Seltsame Energien sorgen für Chaos in Star Trek – Lower Decks.

Die außergewöhnlichste “Star Trek”-Serie ist zurück

Seit den Ereignissen von Keine Kleinen Rollen sind Monate vergangen und der Status quo an Bord der Cerritos hat sich verändert. Ensign Beckett Mariner (Tawny Newsome ) und ihre Mutter Captain Carol Freeman (Dawnn Lewis) haben jetzt einen freundlicheren und offeneren Umgang miteinander, was sogar soweit geht, dass die Mutter ihrer Tochter freie Hand lässt. Was diese weidlich ausnutzt und weiterhin provoziert, wo sie nur kann. Doch dann sorgt sie unwillkürlich dafür, dass Commander Jack Ransom (Jerry O’Connell) sich in ein höheres Wesen verwandelt, das damit beginnt, die Welt Aperos, nach eigenen Vorstellungen umzuformen.

Mariners Freunde haben derweil ein anderes Problem: Seitdem Sam Rutherford (Eugene Cordero) sein Implantat rausgerissen und wieder eingefügt wurde, hat sich seine Persönlichkeit geändert. Er hat jetzt des Öfteren Dates und mag sogar Birnen. Seine Freundin D’Vana Tendi (Noël Wells) beobachtet das Geschehen mit Sorge und will ihn deswegen wegen etwaiger Implantatprobleme behandeln. Wobei ihre Diagnose- und Behandlungsmethoden eher ungewöhnlich ausfallen.

Lower Decks war und ist von allen neuen Star Trek-Serien die vielleicht ungewöhnlichste. Einerseits eine Verneigung vor dem, was das klassische Star Trek ausmachte, mit einem Fokus auf exzellenten Charakterisierungen und jeder Menge ein neuem Abenteuer. Aber andererseits auch eine Reihe, die sich nicht davor scheute, die diversen Eigenheiten des Franchise kräftig durch den Kakao zu ziehen.

Kein Festhalten am Status Quo

Mit Seltsame Energien gibt es jetzt endlich den Auftakt zur zweiten Staffel und ein Wiedersehen mit den Figuren. Wobei die Folge sich vor allem auf die Beziehung zwischen Ensign Mariner und ihrer Mutter Captain Freeman fokussiert. Die Sorge, bzw. die Behandlungsbemühungen von Tendi an ihrem Freund Rutherford werden in der B-Handlung behandelt. Womit auch klar ist, dass Brad Boimler in der Folge nur am Rande vorkommt, was sich allerdings als nicht so verkehrt erweist. Denn wenn die Macher von Lower Decks ihn jetzt ebenfalls ausführlich mit eingebaut hätten, wäre die Episode übervoll geworden, was sich auch auf die Qualität der verschiedenen Charakterisierungen ausgewirkt hätte.

Denn die ist wie gewohnt exzellent. Was sich vor allem bei D’vana Tendi bemerkbar macht. Die Orionerin war in der ersten Season von allen vier Hauptfiguren diejenige, die sich gefühlt gar nicht weiterentwickelte. Sie war immer nett, immer freundlich und höflich. Egal, was für Schicksalsschläge ihr widerfuhren, sie lächelte und machte weiter wie gehabt, ohne dass sich dadurch ihr Charakter veränderte.

Das ist in Seltsame Energien anders. Zum ersten Mal zeigt sie eine andere Seite von sich selbst. Eine sorgende Persönlichkeit, sowohl um Rutherford, als auch am Ende um sich selbst, weil sie befürchtet, dass sie ihren besten Freund vergrault hat. So etwas in dieser Art hatte es in der ersten Season noch nicht gegeben, weshalb dies für die kommenden Episoden der zweiten Staffel vielversprechend ist. Hoffentlich wird die Orionerin sich dort ebenfalls weiterentwickeln.

