Auch Ronin präsentiert ein überraschendes Ende.

Eine Enthüllung mit Sprengkraft

Nach dem Kampf gegen Maya Lopez  (Alaqua Cox) und Yelena Belova (Florence Pugh) sowie der von Clint  (Jeremy Renner) aufgekündigten Partnerschaft kehrt Kate Bishop (Clara Stack) angeschlagen zurück nach Hause. Hier warnt sie ihre Mutter (Vera Farmiga) vor den Machenschaften von Jack Duquesne (Tony Dalton). Später geht sie in ihr eigenes Apartment zurück, wo jedoch die Black Widow, Yelena Belova, vom früheren Kampf schon auf sie wartet. Diese will allerdings nur reden.

Clint Barton fasst derweil einen folgenschweren Entschluss. Um die Angelegenheit mit Maya Lopez ein für alle Mal zu klären, will er erneut zum Ronin werden. Und holt sich dafür die Erlaubnis und Absolution von seiner Ehefrau und seiner verstorbenen besten Freundin.

Genau wie Wir sind Partner, oder? ist auch Ronin eine Folge, die am Ende mit einer großen Überraschung aufwartet. Und exakt wie bei der letzten Episode wird hier ebenfalls im letzten Teil der Rezension darauf eingegangen. Wobei schon jetzt gesagt werden kann, dass diese Enthüllung noch mehr Sprengkraft aufweist als das Auftauchen Yelena Belova.

Auf die Zwischentöne kommt es an

Die Episode lässt sich Zeit, ehe sie zu den wichtigen Ereignissen kommt. Ein Großteil der Handlung besteht aus Gesprächen und Vorbereitungen. Was natürlich jede Menge Szenen sind, in denen die Charakterisierungen vertieft werden können.

Das merkt man besonders bei dem Dialog zwischen Kate und Yelena. Es gibt hier jede Menge Zwischentöne, die man erst dann vollständig begreift, wenn man sich die entsprechende Szene von Ronin mehrere Male ansieht. Nur in dieser Situation fallen einem einige Details auf.

Was man aus diesen Momenten am ehesten mitnimmt ist, dass Kate ihre Furcht beherrscht. Sie weiß, dass die Black Widow sie jederzeit hätte umbringen können. Was sie jedoch nicht getan hat. Gleichzeitig ist ebenso klar, dass nur weil diese harmlos tut, sie nicht wirklich harmlos ist.

Ein falsches Idol?

Natürlich kommt das Gespräch auf Hawkeye. Und hier zeigt sich, dass trotz allem, was zwischen Kate und Clint passiert ist, sie ihn immer noch respektiert und auch verteidigt. Sogar dann, als Yelena andeutet, dass ihr Idol düstere Geheimnisse vor ihr hat. Das ist insofern interessant, als dass man hier die Unerschütterlichkeit sieht, mit der Kate an ihr Vorbild glaubt, trotz allem, was geschehen ist und sie erfahren hat.

Die dunkle Seite von Clint sieht man in Ronin auch in Aktion treten. Und Jeremy Renner zeigt wunderbar, wie viel psychische Schmerzen es ihm bereitet, wieder in die Kutte seines mörderischen Alter Egos zu schlüpfen. Zum einen, als er sich quasi von seiner Frau den Auftrag holt, loszulegen. Und zum anderen, als er bei einer Plakette, die an den Ort erinnert, wo die Avengers das erste Mal zusammenkamen, ein Zwiegespräch mit der toten Natasha hält. Er sagt, dass er sie vermisst und bittet sie quasi, auf ihn aufzupassen.

Ehe es jetzt in die Spoilersektion der Rezi kommt, an dieser Stelle noch ein paar Worte zur Verhaftung von Jack Duquesne. Hoffentlich bedeutet dies nicht, dass sein Plot beendet ist. Denn wenn, wäre das sehr enttäuschend. Schließlich gibt es noch einige offene Aspekte.

Viele Fragen offen

War er wirklich der Mörder seines Onkels Armand III? Woher kommt seine Faszination mit Schwertern? Wieso genau hat er sich mit Eleanor Bishop verlobt? Und dies sind nur die Fragen, die mir ad Hoc einfallen. Es kann angesichts dieser Punkte einfach nicht sein, dass da nichts mehr kommt. Nur wenn das noch in der letzten Episode thematisiert wird, wird diese ziemlich dicht gepackt sein.

Womit wir zu den Spoilern kommen. An dieser Stelle die obligatorische Warnung, dass ab dem nächsten Absatz über Ereignisse geredet wird, die am Ende von Ronin stattfinden.

Es gibt hier gleich zwei interessante Entwicklungen. Die erste ist, dass als Hawkeye als Ronin Maya Lopez und die Trainingsanzugmafia angreift, er sie nicht tötet. Im Gegenteil: Nach einem heftigen Kampf lässt er sie am Leben, demaskiert sich vor ihr, und erzählt ihr, dass er von jemanden den Tipp erhalten hat, dass ihr Vater Dreck am Stecken hatte.

Er ist wieder zurück!

Was in dieser natürlich Misstrauen auslöst. Vermutlich wird hier die Entwicklung zur Heldin gestartet, die dann in Echo weiter fortgesetzt wird. Gleichzeitig ist es jedoch auch interessant, dass Clint Barton trotz Ronin-Identität nicht tötet. Er verletzt zwar, aber er nimmt keine Leben. Was ein sicheres Signal dafür ist, dass er nicht vollständig in sein früheres, todbringendes Helden-Ego abgetaucht ist.

Übrigens rettet ihm Kate Bishop den Arsch. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie trotz aller Umstände nicht das Vertrauen in ihn verloren hat und immer noch an ihre Partnerschaft glaubt.

Doch was Ronin am Ende so genial macht, ist eine ungeheure Enthüllung. Denn Yelena Belova hat Kate Bishops Mutter verfolgt und macht eine heimliche Aufnahme, wie sie sich mit einem Mann trifft. Jemanden, den Clint Barton als Kingpin, Wilson Fisk, identifiziert. Und der von niemand Geringerem als Vincent D’Onofrio dargestellt wird, der diese Figur bereits in der Netflix-Serie Dardevil überragend schauspielerte.

Darf man träumen?

Kombiniert man dies mit dem Wissen, dass mittlerweile zwei Jahre vergangen sind, womit Marvel die Netflix-Serien auch offiziell in den Kanon übernehmen kann. Sowie mit der News, dass für Kevin Feige nur Charlie Cox als Daredevil in Frage kommt. Dann kann es gut sein, dass der Auftakt dafür ist, dass immer mehr und mehr Darsteller aus den früheren Serien in Zukunft bei künftigen Marvel-Serien auftauchen. Und eventuell sogar die alten Reihen fortgesetzt werden? Man kann ja schließlich durchaus träumen.

Sieht man von dem offenen Punkt mit dem Plot von Jack Duquesne ab, ist Ronin eine weitere, überragende Episode der Hawkeye-Serie.

Götz Piesbergen

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