Mit Godzilla gegen Destoroyah geht mal wieder eine Ära zu Ende.

Ein Ende, mal wieder

Es war mal wieder soweit. Die Einspielergebnisse der letzten Godzilla-Filme blieben hinter den Erwartungen zurück, weshalb man bei Toho beschloss, die Filmserie erneut (vorerst) einzustellen. Fans der Riesenechse dürften sich dabei natürlich an Die Brut des Teufels erinnert fühlen, der ja 1975 das Ende der Showa-Ära markierte.

Godzilla gegen Destoroyah sollte seinerseits das Finale der Heisei-Ära darstellen, nachdem Godzilla gegen Spacegodzilla und Godzilla gegen Mechagodzilla II es nicht vermochten, von dem Kinoerfolg her an Godzilla – Kampf der Sauriermutanten anzuschließen. Sicherlich spielte außerdem noch die Tatsache mit rein, dass demnächst eine US-Verfilmung des berühmten Riesensauriers anstehen sollte und man sich nicht gegenseitig in die Quere kommen wollte. Wobei jedoch seitens Toho auch gesagt wurde, dass dies kein endgültiges Ende bedeuten sollte, dass, wenn die amerikanischen Filmpläne für eine Trilogie durch seien, man wieder eigene Filme drehen wollte. Das geschah dann allerdings schneller, als gedacht, doch dazu bei dem Review des US-Teils mehr.

Viele Rückkehrer

Es gab also Überlegungen, wie Godzilla sich verabschieden sollte. Einer der ersten Pläne war, dass Godzilla Junior gegen den Geist des allerersten Godzillas antreten sollte. Das ganze firmierte unter dem Titel Godzilla vs. Space Godzilla.

Doch diese Pläne wurden schließlich eingestampft. Das Einzige, was von der Anfangsidee beibehalten wurde, war, dass Godzilla gegen Destoroyah auf den allerersten Godzilla-Film zurückgreifen und das so unter anderem der Oxygen-Zerstörer wieder thematisiert werden sollte.

Womit Toho sicherlich nicht gerechnet hatte, war die Resonanz auf das verkündete Ableben des Riesensauriers. Es gab Proteste, Briefe und Petitionen, die dagegen protestierten. Ebenso machte ein Reiseunternehmen großen Reibach, als es eine Tour veranstaltete, die zu all jenen Orten führte, die seit dem allerersten Auftritt von Godzilla in den Kinofilmen zerstört worden waren.

Die Regie von Godzilla gegen Destoroyah sollte wieder Takao Okawara führen. Auch sollte Megumi Okoda ein letztes Mal ihre Rolle als Medium Miki Saegusa aufnehmen, genauso wie Akira Nakao erneut als Takaki Aso] zu sehen sein sollte. Und mit Momoko Kōchis Rückkehr als Emiko Yamane, eine Rolle, die sie im allerersten Godzilla-Film spielte, war den Machern ein kleiner Coup gelungen. Zu den weiteren Schauspielern zählten Takuro Tatsumi, Yasufumi Hayashi, Yōko Ishino, Sayaka Osawa, Saburo Shinoda und Masahiro Takashima.

Eine Verbeugung vor den Wurzeln

Nachdem Space-Godzilla besiegt wurde, haben sich Dinge verändert. Die Insel, auf der Godzilla und Godzilla Junior lebten, ist wie vom Erdboden verschluckt. Und als der Senior kurze Zeit später auftaucht, sieht er extrem anders aus. Es stellt sich heraus, dass er kurz vor der Kernschmelze steht, da sein Herz einem Kernreaktor gleicht.

Die einzige Möglichkeit, ihn eventuell aufzuhalten, besteht darin, eine alte Waffe von früher wieder zu verwenden. Es geht um den Oxygen Destroyer, dessen Formel jedoch damals von ihrem Erfinder mit in den Tod genommen worden war. Allerdings hat ein anderer Wissenschaftler etwas Ähnliches gefunden und erweckt damit, ohne es zu wissen, eine Bedrohung für die Menschheit, die noch größer sein könnte als Godzilla selbst.

Man kann schon an der Storyzusammenfassung erkennen, dass Godzilla gegen Destoroyah nicht nur der bloße Abschluss einer Ära ist, sondern auch zeitgleich eine Verbeugung vor den Wurzeln der Riesenechse. Genauer gesagt vor dem allerersten Auftritt, der noch heute ein absolutes Meisterwerk ist.

Endlich wieder Anti!

