Mit Die Goldene Armee kam 2008 endlich die Filmfortsetzung zu Hellboy in die Kinos.

Fortsetzung? Welche Fortsetzung?

Der allererste Hellboy-Film war grandios. Trotz kleinerer Schwächen wurde man als Zuschauer bestens unterhalten. Es war eine gelungene Mischung aus Action, Grusel und Humor. Doch an den Kinokassen kam er erstaunlicherweise nicht so gut an und spielte gerade Mal knapp das Anderthalbfache seines Budgets ein.

Dennoch wurde ein Monat nach dem Kinostart eine Fortsetzung angekündigt. Regisseur Guillermo del Toro wollte eine Filmtrilogie erschaffen, wobei der nächste und damit auch zweite Teil 2006 herauskommen sollte. Doch das Jahr kam und ging und von einer Fortsetzung keine Spur. Hintergrund war, dass von den produzierenden Studios zwar Revolution Studios bereit war, einen weiteren Teil zu produzieren, der primäre Geldgeber und Distributor Columbia Pictures allerdings nicht, weshalb der ursprüngliche Vertrag zwischen den beiden dann auch auslief und Revolution sich stattdessen darauf fokussierte, seine Bibliothek an bereits vorhandenen Filmen zu nutzen, anstatt neue zu machen.

Zum Glück für Hellboy – Die Goldene Armee kam die Rettung in Form der legendären Produktionsfirma Universal Pictures. Die nahmen sich im August 2006 des Projektes an und verkündeten dann auch, dass das Sequel 2008 in die Kinos kommen würde. Die Produktion an sich sollte im Jahr 2007 anfangen.

Die Band ist (größtenteils) wieder zusammen

Doch zuvor geschah etwas Erfreuliches. Denn Regisseur Guillermo del Toro hatte 2006 den Film Pans Labyrinth gedreht, der für 6 Oskars nominiert wurde und drei davon auch gewann. Wodurch natürlich sein Ruf als Filmemacher eine enorme Steigerung durchlief und er sich mit mehr Selbstbewusstsein an die Dreharbeiten begeben konnte, für die er sogar das geplante Sequel seines preisgekrönten Films cancelte.

Ehe der Dreh allerdings anfangen konnte, musste noch eine Story für Hellboy – Die Goldene Armee geschrieben werden, was komplikationsfrei verlief. Hellboy-Erfinder Mike Mignola und der Filmemacher kamen beide darin überein, dass sie die Story Almost Colossus zumindest teilweise adaptieren wollten. Doch ansonsten beschlossen sie, dass es besser wäre, eine komplett neue und eigenständige Geschichte für den Film zu schreiben, die auf Volkssagen und Märchen basieren sollte. Was daran lag, dass die Hellboy-Comics in jener Zeit sich mehr mit diesen Legenden beschäftigten und jene Erzählungen auch für Guillermo del Toro Grundlage für Pans Labyrinth bilden sollten.

Vom ursprünglichen Cast des allersten Kinofilms kehrte ein Großteil der Schauspieler zurück und übernahmen ihre damaligen Rollen. Selbst John Hurt konnte in einer Szene zu Beginn des Films noch einmal als ein junger Trevor Bruttenholm gesehen werden. Der Antagonist war der Elfenprinz Nuada Silverlance, der von Luke Goss dargestellt wurde. Dessen Schwester, Prinzessin Nuala, hingegen wurde von Anna Walton zum Leben erweckt.

Die Figur Johann Krauss war im Vergleich etwas schwieriger zu besetzen. Zunächst einmal steckte ein Schauspieler im Anzug, doch der Helm an sich musste von Puppenspielern bewegt werden. Was in diesem Fall John Alexander und James Dodd waren. Die Stimme der Figur wurde ursprünglich von Thomas Kretschmann gesprochen, doch nachdem Regisseur Guillermo del Toro feststellte, dass dessen Stimme und die mechanischen Geräusche des Kostüms sich nicht gut miteinander vertrugen, wurde er durch Seth MacFarlane ausgetauscht. John Alexander sollte übrigens gegen Ende des Films noch eine kleine andere Rolle haben.

