G. Saperstein ein amerikanischer Produzent mit an Bord des Films war. Er agierte im Auftrag der United Productions of America, die mehr hochqualitative Monsterfilme wollten, die sie in Amerika vertreiben konnten. Deshalb „klopfte“ der von ihnen beauftragte Produzent dann auch bei Toho an und finanzierte die kommenden drei Monster-Produktionen mit.
Der Einfluss, den Saperstein auf Befehl aus dem Dunkel hatte, zeigte sich in vielerlei Hinsicht. Zum einen durch die Tatsache, dass er dafür sorgte, dass mit Nick Adams ein amerikanischer Schauspieler Teil des Casts wurde. Ebenso beeinflusste er die Entwicklung des Skripts, da er fand, dass die bisherigen Drehbücher zu formelhaft waren, da sie – so seine Aussage – entweder mit einer Pressekonferenz oder einer Regierungskonferenz mit Politikern und Wissenschaftlern eröffneten.
Einige Bekannte, viele neue Gesichter
Doch im Vergleich zu den vorherigen Filmen sollte dieses neue Godzilla-Abenteuer ein deutlich niedrigeres Budget haben. Das führte dazu, dass die verwendeten Modelle weniger detailliert aussahen und viele Szenen von früheren Toho-Filmen, wie unter anderem Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah, wiederverwendet wurden. Etwas, was die Fans zu jener Zeit zu Recht kritisierten und worüber Regisseur Ishirō Honda ebenfalls nicht glücklich war. Er meinte später, dass man sich damals in einem unglücklichen Zyklus aus Zeit und Budget befand. Und es sollte nicht das einzige Element sein, womit er nicht einverstanden war.
Natürlich kehrten in Befehl aus dem Dunkel wieder einige Schauspieler von früheren Godzilla-Filmen zurück. Akira Takarada übernahm nach Godzilla und die Urweltraupen dieses Mal die Rolle des Astronauten Kazo Fuji. Jun Tazaki, den man schon in Die Rückkehr des King Kong erleben konnte, stellte Dr. Sakurai dar. Neue Darsteller waren neben Nick Adams, als der Astronaut Glenn, Kumi Mizuno als die mysteriöse Namikawa, Akira Kubo als der Erfinder Tetsuo Torii, Keiko Sawai als dessen Geliebte Haruno Fuji und Yoshio Tsuchiya als der Controller von Planet X.
Im Jahr 196x machen sich zwei Astronauten zu dem ominösen Planeten X auf. Auf seiner Oberfläche treffen sie die mysteriösen Xiliens, einer anscheinend gutmütigen Rasse. Diese werden von einem Monster mit dem Namen Gidorah angegriffen und die einzige Möglichkeit, die ihnen einfällt, es zu besiegen, sind zwei weitere Ungeheuer, nämlich Godzilla und Rodan. Sie wissen auch, wo diese sich befinden und sind im Austausch gegen diese Wesen bereit, ein Allheilmittel gegen jede Art von Krankheit herzugeben.
Nicht sonderlich gut, nicht sonderlich schlecht
Derweil verkauft der Erfinder Tetsuo eine von ihm erfundene, besonders penetrant klingende Alarmanlage. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die Käufer keine Absicht haben, den Vertrag einzuhalten. Sie sind nämlich Xiliens, die allgemein nichts Gutes im Schilde führen, wie sich kurze Zeit später herausstellte.
Befehl aus dem Dunkel ist ein Godzilla-Film, der weder besonders gut noch besonders schlecht ist. Er ist der Ursprung einer legendären Szene, die symbolhaft für die Richtung stand, die das Riesenwesen seit dem letzten Filmauftritt eingeschlagen hatte. Und es ist ein Filmabenteuer, das grandiose Schauspielarbeit mit klischeehaften Rollen vereint.
Was erstaunlich gut funktioniert, ist die Einführung von Nick Adams als amerikanischer Astronaut Glenn. Zu keinem Zeitpunkt fühlt er sich wie ein Fremdkörper an, sondern wie jemand, der gleichberechtigt mit seinem Kollegen Kazo Fuji ein Abenteuer erlebt. Er und sein Kompagnon erhalten viele gute Szenen, in denen sie glänzen können.
Ein anderes Universum
Das gilt auch für die Xiliens, die schon allein durch ihre merkwürdige Gestik auffallen. Wobei es ein wenig unglaubwürdig wirkt, wenn der Controller davon redet, dass sie mathematisch denkende und gefühlsarme Personen sind, nur um später doch sehr gefühlsbetont seinen Unmut zu äußern. Aber davon mal abgesehen gibt er einen exzellenten, menschlichen Gegenspieler ab, eine wohltuende Abwechslung im Vergleich zu den früheren Godzilla-Filmen.
