Die letzte Generation muss zum letzten Mal den Tag retten.

Der letzte große Auftritt

Es scheint fast so, als ob die Borg kurz vorm endgültigen Sieg sind. Sie haben die jüngere Generation der Sternenflotte und damit auch die Mehrheit aller Schiffe übernommen, die sich zum First-Contact-Day bei der Erde versammelt haben. Nur die Titan unter dem Kommando von Seven of Nine leistet noch Widerstand. Nur, dass sie damit in der eindeutigen Minderheit sind.

Doch da ist noch die alte D-Enterprise-Crew unter dem Kommando von Jean-Luc Picard. Auf ihrem alten, wiedergeborenen Schiff machen sie sich auf, zum vermutlich letzten Mal den Tag zu retten. Auch wenn dies eine Mission sein kann, von der eventuell nicht jeder zurückkommen wird.

Mit Die letzte Generation endet nicht nur die dritte Season von Star Trek – Picard, sondern auch die Serie an sich. Und wenn man sich die früheren Staffelfinale anguckt, dann hat die Reihe leider bei denen kein allzugutes Händchen bewiesen. Vor allem das Ende der ersten Season gilt unter vielen Fans als eines der schlechtesten überhaupt.

Action, aber bitte nicht von Person zu Person

Um es gleich vorwegzunehmen: Diese Episode ist auch nicht rundherum gelungen. Sie hat Stärken, aber ebenso deutliche Schwächen. Doch unterm Strich ist es eben das Ende, das Finale, das sie vermutlich zu einer dauerhaften Must-See-Folge machen wird.

Die letzte Generation ist in zwei eindeutige Teile aufgeteilt. Der erste, längere, widmet sich dem Kampf gegen die Borg. Der zweite ist ein sehr langer Epilog, in dem man sieht, wie die alte Crew der Enterprise nochmal zusammenkommt und was mit ihren Freunden und Begleitern geschieht. Hier wird der Nostalgie-Faktor, der die Serie in dieser Season ohnehin schon stark ausgezeichnet hat, noch einmal deutlich erhöht.

Es ist gut, dass die Serie darauf verzichtet, die alte Crew der Enterprise in ein direktes Actionspektakel zu verwickeln. Zwar darf Worf ein paar Borg durchbohren, doch wenn es zu Kämpfen kommt, dann sieht man überwiegend nur, wie die Schauspieler sich auf der Brücke verbiegen, um Treffer im Schiff darzustellen. Etwas anderes wäre auch unlogisch gewesen. Die Zeiten, wo Picard in First Contact hemdsärmelig und bewaffnet durch die Gänge des Schiffes pirscht, sind seit Langem vorbei.

Die Königin ist wieder da

Dabei schafft es Die letzte Generation, dass die Borg wieder gruselig wirken. Zum ersten Mal kriegt man mit, dass die früheren Konfrontationen an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen sind. Was man vor allem an Alice Krige sieht, die ein Mal mehr die Borgkönigin darstellt.

Und was für eine grandiose Königin sie ist. Nicht nur designtechnisch jagt sie einem einen kalten Schauer über den Rücken, sondern auch mit der Art, wie sich gibt. Wie sie sich siegessicher gibt und Picard klarmacht, dass sie keinen Locutus mehr braucht, weil sie jetzt seinen Sohn hat. Was schließlich den altgedienten Sternenflottenoffizier zu einer Verzweiflungstat bringt, die wirklich exzellent inszeniert ist.

Auch das Geschehen an Bord der Titan macht in Die letzte Generation Spaß. Weil es schön zu sehen ist, wie Seven of Nine sich als kommandierender Offizier des Schiffes schlägt, jetzt wo Captain Shaw leider in der letzten Folge ums Leben gekommen ist. Wobei man ehrlich sagen muss, dass seine etwas andere Art einem am Ende doch fehlt. Aber immerhin erhält er im Nachhinein am Ende noch einen gelungenen Auftritt, der den Schmerz über sein Ableben zumindest etwas mildert.