Auch Doug Jones sollte in Hellboy – Die Goldene Armee weitere Charaktere darstellen. Er spielte den Engel des Todes, eine weibliche Figur mit androgynen Merkmalen und den Kammermeister von König Balor. Der Monarch wurde von Roy Dotrice zum Leben erweckt, der seine Dialoge auf Gälisch sprach. Und Brian Steele, der im allerersten Hellboy-Film, Sammael darstellte, durfte dieses Mal gleich vier verschiedene Trolle zum Leben erwecken.

Die Dreharbeiten fand 2007 überwiegend in Ungarn statt, womit dies der erste Film war, der damals in den frisch errichteten Korda Studios außerhalb Budapest gedreht wurde.

Familienstreitigkeiten

Einst führten die Menschen und die magischen Kreaturen Krieg gegeneinander. Als letztere zu unterliegen drohten, erschufen Goblin-Schmiede die unaufhaltsame goldene Armee, die von dem Elfenkönig Balor kontrolliert wurden. Doch ihr erster Einsatz war so schrecklich, dass der König einen Waffenstillstand vereinbarte und die Krone, mit der die Armee gesteuert wurde, in drei Teile aufteilte. Sein Sohn, Prinz Nuada, war damit jedoch nicht einverstanden und ging ins Exil, von dem er in der Jetztzeit zurückkehrt. Er tötet seinen Vater und gelangt so in den Besitz von zwei Teilen der Krone. Seine Schwester Nuala, die den dritten Teil mit sich führt, kann allerdings fliehen.

Derweil ist ein Jahr vergangen, seit dem Hellboy (Ron Perlman)  Rasputin besiegen konnte. Er und Liz Sherman (Selma Blair) führen eine halbwegs ruhige Beziehung, nur unterbrochen von ihren Wutausbrüchen und seinem respektlosen Umgang mit seinem Vorgesetzten Tom Manning (Jeffrey Tambor). Doch als dann bei einem Einsatz Hellboy sich bewusst der Öffentlichkeit präsentiert, ist das zu viel des Guten und er kriegt einen neuen Vorgesetzten, den ektoplasmatischen Johan Krauss. Nicht, dass der Höllenjunge auf diesen hören würde, was sich schon bei ihrer nächsten Mission in einem Trollmarkt zeigt. Wo übrigens Abe Sapien (Doug Jones), sein bester Freund, auf Nuala trifft und sich in diese verliebt. Was den Prinzen nicht davon abhält, das Hauptquartier, den Unterschlupf von Hellboy und Co., anzugreifen und den Höllenjungen schwer zu verletzen.

Höhen und Tiefen

Hellboy – Die Goldene Armee ist ein Film mit Höhen und Tiefen. Es gibt Phasen, wo man das Geschehen feiert, und dann wiederum Momente, wo man das Gefühl hat, dass hier etwas nicht in Ordnung ist.

Großartig sind natürlich die ganzen Actionszenen, in denen Guillermo del Toro sowohl fantastische, wie auch gruselige Momente einbaut. Der Kampf gegen die Zahnfeen ist ein gutes Beispiel dafür, weil der Horror, wenn man sieht, wie diese Kreaturen die menschlichen Agenten bei lebendigem Leib verschlingen, enorm ist. Andererseits die Auseinandersetzung zwischen Hellboy und dem Pflanzenelementar ein Moment, wo man mit offenen Mund vorm Bildschirm sitzt, weil die Atmosphäre hier einfach nur grandios ist.

Eine enorme Vielfalt

Was auch für die Special Effects und das Charakterdesign gilt. Man merkt hier, dass der Regisseur selbstbewusster agiert, als es noch im ersten Teil der Fall war. Schon allein die Kreaturenvielfalt auf dem Trollmarkt ist umwerfend. Und das Aussehen der goldenen Armee ist einfach nur großartig. Allgemein hat man das Gefühl, dass hier in Sachen Design und Umsetzung der Ideen von del Toro und Mignola einiges getan wurde.