Dementsprechend ist dieser Film auch eine Rückkehr der alten Anti-Atom-Message, die den ersten Teil auszeichnete. Godzilla steht kurz vor der Kernschmelze, die, so wird in eindeutigen Bildern dargestellt, ganz Japan den Erdboden gleich machen könnte. Genauso, wie Destoroyah ein Gegenspieler ist, der seinen Ursprung der nuklearen Energie zu verdanken hat, wenn auch eher indirekt. Die Message mag am Ende wie aufgepfropft wirken, doch gleichzeitig muss man ebenso anerkennen, dass sie überhaupt erst eingebaut wurde, eben weil sie in den letzten Teilen etwas untergegangen ist.

Man merkt Godzilla gegen Destoroyah an, dass die Macher des Films sich wirklich bemüht haben, der großen Riesenechse einen würdigen Abgang zu bereiten und gleichzeitig ebenfalls einen Schlussstrich unter der Heisei-Ära zu ziehen. Denn nicht nur, dass das finale Schicksal von Godzilla Junior geklärt wird, Miki Saegusa erfährt ebenso einen Abschluss, wenn auch einen positiven.

Es ist schön, dass der Film das Medium wieder etwas prominenter featured, nachdem sie ja in den letzten Teilen teilweise eher untergegangen war und nur selten wirklich gute Plots erhielt. Dieses Mal wird sie vor allem von dem Wunsch getrieben, herauszufinden, was mit Godzilla Junior passiert ist. Sie glaubt als Einzige daran, dass der dieser kleine Riesensaurier noch am Leben ist, anders als viele andere in ihrer Umgebung. Und ihr Glaube an das Überleben von Junior wird am Ende auch belohnt.

Die menschliche Komponente schwächelt

Allerdings muss man auch bemängeln, dass ein Handlungselement von ihr nicht wirklich weiterentwickelt wird. Sie erwähnt ungefähr zur Mitte von Godzilla gegen Destoroyah, dass ihre Psi-Kräfte schwächer werden. Nur, dass dies nur gesagt wird und ansonsten keine wirkliche Rolle mehr spielt.

Es ist nicht der einzige menschliche Plot, der in diesem Kinofilm nur ungenügend entwickelt wird. Auch im Kontext mit Kenkichi Yamane, dem Enkel von Dr. Kyohei Yamane, gibt es einiges zu bemängeln. Zunächst meint er von sich, nicht sonderlich brillant zu sein. Nur um dann später viele intelligente Vorschläge zu machen. Oder dass eine geheime Liebe angedeutet wird, die jedoch, wie bei der Psi-Schwäche von Saegusa, nicht weiterentwickelt wird.

Dabei ist Godzilla gegen Destoroyah wirklich dann am besten, wenn er sich unter anderem mit Elementen oder Figuren aus dem ersten Teil beschäftigt, wie dem Oxygen Destroyer und den entsprechenden Entwicklungen, die diesbezüglich im Film geschehen. Oder aber, wenn Emiko Yamane eine extreme starke Szene hat, in der sie ihren Enkel erneut vor der Gefahr, die diese Erfindung hat, warnt.

Ein grandioser Gegenspieler

Doch auch der Gegenspieler an sich wird in diesem Film exzellent ausgebaut. Vor allem, weil Destoroyah klein anfängt und man im Kinofilm erlebt, wie er auf eine gigantische Größe wächst. Dabei steht schon von seinem Erstauftritt an fest, dass er eine Riesenbedrohung darstellt, die man nicht unterschätzen darf. Und das Bedrohungspotential nimmt mit jedem weiteren Auftritt, mit jeder Evolutionsstufe eher noch zu. Dabei wird auch betont, dass er verdammt intelligent ist. Das sieht man daran, dass er beispielsweise, als sich eine Reporterin in einem Auto versteckt, er dies mit seiner Attacke kurzerhand in zwei Hälften schmilzt, um an sie heranzukommen.

Am Ende von Godzilla gegen Destoroyah kann man sich eine Träne nicht verkneifen. Man nimmt hier Abschied von einem Titanen, der einen in seinen letzten Filmabenteuern häufig gut unterhalten hat. Und man nimmt an seinem Sterben teil, weil es gut inszeniert ist. Zu sehen, wie sein Körper immer rotglühender wird und am Ende sogar seine Rückenstacheln schmelzen, ist schon heftig. Doch gleichzeitig ist sein Abgang auch ein Neubeginn, da sein Nachfolger gezeigt wird. Wie es dazu kommt, das werde ich nicht verraten. Man sollte das Finale wirklich sehen, um diese Achterbahn an Emotionen zu durchleben.

Doch das Schmankerl sind die Credits. Anstatt einfach nur einen Abspann laufen zu lassen, sieht man hier Szenen aus dem allerersten Abenteuer und aus seinen Auftritten aus der aktuellen Ära. So wird eine Art Klammer erzeugt, die gleichzeitig auch eine Verbeugung vor einem Titan der Filmgeschichte darstellt.

Godzilla gegen Destoroyah ist kein perfektes Ende dieser Ära. Aber es kommt dem nahe dran.

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Götz Piesbergen

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