Zum Abschluss der ersten Staffel beweist die Crew von Lower Decks, dass sie Keine kleinen Rollen spielen.

Eine unschöne Enthüllung

Die Cerritos befindet sich bei Beta III, dessen Bewohner erneut Landru verehren, sehr zum Ärger von Captain Freeman (Dawnn Lewis). Und während sie sich mit den Betanern herumärgert, verteilt Mariner (Tawny Newsome) an die Kinder der Welt Kunstutensilien. Boimler (Jack Quaid) sucht sie dabei auf und unterstützt sie. In Wahrheit will er sie allerdings nur damit aufziehen, dass er weiß, dass sie in Wirklichkeit die Tochter des Captains ist. Dummerweise ist zu diesem Zeitpunkt sein Kommunikator aktiv, weshalb die gesamte Crew des Schiffes das erfährt.

Das hat die Konsequenz, dass Mariner innerhalb von kürzester Zeit zur beliebtesten Person an Bord des Raumschiffes wird. Denn jeder möchte sich mit ihr und damit auch ihrer Mutter gutstellen, weil man sich so Vorteile erhofft. Weshalb sie sich am Ende dazu entschließt, mit Boimler in den Wettbewerb um die Versetzung auf die Sacramento zu treten, wofür sie ihr ganzes Aussehen und Gehabe verändert.

Tendi (Noël Wells) wird derweil zum Mentor eines neuen Besatzungsmitglieds. Es ist ein Exocomp, die sich den Namen Peanut Hamper (Kether Donohue) gegeben hat und genau wie sie in der Medizinischen Abteilung arbeitet. Wo sie sich sofort einen großen Vorteil dank ihres eingebauten Replikators erschafft. Ihr Freund Rutherford (Eugene Cordero) hat unterdessen neue Probleme mit seinem Implantat.

Eine ungewöhnliche Rettung in letzter Sekunde

Doch dann empfängt die Cerritos einen bruchstückhaften Notruf der Solvang. Vor Ort entdecken sie, dass das andere Schiff von einem Raumschiff der Pakleds angegriffen und zerstört wurde. Die wiederum es auch auf das neue Raumschiff abgesehen haben. Dank viel gestohlener Technologie ist diese Spezies wesentlich gefährlicher geworden, als sie es ursprünglich war. Während des folgenden Gefechts gibt es viele Verwundete, darunter auch Captain Freeman. Die einzige Chance, die Pakleds zu besiegen ist, ein Computervirus in ihren Computer hochzuladen. Und diesen Virus erstellt Rutherford mit Hilfe von dem Holoprogramm Badgey (Jack McBrayer). Doch bei der Frage, wie das Computervirus in die Pakled-Systeme kommen soll, gibt es Probleme. Peanut Hamper, der als mechanisches Wesen für den Transport in Frage käme, will nicht helfen und transportiert sich einfach davon. Weshalb am Ende Rutherford sich das Virus in sein Implantat hochlädt und sich opfern will. Doch Lieutenant Shaxs (Fred Tatasciore) hat andere Pläne. Er kidnappt den Ensign kurzerhand, reist mit ihm zum Pakled Schiff, reißt ihm dort das Implantat raus und schickt ihn zurück zur Cerritos, derweil er sich opfert.

Zwar ist ein Pakled Schiff damit erledigt. Doch dann kommen noch andere. Zum Glück erscheint rechtzeitig die U.S.S. Titan unter dem Kommando von William Riker, der die Lage rettet. Später wird die Cerritos repariert und William Riker (Jonathan Frakes) und Deanna Troi (Marina Sirtis) tauschen sich mit einigen Besatzungsmitgliedern des Schiffes aus. Und am Ende wird ausgerechnet Boimler zum Lieutenant Commander an Bord der Titan befördert, sehr zum Ärger von Mariner, die als Ensign zurück auf der Cerritos bleibt. Und Rutherford hat durch den Verlust seines Implantats alle Erinnerungen an die letzte Zeit verloren, inklusive die an Tendi. Die sich darüber freut, ihre Freundschaft nochmal von vorne beginnen zu können.

Keine kleinen Rollen, das hat die Crew der Cerritos wirklich nicht. Im Laufe der ersten Staffel ist sie einem ans Herz gewachsen, in aller ihrer Exzentrizität. Und umso trauriger ist man, dass ihre Abenteuer mit dieser Folge jetzt erstmal für eine gewisse Zeit vorbei sind.

Ein Best-Off

Dabei wirkt diese Folge wie ein Best-Off von dem, was die Serie bislang so ausgemacht hat. Es ist eine erneute Episode, in der sowohl Humor als auch Spannung, wie ebenfalls Charaktermomente und Eastereggs en Masse vorhanden sind. Mit dem Höhepunkt, dass die U.S.S. Titan, die bisher nur in der gleichnamigen Romanserie auftauchte, jetzt ihr offizielles Kanon-Debüt feiert. Und wer sich an den letzten Litverse-Podcast erinnert, der wird sicherlich wissen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe.

