Die Familie Vernius muss von Ix fliehen. Während die Abkömmlinge sowie Duncan Idaho auf Caladan ein neues Zuhause finden, wird Pardot Kynes auf Arrakis von den Fremen aufgenommen.

Haus AtreidesHandlung

Auf Arrakis planen die Anführer der Fremen, den imperialen Eindringling Pardot Kynes zu töten. Dieser gibt dem Volk von Arrakis jedoch Hoffnung auf eine bessere Zukunft, in der die Wüstenwelt in eine grüne Oase transformiert werden soll. Als der Attentäter dies erkennt, wendet er seine Klinge gegen sich selbst, da sie erst wieder in die Scheide zurück darf, wenn Blut vergossen wurde. Kynes avanciert daraufhin zum Propheten der Fremen, der nicht nur in den Rotwall-Sietch aufgenommen wird, sondern außerdem Stilgars Schwester Frieth ehelicht und mit ihr ein Kind zeugt.

Unterdessen bricht auf Ix eine Revolte los. Die Arbeiter werden dabei von ganz anderen Mächten gelenkt und instrumentalisiert. Hinter dem Aufstand stecken die Bene Tleilaxu – ein von allen verachteter Clan von Chemikern und Genetikern. Dank ihrer gestaltwandlerischen Fähigkeiten haben sie Ix infiltriert, und da Imperator Elrood IX. Graf Vernius noch weniger ausstehen kann als die Tleilaxu, segnet er ihr Vorgehen ab. Das Hilfegesuch des ixianischen Botschafters Cammar Pilru weist er ab und rechtfertigt die Zerschlagung des Hauses Vernius mit dem angeblichen Verstoß gegen die große Konvention, welche die Erschaffung intelligenter Maschinen verbietet.

Ein weiterer Grund, warum der Imperator mit den Bene Tleilaxu kooperiert und sein Sohn ihnen sogar Sardaukar-Truppen zur Verfügung stellt, ist das Versprechen, Spice zu synthetisieren und so die Abhängigkeit von Arrakis zu beenden. Dafür brauchen sie die Labore auf Ix. Selber davon profitieren wird er aber nicht mehr, denn die Vergiftung schreitet voran, sehr zur Freude seines Sohnes Shaddam, der den Tod des Vaters gar nicht abwarten kann.

Auf Ix muss unterdessen die Herrscherfamilie flüchten. Dominic und seine Frau Shando gehen auf abgelegenen Welten ins Exil, während ihre Kinder Rhombur und Kailea mit Leto Atreides nach Caladan fliegen. Einzig C’Tair, Sohn des Botschafters Pilru, bleibt versteckt auf der Maschinenwelt zurück. Daheim angekommen setzt sich Leto für seine Freunde ein, und da sein Vater ebenfalls mit der Familie Vernius befreundet war, gewährt er deren Nachkommen Asyl. Sehr zum Ärger seiner Frau, die darin eine Gefahr für ihr eigenes Haus sieht, da das Haus Vernius inzwischen gefallen ist.

Nichtsdestotrotz bandelt Leto mit Kailea an und geht mit deren Bruder Perlen fischen. Explosive Perlen, die das Boot in Brand setzen. Doch solche Kindereien kann er sich schon bald nicht mehr leisten, denn nachdem sein Vater bei einem Stierkampf getötet wird, muss er viel zu jung die Regentschaft übernehmen. Für die Stiere verantwortlich war Duncan Idaho, der sich von Giedi Prime bis nach Cala City mit harter Arbeit durchgeschlagen hat. Da er ein Feind der Harkonnen ist und Paulus Atreides durch seine Hartnäckigkeit beeindruckt hat, konnte er sich dem Haus andienen. Leider hat niemand auf seine Warnungen gehört, dass mit dem Stier etwas nicht in Ordnung ist.

Parallel spielen sich auf Wallach IX ebenfalls dramatische Ereignisse ab. Der Plan der Bene Gesserit, die Blutlinien zu kreuzen, um einen Messias zu erschaffen, ist nicht aufgegangen. Das Kind von Wladimir Harkonnen, das Mutter Gaius Helen Mohiam ausgetragen hat, entspricht nicht den Erwartungen. Mohiam muss noch einmal nach Giedi Prime reisen und sich erneut vom Baron schwängern lassen. Der hat jedoch vorgesorgt und sämtliche belastenden Beweise gegen ihn vernichten lassen. Dennoch kommt er der Forderung der Bene Gesserit ein letztes Mal nach, was diesmal in einer Vergewaltigung ausartet. Dafür rächt sich Mohiam mit einem Virus, der Wladimir Harkonnen einst plagen wird.

