Diese Kombination aus Gefängnisfilm und Zukunftsdystopie ist inzwischen ein echter Klassiker.

Beunruhigend realistische Dystopie

Als Fortress 1993 in die Kinos kam, schien die Zukunft des Jahres 2017 noch weit entfernt. Heute gehört diese Zeit schon wieder der Vergangenheit an und obgleich nicht alles Vorhergesagte eingetreten ist, gibt es doch beängstigende Entwicklungen. Allen voran die Kommerzialisierung des Strafvollzugs. Zwangsarbeit ist in heutigen US-Gefängnissen derart weit verbreitet und vor allem günstig, dass einige Konzerne ihre Produktion unlängst aus China wieder in die USA zurückverlegt haben.

Um diesem Ausbeutungssystem stetig neue billige Arbeitskräfte zuzuführen, werden neben tatsächlichen Schwerverbrechern vor allem Angehörige ethnischer Minderheiten unter fadenscheinigen Vorwänden inhaftiert. Um ihnen – vorgeblich – teure Prozesse zu ersparen, werden ihnen falsche Geständnisse abgepresst, durch welche sie dann als vorbestraft gelten und in einigen Bundesstaaten damit sogar das Wahlrecht verlieren. Der Film treibt dies auf die Spitze, wobei schon kleinste Vergehen ausreichen, um für viele Jahre inhaftiert zu werden.

Die Gefangenen werden in erster Linie dazu eingesetzt, den unterirdischen Gefängnisbau zu erweitern. Sie sind nichts anderes als Sklaven, Eigentum der MenTel Corporation. Diese kassiert auch gleich noch alle Neugeborenen ein, die von weiblichen Insassen während der Haft geboren werden. Da die Babys ebenfalls Eigentum von MenTel sind, kann der Konzern nach Belieben mit ihnen herumexperimentieren und sie in Cyborg-Kämpfer oder Administratoren umwandeln. Der sadistische Gefängnisdirektor Poe war selbst ein Knastbaby und hat seinen Posten Zeit seines Lebens nie verlassen, womit das System ins sich geschlossen ist.

Die Säuglinge darf der Konzern aufgrund einer neuen Gesetzgebung versklaven, die eine Ein-Kind-Politik vorschreibt. Aufgrund der schwindenden Ressourcen darf jede Frau nur noch ein Kind austragen und selbst wenn dieses eine Totgeburt ist oder anderweitig stirbt, ist jede weitere Schwangerschaft strengstens untersagt. Wer es dennoch wagt, riskiert jahrzehntelange Haftstrafen und die illegalen Zweitgeborenen verlieren jegliche Rechte.

Irrwitzigerweise sind aber auch Abtreibungen strengstens verboten. Zumindest dieser Teil der Dystopie bewahrheitet sich aktuell in den konservativ regierten Bundesstaaten der USA, in denen ultrarechte Republikaner den Frauen tatsächlich das Recht über den eigenen Körper absprechen. Wie in der Realität bleibt den Betroffenen nur die Flucht nach Mexiko. Unter ihnen das Ehepaar Brennick, welches bei einer Grenzkontrolle auffliegt und verhaftet wird. Dabei wollten sie in Mexiko nicht einmal illegal abtreiben lassen, sondern das Kind zur Welt bringen.

Fortress

Beide finden sich in der Festung wieder, wo ihnen eine Sprengkapsel implantiert wird, die sowohl jede Flucht verhindert als auch Elektroschocks zur Bestrafung verteilt. Für weitere Sicherheit sorgen Lasergitter und tödliche Geschütztürme. Unruhestifter wie John Brennick werden außerdem aussortiert und virtueller Folterung unterzogen, die schwere geistige Schäden hervorruft. Um ihren Mann zu retten, wird Karen Brennick genötigt, ins Quartier von Direktor Poe einzuziehen, der Gefallen an ihr gefunden hat. Widerwillig stimmt sie zu.

Über einen Kontaktmann lässt sie ihrem Mann einen Plan der Einrichtung zukommen, während es ihm und seinen Mithäftlingen gelingt, die magnetischen Sprengkapseln aus ihren Körpern zu entfernen. Der Ausbruch gelingt, doch schaffen es am Ende nur die Brennicks und ein weiterer Insasse. Sie entkommen mit einem Truck nach Mexiko, wo Karen ihr Kind zur Welt bringt.