Doch ehe das Debüt in Keine kleinen Rollen geschieht, müssen noch diverse andere Dinge geregelt werden. Da hat man natürlich den perfekten Beginn, in dem man eine Wiederkehr zu Beta III hat und sieht, wie sehr die Welt sich seit Landru und die Ewigkeit (nicht) geändert hat. Dann erfährt man später, dass der Begriff TOS in dem Universum „The Old Scientists“ bedeutet und nicht, wie wir ihn verwenden, als Abkürzung für The Original Series. Ebenso sieht man einen Screenshot aus der The Animated Series und als die Titan angreift, ertönt die Musik aus den Star Trek-Filmen. Nicht zu vergessen natürlich auch der Exocomp, was eine Hommage an die TNG-Folge Datas Hypothese ist. Und dies alles geschieht auf eine spielerische Art und Weise. Es dominiert nicht die Episode, es erweitert das Sehvergnügen! Es ist eine Belohnung für die Fans des alten Star Trek, die sich auch Lower Decks angucken.

Dabei werden natürlich nicht die Charaktere vergessen. Selbstverständlich stehen die Ensigns im Mittelpunkt des Geschehens. Doch auch die führenden Offiziere der Cerritos können glänzen. Captain Freeman kann beweisen, dass sie ein guter Schiffskommandant und Mutter sein kann, derweil ihr erster Offizier Ransom (Jerry O’Connell) sich wieder prügeln darf. Das Highlight ist natürlich Shaxs Opfergang.

Ein guter Tod

Und auch wenn der Lieutenant von allen Brückenoffizieren von Lower Decks vielleicht derjenige war, der am wenigsten ausgebaut wurde. Sein Tod in Keine kleinen Rollen ist fantastisch inszeniert und man vermisst den alten Haudegen jetzt schon. Er konnte immerhin auf eine Art sterben, die zu ihm passt und hat eine würdevolle Trauerfeier erhalten.

Was die Ensigns angeht, so kann in dieser Episode vor allem Mariner glänzen. Sie ist es, die den Widerstand gegen die Pakleds organisiert und dafür sorgt, dass das Schiff nicht erobert wird. Dass dann am Ende allerdings nicht sie, sondern Boimler befördert wird, hat eine gewisse Ironie. Denn sie hat sich ja die ganze Staffel vehement gegen eine Beförderung gewehrt und regt sich am Ende darüber auf, dass sie dann doch keine gekriegt hat. Denn so werden vermutlich immer noch andere Offiziere versuchen, sich über sie bei ihrer Mutter beliebt zu machen.

Für Boimler ist dies natürlich die Erfüllung eines lange ersehnten Traumes. Endlich hat er seine heiß ersehnte Beförderung. Und man darf gespannt sein, ob er diese auch in der zweiten Season behalten wird oder ob er sich so dämlich anstellt, dass er sie wieder verlieren wird. Aber das ist eher unwahrscheinlich, da er trotz seiner Arschkriecherei durchaus Ansätze von Kompetenz aufweist.

Alles zurück auf Anfang

Für Rutherford heißt es in Keine kleine Rollen am Ende zurück auf Anfang. Es ist natürlich bitter für ihn und für Tendi, dass er durch den Verlust seines Implantats auch sein Gedächtnis verloren hat. Doch zuvor konnte er nochmal als Comedy Relief dienen, bedingt durch die Fehlfunktionen seines Implantats. Und am Ende bewies er Heldenmut, als er sich opfern wollte.

Dass Tendi versucht, das Positive zu sehen. Wie sie es schon oft in Lower Decks und auch in Keine kleinen Rollen getan hat. Doch ihr teilweise erzwungen wirkender Optimismus wirkt eher krampfhaft. So, als ob das ihre Art ist, mit Enttäuschungen fertig zu werden, weil sie niemanden verletzten möchte.

Das Highlight der Folge ist natürlich der Auftritt der Titan. Und hier muss man die Macher von Lower Decks wirklich dafür loben, dass sie es geschafft haben, dass das Schiff und William Riker zwar glänzen. Doch sie übernehmen nicht die Handlung im letzten Drittel der Episode. Stattdessen werden sie als Teil behutsam eingebaut und zwar so, dass der Fokus immer noch auf den eigentlichen Hauptfiguren liegt.

Keine kleinen Rollen, oder wie es auf Englisch heißt No Small Parts ist ein grandioser und würdiger Abschluss der ersten Lower Decks-Season. Jetzt heißt es abzuwarten, wann die zweite Staffel kommen wird.


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Götz Piesbergen

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