Vielversprechende Entwicklungen

Und auch Rutherford hat sich weiterentwickelt, obwohl bei ihm gegen Ende der ersten Staffel eine Art Reset zu seinem ursprünglichen Status Quo durchgeführt wurde. Wie es aussieht, wurde dies genutzt, um ihn „normaler“ zu gestalten, weniger wie ein Nerd, der sich über merkwürdige Details im Maschinenraum wie ein kleines Kind freut. Sondern wie ein junger Mann, der das andere Geschlecht für sich entdeckt. Dies ist ebenfalls eine vielversprechende Entwicklung und ein Versprechen, dass die Macher der Serie nicht versuchen werden, an dem Status Quo festzuhalten. Sondern im Gegenteil sogar bereit sind, ihn weiterzuentwickeln, wenn auch in kleinen Schritten.

Das merkt man ebenso an dem Plot um Becket Mariner und ihrer Mutter Carol Freeman sowie Commander Ransom. Hier geht es vordergründig um Anerkennung oder um das Gefühl der Vernachlässigung. Denn der erste Offizier der Cerritos fühlt sich ja dadurch zurückgesetzt, dass Tochter und Mutter mehr Zeit miteinander verbringen und dabei versuchen, festzustellen, wie sehr ihr neuer Status Quo sich auf ihre Beziehung auswirken wird.

Das Ergebnis ist in Seltsame Energien natürlich das reinste Chaos, weil Ensign Mariner nun überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt sind. Im Gegenteil: Sie kann vor den Augen der höheren Offiziere tun und lassen, was sie möchte, was dann indirekt auch dazu führt, dass Commander Ransom durch den Unfall einen auf Gary Mitchell macht und völlig durchdreht.

Glücklich?

Und am Ende setzt sich die Erkenntnis durch, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Wie früher verstößt Mariner erneut gegen die Regeln und wird dafür wie gehabt in den Arrest geschmissen. Doch anders als früher ist der Ensign deswegen nicht sauer, sondern akzeptiert es. Was sicherlich hilft, ist dabei die Tatsache, dass ihre Beziehung zu ihrer Muter weiterhin gut bleibt, eben weil hier nichts mehr verheimlicht werden muss.

Ganz gegen Ende von Seltsame Energien taucht dann auch noch für ein paar Momente Ensign Boimler auf. Der allerdings, anders als es die anderen vermuten, an Bord der Titan nicht so glücklich ist, wie gedacht. Stattdessen leidet er darunter, dass das Schiff mit einem gut aufgelegten Captain William Riker gerade von Pakledschiffen verfolgt in eine Anomalie fliegt. Ende offen.

Natürlich ist neben der Charakterisierung auch der Humor das wichtigste Element der Serie, was sie eben definiert. Und das fängt schon mit einem etwas ungewöhnlichen Holodeckprogramm von Mariner an. In diesem, welches sie offiziell für Cardiotraining nutzt, ist sie eine Gefangene der Cardassianer. Gleichzeitig ist dieses Programm auch eine Art, ihre Sorgen und Nöte auszusprechen, sehr zum Ärger ihres virtuellen Folterknechts.

Eine Verneigung vor den Wurzeln

Doch auch die Hauptgeschehnisse werden grandios präsentiert. Zu sehen, wie Jack Ransom durch die Energiestrahlen im wahrsten Sinne des Wortes größenwahnsinnig wird, die Welt immer mehr zu einem Paradies für sich macht, inklusive Umwandlung der Planetenbewohner,  flexende Klone seiner selbst, ist einfach zum Kringeln. Ebenso, wie er am Ende besiegt wird, indem quasi auf sein Allerheiligstes zwischen den Beinen mehrfach getreten wird.

Gleichzeitig ist dies auch eine Verneigung vor dem klassischen Star Trek. Die Übermenschwerdung von Jack Ransom erinnert nicht von ungefähr an Die Spitze des Eisbergs, wo damals Gary Mitchell durch einen ähnlichen Vorfall gottgleiche Mächte erhielt. Die Szene mit dem übergroßen Kopf hat hingegen Parallelen zu Der Tempel des Apoll.

Seltsame Energien ist ein Auftakt nach Maß. Es wird hier viel versprochen und angedeutet. Vor allem die Tatsache, dass die Figuren sich weiterentwickeln, ohne im Status Quo zu verharren, gefällt. So bitte weiter machen, Lower Decks.

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