Cast und Charaktere

Ursprünglich war Arnold Schwarzenegger für die Rolle des John Brennick vorgesehen. Dieser sagte jedoch ab, um Last Action Hero zu drehen. Das ist allerdings halb so tragisch. Ein solcher Muskelprotz hätte alle anderen Häftlinge in den Schatten gestellt und damit wäre jedes Konfliktpotential dahin gewesen, denn keiner der anderen Darsteller hätte sich glaubhaft mit Arnie anlegen können. Außerdem hat man mit Christopher Lambert einen durchaus bekannten Ersatz gefunden, der zu diesem Zeitpunkt bereits mit Highlander einen großen Erfolg verbuchen konnte.

Seine Filmpartnerin Loryn Locklin ist da schon weniger bekannt und spielte anschließend eher in TV-Serien mit, bis ihre Schauspielkarriere zur Jahrtausendwende abrupt endete. Kurtwood Smith, der die Rolle des Gefängnisdirektors Poe spielt, ist ebenfalls mehr ein TV-Darsteller, dafür aber ein durchaus umtriebiger. Neben einer Rolle im ersten Robocop ist er vor allem aus Star Trek bekannt. Dort hatte er zahlreiche Rollen, darunter als Präsident der Föderation im sechsten Kinoabenteuer Das unentdeckte Land sowie als Krennim-Captain Annorax im Voyager-Zweiteiler Das Jahr der Hölle. In Deep Space Nine war er ebenfalls zu sehen.

Ein weiterer Star Trek-Star, der in Fortress den Gefangenen D-Day spielt, ist Jeffrey Combs. Er dürfte Fans vor allem als Ferengi Brunt, als Vorta Weyoun sowie als Andorianer Shran bekannt sein. Zudem mimte er in der Voyager-Episode Tsunkatse den Wettkampfveranstalter Penk. Zu Die Festung kam er, weil er für den Regisseur Stuart Gordon bereits für die Re-Animator-Filme vor der Kamera stand. Gordons Gefängnisfilm ist ungleich besser geraten, obwohl es auch darin vereinzelte Splatter-Elemente gibt. Statt der Hauptrolle hat Combs hier aber nur die klischeebehaftete Rolle des nerdigen Technikgenies.

Dies ist auch gleich der größte Kritikpunkt an Fortress. Es gibt neben dem Genie noch das junge und völlig unbedarfte Opfer Nino (Clifton Collins Jr.), das zum Spielball für den Zellenrüpel Stiggs (Tom Towles) und den gemeingefährlichen Oberpsychopathen Maddox (Vernon Wells) wird. Abgerundet wird der Cast durch den Gefängnisältesten Abraham (Lincoln Kilpatrick), der kurz vor seiner Bewährung steht, die er selbstverständlich nie bekommen wird. Übrigens ist es wohl kaum ein Zufall, dass man die Rolle eines Schauspielers mit Namen Lincoln Abraham genannt hat und diese dann auch noch afroamerikanisch ist. Immerhin geht es im Film ja auch irgendwie um eine Sklavenbefreiung.

Fortress Die Festung

Obwohl hier alle Klischees bedient werden, die sich in den meisten Gefängnisfilmen finden lassen, funktioniert das Team ganz gut und alle Charaktere kommen sympathisch bzw. extrem unsympathisch rüber. Leider sind die meisten dem Tod geweiht und am Ende erwischt es sogar Nino, der es immerhin bis nach Mexiko schafft, wo ihn dann allerdings der ferngesteuerte Truck überfährt. Ursprünglich sollte der Film mit der geglückten Flucht und der Geburt von Karens Baby enden, was wohl besser so gewesen wäre. Denn der Angriff mit dem Truck in der endgültigen Fassung ergibt wenig Sinn. Wenn sich das Vehikel fernsteuern lässt, warum hat man die Flüchtigen damit überhaupt nach Mexiko entkommen lassen? Man hätte doch schon viel eher die Kontrolle übernehmen und ihn zurücklenken können.

Fazit: Ein Klassiker, den jeder kennen sollte!

Fortress – Die Festung konfrontiert das Publikum mit einer schonungslosen Dystopie, die gesellschaftskritische Untertöne aufweist. Im Zentrum steht jedoch das Ehepaar Brennick, welches sich gegen einen faschistischen Polizeistaat sowie ein menschenverachtendes Gefängnissystem behaupten muss. Die filmische Umsetzung kann durch gute Darsteller und beklemmende Sets überzeugen.

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