Die erneute Schwangerschaft führt diesmal zum gewünschten Ergebnis und Jessica wird geboren. Ihre schwächliche Schwester wird daraufhin von der Mutter ermordet. Ebenfalls ermordet wird Shando Vernius, die als Farmerin getarnt auf Bela Tegeuse untergetaucht war. Das Imperium hat sie jedoch ausfindig gemacht und ihre Hinrichtung angeordnet.

Rezension von Dune – Haus Atreides 2

Der zweite Band setzt die Handlung von Teil 1 nahtlos fort. Wobei zwischen den einzelnen Kapiteln durchaus einige Zeit vergeht. Durch die Straffung der Romanvorlage erscheinen die Schwangerschaften von Mutter Mohiam sehr kurz, aber tatsächlich ist ihre erste Tochter bereits ein Jahr alt, als Jessica geboren wird. Ihr Umgang mit der Erstgeborenen grenzt schon an spartanische Verhältnisse. Wer nicht stark genug ist, wird gekeult.

Mindestens ebenso fragwürdig sind die Umstände der Zeugung. Im zweiten Anlauf sogar noch mehr als beim ersten Mal. Wladimir Harkonnen lässt Mohiam mittels Elektroschock betäuben. Da er eigentlich von Frauen angeekelt ist und er zudem dafür gesorgt hat, dass die Bene Gesserit kein Druckmittel mehr gegen ihn haben, verwundert es, dass er der Bitte des Ordens überhaupt ein zweites Mal nachkommt. Es muss pure Boshaftigkeit sein, dass er die Hexe vergewaltigt. Diese rächt sich allerdings, indem sie ein Virus ausstößt, wobei es schon arg Fantasy ist, dass sie ein Virus durch Willenskraft kontrollieren kann und ebenso die Empfängnis.

Ein weiterer Kritikpunkt an der Handlung ist der Aufstand auf Ix. Zwar macht die Intrige der Bene Tleilaxu durchaus Sinn, allerdings hätten die Arbeitssklaven des Hauses Vernius allen Grund, auch ohne Anleitung von außen eine Revolte anzuzetteln. Immerhin werden sie miserabel behandelt, leben in katastrophalen Verhältnissen und sind in höchstem Maße unfrei. Es ist direkt zynisch, dass Dominic Vernius darauf verweist, dass es den Armen auf anderen Planeten viel schlechter ergeht und jene, die er „Suboiden“ nennt, doch dankbar für alles sein sollten, was er ihnen angedeihen lässt.

Irgendwie kennt man das aus der Realität, wenn reiche Schnösel in Talkshows darauf verweisen, dass es Niedriglöhnern und Sozialhilfeempfängern in Deutschland doch immer noch besser gehe als Menschen in Entwicklungsländern. Eine prima Rechtfertigung für Ausbeutung und Umverteilung von unten nach oben. Leider ist das im Comic nicht als Gesellschaftskritik zu verstehen. Im Gegenteil wird die Familie Vernius als Opfer noch abscheulicherer Mächte dargestellt, wohingegen die aufständischen Arbeiter nur hirnlose Werkzeuge selbiger sind.

Unter den Tleilaxu dürfte es den „Suboiden“ im Übrigen noch weitaus schlechter ergehen als unter dem vertriebenen Grafen. Das hat durchaus reale Bezüge, denn wann immer sich die Arbeiter aus Frust über die herrschenden Eliten noch weiter rechts stehenden Kräften verschrieben haben, mussten sie dafür teuer bezahlen. Wenigstens wird das im Comic mit mangelnder Bildung und religiösem Fundamentalismus erklärt, was ebenfalls Parallelen zur Realität aufweist.

Den entmachteten Herrschern geht es jedenfalls an den Kragen, sodass sie getrennt ins Exil flüchten müssen. Doch dort sind sie nicht sicher, wie die Hinrichtung von Shando Vernius am Ende zeigt. Imperator Elrood IX. hat es seiner einstigen Konkubine offensichtlich nie verziehen, dass sie mit Dominic durchgebrannt ist. Der Imperator rechtfertigt ihren Sturz mit einer Lüge, was einmal mehr kaum aktueller sein könnte.

Von der Verfolgung sind nicht einmal die Kinder ausgenommen, die nun wirklich nicht für die vermeintlichen Vergehen ihrer Eltern haftbar gemacht werden können. Zum Glück war Paulus Atreides mit ihrem Vater befreundet, sodass die beiden politisches Asyl auf Caladan erhalten. Nur Paulus’ Frau ist nicht wohl dabei, da sie nur an ihre eigenen Interessen denkt. Wirklich gute Menschen scheint es im Dune-Universum zumindest in den Führungsebenen kaum zu geben. Allerdings ist das auch kein Wunder, da es sich ausnahmslos um Adelige handelt. Auf allen Welten herrschen Monarchien oder religiöse Orden. Demokratien sucht man vergebens.