Ein wenig mehr Mut hätte nicht geschadet

Die letzte Folge dieser Serie hat eine Länge von grob über einer Stunde. Und der Borgplot ist nach zwei Dritteln abgeschlossen. Es ist ein gutes, aber kein gelungenes Finale. Stellenweise hat man das Gefühl, dass den Machern teilweise der Mut gefehlt hat, wirklich radikale Entscheidungen zu treffen und nicht nur Charaktere sterben zu lassen, bei denen man es irgendwo erwartet hat.

Das letzte Drittel von Die letzte Generation ist ein Epilog. Ein überlanger Epilog, um präzise zu sein, bei dem viele wunderbare Szenen zu sehen sind. Data etwa, der bei Deanna Troi in Therapie geht und dabei die Zeit überzieht. Seven of Nine, die bei dem wiedergefundenen Tuvok eine Belobigung von überraschender Seite erhält. Und das Debüt einer neuen Enterprise.

Es sind nostalgische Momente. Szenen, in denen man sich verträumt zurücklehnt und es genießt, wie die Crew der alten Enterprise und ihre Freunde vergangene Ereignisse verarbeiten und das Leben feiern. Wobei vor allem die finale Szene vor den Credits ein starker Callback zu den letzten Minuten von The Next Generation ist. Ein würdiger Abschied, wenn auch mit Problemen behaftet.

Das Ende gehört der Zukunft

Probleme, weil der Serie hier auf einmal einfällt, dass da noch die Wechselbälger sind, und dieser Plot, der ja zu Gunsten der Borg Platz machte, in einer kurzen Szene abgeschlossen wird. Diese Handlung hätte im Prinzip ein besseres Ende verdient, am besten eins, wo noch ein Callback zu Deep Space Nine eingebaut werden würde.

Und gerade dann, als man meint, die Serie sei zu Ende, wird noch eine Mid-Creditsszene präsentiert. Eine, die in Die letzte Generation den Weg für die Zukunft aufmacht. Und eine, die gleichzeitig auch noch eine Entwicklung der zweiten Season im Nachhinein verändert. Allerdings auf eine Art und Weise, dass man dies bezüglich nicht sauer ist, sondern es sogar feiert.

Überwiegend kann man mit dem Finale zufrieden sein. Es gibt zwar hier und da was zu meckern. Doch insgesamt ist es ein gelungener Abschied von den alten Haudegen der D-Enterprise, wo am Ende allerdings die Zukunft vorbereitet wird.

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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • Ein würdiger Abschied von der TNG-Crew
  • Alice Krige
  • Die Mid-Credit-Szene

Negativ

  • Etwas mehr Mut zu Todesfällen bekannter "Star Trek"-Charaktere
  • Ende des Wechselbalg-Plots
Götz Piesbergen
4 Gedanken zu „Review: Star Trek Picard 030 – Die letzte Generation“
  1. Für mich ein ganz klarer Fall für 0 von 10 Punkten. Meine Güte, was ist nur aus Star Trek geworden…

  2. Ich war auch entsetzt. Plotverschleppung, Logiklöcher, Brüche mit Humanismus und Moral – alles zugekleistert mit aufgebauschter Sentimentalität und Nostalgie-Fanservice. Star Trek ist jetzt ganz unten angekommen. Ich bin soweit zu sagen, ich schäme mich heute für dieses Franchise. Und sehe mich nicht länger als Fan. Immerhin habe ich den Kurtzman-Serien jahrelang eine Chance gegeben, aber da gibt es nur more of the same!

  3. Schon mal “Prodigy” eine Chance gegeben? “Lower Decks” ist auch ganz gut. Und “Strange New Worlds” dürfte Fans früher “Star Trek”-Serien auch ansprechen und ist komplett anders, als “Discovery” oder “Picard.

  4. Danke für den Tipp. Ich fürchte, jahrelange Enttäuschungen über Kurtzman-Trek haben mich zu sehr ernüchtert. “Lower Decks” habe ich gesehen und finde es bislang noch am besten zu ertragen, auch wenn ich eine solche Comedy-Schiene auf Dauer nicht ganz so ernst nehmen kann.

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