Allerdings scheint Befehl aus dem Dunkel nicht in derselben Kontinuität zu spielen wie die früheren Werke der Reihe. Denn als King Gidorrah das erste Mal auftaucht, erkennen die beiden Astronauten ihn nicht. Und als der Controller Godzilla und Rodan erwähnt, scheinen die zwei Weltraumreisenden wieder unwissend zu sein. Es ist eine merkwürdige Entscheidung seitens der Macher, diesen Kinofilm in seinem eigenen Universum spielen zu lassen, denn großartige Kontinuitätsprobleme verursachen die bisherigen Filmabenteuer nicht, da das Maximum der Gefühle eben nur die Nennung von früheren Auftritten ist, mehr aber auch nicht.
Die Darstellung von Godzilla und Rodan verursacht jedoch ein gewaltiges Problem: Sie wirkt zu comedylastig. Es ist eine Sache, wenn die Riesenechse vermenschlicht wirkt. Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah hat ja mit dieser Entscheidung auch funktioniert. Aber falls diese Vermenschlichung nur dazu genutzt wird, um aus der Echse Comedy Relief zu machen, dann läuft etwas ganz gewaltig schief.
Ein Rückfall in alte Zeiten
Exemplarisch dafür steht jener legendäre „Shie“-Siegestanz von Godzilla, der einfach nur lächerlich wirkt. Wenn man diesen Auftritt mit den früheren Darstellungen vergleicht, ist dies ein himmelweiter Unterschied, der absolut nicht gefällt. Besser wäre es gewesen, wenn man sich wieder etwas mehr früheren Auftritten annähert und auf solche Comedysegmente verzichtet. Übrigens unnötig zu erwähnen, dass Regisseur Ishirō Honda mit jenem Tanz auch nicht sonderlich glücklich war. Laut seinem Sohn war sein Vater regelrecht angepisst, sagte jedoch nichts.
Allgemein wirken die Kampfszenen von Befehl aus dem Dunkel im Verhältnis eher lahm. Hier macht sich vermutlich das niedrigere Budget bemerkbar, so dass die Kabbeleien zwischen den Monstern einen unzufrieden zurücklassen. Einfach nur ein paar Pappsteine werfen und ein wenig trampeln oder schlagen sieht schlicht und ergreifend unbefriedigend aus.
Der vielleicht größte Fehler des Films sind erneut die großen Frauenrollen: Namikawa wird großartig eingeführt, verliert allerdings im Laufe der Geschichte ihre Eigenständigkeit und schmilzt förmlich in den starken Armen des Astronauten Glenn dahin, was ehrlich gesagt einfach nur lächerlich wirkt. Und Haruno Fuji ist wieder die hilfsbereite Dienerin, die den Männern Tee reicht und sich ansonsten Sorgen um ihren Bruder oder ihren Freund macht. Da war Godzilla beim letzten Mal schon wesentlich weiter.
Wieso so spät?
Auch das mangelnde Budget macht sich an allen Ecken und Enden bemerkbar. Nicht nur, dass man als aufmerksamer Zuschauer die recycelten Einstellungen wiedererkennt. Ebenso merkt man die eben erwähnten Pappfelsen, die die Lächerlichkeit des Films nur noch unterstreichen.
Es ist nicht zu bestreiten: Befehl aus dem Dunkelins ist Mittelmaß. So gut die Darstellung der Aliens und der männlichen Protagonisten sind, so lächerlich wirken die Kampfszene und besonders Godzilla selbst. Es geht besser, das haben mehr als genug Filme ausreichend bewiesen.
Interessanterweise sollte es ein paar Jahre dauern, bis der Film auch in den USA herauskam. In Japan kam er 1965 in die Kinos, in den USA erst 1970. Und das trotz der Maßnahmen, die getroffen wurden, um den Kinofilm für den amerikanischen Markt interessanter zu machen. Die lange Zeitspanne lag wohl darin begründet, dass Toho kein Interesse hatte, den neusten Teil der „Godzilla“-Reihe auch im Ausland zu vermarkten und es dazu noch ein paar Anpassungen gab, die für den Release außerhalb Japans vorgenommen wurden. Es wurden ein paar Szenen geschnitten und bei den Godzilla-Auftritten neue Geräusche eingefügt. Bei der deutschen Version fiel noch viel mehr der Schere zum Opfer so dass der Film hierzulande eine erheblich geringere Laufzeit von 81 Minuten hatte, derweil er in Japan 94 und in den USA 91 Minuten lang war.
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- Billige Effekte
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