Nach dem Durchgang durch den Quellkern – die SOL ist Gestrandet in der Zeit
Titel: Gestrandet in der Zeit
Autor: Lucy Guth
Titelbild: Dirk Schulz/Horst Gotta
Erschienen: 03. September 2021
Zur Handlung
Nach dem Durchgang durch die Quantenquelle ist die SOL Gestrandet in der Zeit – und zwar in der Zeit vor rund 10.000 Jahren und somit in der Endphase der Methankriege zwischen Arkoniden und Maahks. Auf der Suche nach einem sinnvollen Ziel gerät das Schiff mehrfach in Gefechte, muss sich gegenüber einem Prisenkommando überzeugend als Prototyp eines Arkonidenraumers ausgeben – was Dank Atlan und einer geschickten Scharade gelingt – und fliegt letztlich unfreiwillig Richtung Arkon.
Zu der grundsätzlich gefährlichen Zeit kommt der sogenannte Madrigal-Effekt, welcher nach dem Zeitsprung auftritt und sowohl Mannschaft als auch Material belastet. Laut den Hyperphysikern Eric Leyden und Geoffrey Waringer wird der Effekt durch die notwendige Anpassung an die Zeitebene ausgelöst. Tatsächlich schwächt er sich etwas ab, nachdem die SOL mehrfach in Handlungen eingreift und dabei mehr zum Teil der Handlungszeit wird.
Das Heimatsystem der Arkoniden erweist sich jedoch im Nachhinein auch als das sinnvollste Ziel, da Sofgarts Atorakte in der Hand des Loowers Pankha-Skrin gemeinsam mit SENECA den Hinweis darauf geben, dass dort weitere der geheimnisvollen Tropfen zu finden sein könnten.
Gedanken zu Gestrandet in der Zeit
Gestrandet in der Zeit von Lucy Guth ist ganz deutlich erkennbar dazu gedacht, uns in die Zeit der Methankriege einzuführen. Die Bedrohung durch zahllose Schlachten, Scharmützel oder feindliche Verbände wird sehr schön geschildert und die Bedrohung ist fast körperlich spürbar. Die Kriegslage und auch perfide Taktiken der Maahks – wie die zurückgelassenen Geschützstellungen – werden genauso plastisch geschildert wie die situationsbedingt anderen Verhaltensweisen der damaligen Arkoniden.
Die Versetzung in die Vergangenheit, bei der keiner der Betroffenen zu wissen scheint, warum sie erfolgte – oder es im Falle des Loowers Pankha-Skrin nicht erläutern will –, hat neben den offensichtlichen Problemen auch ganz direkte Auswirkungen zu bieten. Der Madrigal-Effekt schwebt als Bedrohung von Mannschaft und Schiff im Hintergrund der Handlung. Auch wenn er scheinbar im Laufe des Romans abflaut, glaube ich noch nicht daran, dass dieses Thema bereits erledigt ist.
Wichtig im Zusammenhang mit dem Zeitsprung ist zudem zu erwähnen, dass mit der Versetzung der SOL inklusive der GARTAVOUR sowie Atlan und Mirona Thetin, ein sehr geschickter Kniff gelungen ist, um die stotternden Zellaktivatoren der beiden wieder funktionieren zu lassen. In der Vergangenheit war die Verbindung zum Creaversum schließlich noch nicht geschlossen. Man darf gespannt sein, ob und wie diese Problematik bei der Rückkehr in die Gegenwart gelöst wird – denn das Problem ist zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.
Bei Atlan und seiner Lebensgefährtin schwingt zudem immer wieder mit, dass es zwischenmenschlich nicht mehr ganz so rund läuft. Atlan hat das Gefühl, dass Mirona Geheimnisse vor ihm hat. Auch hier tut sich ein Konfliktfeld auf, welches mit Sicherheit noch eine wichtige Rolle spielen wird.
Lucy Guth spielt in ihrem Roman zusätzlich mit einem spannenden Element: Sie baut immer wieder Gedankensplitter von Thora Rhodan da Zoltral ein. Perry Rhodans Ehefrau stellt Überlegungen über sich selbst, ihr Volk in der Gegenwart und der Zukunft an. Dabei klingen auch sehr kritische Gedanken über angebliche Gleichberechtigung der Geschlechter bei den Arkoniden an, welche aber möglicherweise nur auf dem Papier herrscht – warum sonst gab es in der Geschichte des Imperiums bisher nur eine Imperatrice?
Eric Leyden, sein Team und auch NATHAN bleiben weiterhin mysteriös. Leyden und Co. dürfen sich als Projektionskörper auf der SOL bewegen und materialisieren, wie es ihnen beliebt. Wo sich der Kreellblock mit ihren tatsächlichen Körpern befindet, bleibt aber unklar, genau wie die Frage, wie NATHAN seine Finger im Spiel hat, obwohl er in der Gegenwart zurückblieb. Offenbar hat die Hyperinpotronik vieles vorausgeahnt und einen Ableger in der Art eines MINSTREL auf der SOL installiert. Wie weit geht aber seine Einflussnahme?
Bleibt zuletzt noch der Quellmeister Pankha-Skrin und seine mysteriöse Mission. Er verrät keinerlei Details, will mit niemandem außer Donna Stetson, Sofgart und SENECA reden und verschwindet dann mit dem Hinweis, dass er nicht sicher ist, ob sie sich wiedersehen. Generell wissen wir bisher wenig über diesen sehr fremdartigen Extraterrestrier. Der Loower ist vor allem eines: geheimnisvoll, und das macht einen besonderen Reiz dieser Figur aus.
Fazit mit Wertung
Der Staffelstart zu Arkons dunkler Zeit knüpft nahtlos an der Vorgängerstaffel an und zeigt sehr beeindruckend das, was der Staffeltitel verspricht: eine sehr düstere Vergangenheit mitten im Methankrieg. Lucy Guth schafft es, das Bild des tobenden Krieges durch eine bedrückende Atmosphäre und kleinere, aber eindrucksvolle Scharmützel bildlich darzustellen und dem Leser nach nur einem NEO das Gefühl zu geben, mitten in dieser Epoche angekommen zu sein.
Ein Auftaktband kann meines Erachtens kaum besser geschrieben werden, bereitet er in diesem Fall in hervorragender Weise die Bühne für das kommende Geschehen. Auf einer 10er-Skala ist Gestrandet in der Zeit ganz nah an der Höchstwertung und bekommt von mir 9 von 10 möglichen Punkten.
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