Selbst bei den Fremen regieren alte Männer patriarchal über die Sietches, Frauen haben nichts zu sagen. Obendrein sind die Ältesten fremdenfeindlich und wollen Pardot Kynes zunächst meucheln, da er für den Imperator arbeitet. Dabei ist er lediglich Planetologe und kein Spion oder Invasor. Pardot respektiert die Lebensweise der Fremen, ist sogar davon fasziniert und will ihnen helfen. Als der Meuchelmörder daher Suizid begeht, wird dies als positives Omen gewertet und Kynes wird von jetzt auf gleich zum Propheten. Da hätte schon irgendwie mehr passieren müssen, um diesem Wandel Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Immerhin lebt sich Kynes gut bei den Fremen ein und überhaupt macht dieser Handlungsstrang am meisten Spaß, da es nach dem gescheiterten Mordkomplott keinerlei Intrigen mehr gibt, dafür aber umso mehr Einblicke in die Kultur der Wüstenbewohner. Intrigen gibt es dafür genügend auf Kaitain, wo Shaddam IV. seinem Ziel mit jedem Spice-Bier, das sein Vater trinkt, näher kommt. Dennoch bleibt er ungeduldig und wünscht seinem Erzeuger bei jeder Gelegenheit ein baldiges Ableben. Natürlich nur insgeheim, nach außen wahrt er den Schein von Sorge um Elroods Gesundheit.

Auf Caladan erlebt Leto unterdessen ein paar unbeschwerte Abenteuer mit Rhombur, und noch hegt er Interesse für dessen Schwester. Seine Mutter lehnt eine Beziehung der beiden jedoch strikt ab, und es steht bereits fest, dass sie sich damit durchsetzen wird. Immerhin ist aus Frank Herberts Hauptwerk bekannt, dass er einst Lady Jessica ehelichen wird, doch die ist zu diesem Zeitpunkt gerade erst geschlüpft. Es wird noch etwas Zeit vergehen, bis Leto zu dem Herzog wird, den man aus Dune kennt. Immerhin erhält er aber schon seinen Titel, nachdem sein Vater bei einem Stierkampf getötet wird. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Tierquälerei rächt. Wobei hinter dem Angriff eine weitere Intrige zu stecken scheint.

Die Arena erinnert optisch übrigens sehr an das Kolosseum in Rom, womit wir auch schon bei der grafischen Auswertung wären. Den Gebäuden fehlt es immer noch an Details und ebenso den Raumschiffen. Für das Dune-Universum ist die Architektur deutlich zu wenig imposant. Dass hier mehr drin gewesen wäre, beweisen zumindest die reichen Verzierungen auf den Vorhängen im Rotwall-Sietch. Der Zeichenstil ist alles in allem etwas grob geraten.

Die Farben werten den Comic allerdings einmal mehr visuell auf. Wenn Kynes auf einem Sandwurm vor der Sonne von Arrakis über die orangefarbenen Dünen reitet, sieht das schon sehr eindrucksvoll aus. Zudem sind die Himmel in der Nachbearbeitung deutlich verbessert worden. Dummerweise sind die ursprünglich dahin gekritzelten Wolkenbänder zuweilen noch zu sehen und harmonieren nicht mit den computergenerierten Wolken. Da hätte man zuvor mit dem Radiergummiwerkzeug drüber gemusst.

Fazit

Wer auf komplexe Intrigen steht, wird einmal mehr gut bedient. Allerdings wird das gesellschaftliche Klima im Vergleich zum ersten Band deutlich rauer. Kindstötungen und Vergewaltigungen sind schon arg drastisch. Außerdem werden einige Chancen auf gesellschaftskritische Untertöne verschenkt. Es wird vielmehr nur zwischen extrem menschenverachtenden und etwas weniger schlimmen Adelshäusern unterschieden. Dystopisch sind am Ende alle. Die einzige Utopie entwickelt Pardot Kynes für die Zukunft von Arrakis.

Die meisten Pluspunkte sammelt der Comic als vorbereitendes Prequel auf das Hauptwerk Dune. Dessen Rahmenumstände nehmen immer mehr Gestalt an und es ist viel über die Vorgeschichten der Hauptcharaktere zu erfahren. Das Ganze ist grafisch ganz passabel umgesetzt, wobei ein höherer Detailgrad abermals wünschenswert gewesen wäre. Die Verarbeitung des Hardcover-Bandes ist wie immer hochwertig und als Bonus gibt es wieder eine Covergalerie sowie die schrittweise Entstehung eines Covers. Nur das Variantcover der vergriffenen limitierten Ausgabe ist nicht dabei.

Info

Autoren: Brian Herbert & Kevin J. Anderson
Zeichner: Dev Pramanik & Mariano Taibo
Farben: Alex Guimarães & Raffaele Semeraro
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
  • Story
    8/10
  • Zeichenstil
    6/10
  • Koloration
    9/10
8/10
Total Score

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