Und Hellboy – Die Goldene Armee bemüht sich, auch allen Figuren gerecht zu werden. Liz Sherman agiert zum Beispiel wesentlich selbstbewusster, derweil Abe Sapien in diesem Film sogar die Liebe seines Lebens findet. Nur hat man dabei im Vergleich das Gefühl, dass die Darstellung von der Titelfigur selbst über weite Teile des Films auf der Stelle tritt.

Es mag daran liegen, dass seit Trevor Buttenholms Tod jemand fehlt, der seine egoistischen Tendenzen zumindest ansatzweise einzugrenzt. Doch gefühlt agiert er in dieser Story noch egozentrischer, als es im ersten Teil der Fall war. Vor allem sein Umgang mit Tom Manning ist im Vergleich auf einem neuen Tief der Respektlosigkeit angekommen, so als ob der Moment der „Verbrüderung“ in Teil 1 nie stattgefunden hat.

Das mag daran liegen, dass dies von der Story her notwendig war, um Johann Krauss einzuführen, der dann ja noch später wichtig wird. Und in der Tat ist dieser Ektoplasmatische Mann jemand, der Hellboy in Die Goldene Armee durchaus Paroli bieten kann, wobei auch er seine Probleme hat, die Eigenheiten des Vorzeigekämpfers des B.U.A.P. einzugrenzen. Und leider wird versäumt, seine private Seite auszubauen, weshalb eine Charakterwandlung im letzten Drittel des Films ein wenig zu sehr aus dem Nichts kommt.

Eine tragische Liebesgeschichte

Die Liebesbeziehung zwischen Abe Sapien und Prinzessin Nuala ist eines der Highlights dieses Films. Zum einen, weil Hellboys bester Freund damit endlich mehr zu tun kriegt, als nur als Wissensinformant und Monsteraufspürer zu dienen. Und zum anderen weil die Chemie zwischen den beiden, denen leider nicht viel Zeit gemeinsam vergönnt ist, exzellent ist. Vor allem, da sie, genauso wie er, eine einfühlsame Persönlichkeit besitzt, die sie eben dazu bringt, mit dem dritten Teil der Krone vor ihrem Bruder zu fliehen.

Wobei Prinz Nuada als Antagonist in Die Goldene Armee nicht ganz die Klasse eines Rasputins aus dem ersten Teil erreicht. Klar, er scheut sich nicht, sich mit den Helden zu messen, und greift auch längst nicht so sehr auf schmutzige Tricks zurück, wie man es normalerweise von Gegenspielern erwarten würde. Aber irgendwie fehlt hier etwas. Etwas, was ihn für den Zuschauer greifbarer macht, überzeugender. Vielleicht, wenn man die angedeutete inzestuöse Liebe zu Nuala mehr ausgebaut hätte …

Leider mit Schwächen behaftet

Das mag jetzt nach viel Gemecker klingen, danach, als ob dieser Film ein Reinfall wäre. Doch dem ist nicht so. Er ist immer noch ein gutes Filmerlebnis, mit jeder Menge gut platziertem Humor, etwa wenn Johann Kraus in einen Umkleideschrank übernimmt und Hellboy eine Tür ins Gesicht donnert, so dass ein Abdruck seines Antlitz im Metall zurückbleibt. Auch die Special Effects und die Musik sind gut gelungen. Aber am Ende merkt man eben doch einige Schwächen, wie beispielsweise eine Szene, in der eindeutig auf einen dritten Teil hingearbeitet wird, die allerdings gleichzeitig auch eine gute Plotentwicklung negiert.

Lohnt sich Hellboy – Die Goldene Armee also? Selbst mit Schwächen ist dies immer noch ein guter Film, den man sich einen Abend lang angucken und genießen kann.

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Warpskala

Warpskala
7 10 0 1
7/10
Total Score

Positiv

  • Grandiose Special Effects
  • Beziehung zwischen Abe Sapien und Prinzessin Nuala
  • Super Actionszenen

Negativ

  • Johann Strauss wird über weite Teile des Films nur ungenügend charakterisiert
  • Hellboy wirkt noch egozentrischer als sonst
  • Nuada bleibt als Antagonist etwas blass
Götz Piesbergen

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