Der erste Imperator der Klingonen kehrt zurück und löst eine spirituelle Krise aus.

Der rechtmäßige Erbe – Rightful Heir
Staffel 6 – Folge 23

Buch: Ronald D. Moore
Regie: Winrich Kolbe

Inhalt

In einem klingonischen Kloster auf dem Planeten Boreth erwartet Worf (Michael Dorn), der sich in einer schweren Glaubenskrise befindet, die Wiederkehr des legendären Kriegers Kahless. Als dieser tatsächlich erscheint, reklamiert er sogleich die Führung über das klingonische Reich für sich, was Kanzler Gowron (Robert O’Reilly) natürlich zu verhindern versucht. Doch schon sehr bald stellt sich heraus, dass Kahless (Kevin Conway) nicht wirklich der ist, der er zu sein vorgibt …

Rezension

Der spirituelle Aspekt der klingonischen Kultur ist bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ausführlich bei Star Trek behandelt worden. Erste Ansätze in diese Richtung gab es in der Episode Die Soliton Welle aus der fünften Staffel, in der Worf seinem Sohn Alexander erstmals von den Heldentaten des Kahless berichtet. Dieser hatte seinen allerersten Auftritt im Franchise in der TOS Folge Seit es Menschen gibt. In Der rechtmäßige Erbe ist er jedoch zum ersten Mal das tragende Element der Handlung. Wir erfahren, dass er so etwas wie ein klingonischer Jesus ist, dessen Wiederkehr aus dem Jenseits vor langer Zeit von ihm selbst angekündigt wurde und der nun das Reich einen will. Für Worf stellen die Ereignisse eine schwere Probe für seinen Glauben dar, da er nicht weiß was er von ihm halten soll. Genauer gesagt muss er sich zu Beginn der Episode der Einsicht stellen nie einen echten Glauben gehabt zu haben. Michael Dorn stellt den inneren Konflikt und die Hin- und Hergerissenheit seiner Figur absolut hervorragend dar. Einmal mehr zeigt sich die faszinierende Entwicklung, die Worf seit dem Pilotfilm durchlaufen hat. Hier gewinnt er einmal mehr an Komplexität. Jeder gläubige Zuschauer, der schon einmal selbst an seinen religiösen Überzeugungen gezweifelt hat. kann sich wohl nur zu gut in seine Lage versetzen.

Doch Worfs Zweifel sind nicht das einzige Thema dieser Folge. Kanzler Gowron fühlt sich durch Kahless ernsthaft in seiner Macht bedroht, obwohl er selbst gar nicht davon überzeugt ist, dass es sich bei ihm auch wirklich um den wahren Kahless handelt. Vielmehr hält er ihn für einen Hochstapler, dem es einzig darum geht, seinen Platz einzunehmen. Aber Gowron ist sich nur zu sehr der Tatsache bewusst, wie gefährlich eine religiöse Figur sein kann, wenn nur genug Klingonen glauben, er sei der wahre Kahless. Anfangs glaubt auch Worf daran, doch nachdem Kahless von Gowron im Kampf geschlagen wurde, kehren seine eigenen Zweifel wieder zurück.

Während Worf im Mittelpunkt der Handlung steht, haben seine Crewkameraden eher weniger zu tun. Die interessanteste Ausnahme hierbei ist Data. Ausgerechnet der emotionslose Android schafft es, Worf auf die Lösung seines Konflikts zu bringen. Er gesteht ihm auch an etwas zu glauben, nämlich menschlicher zu werden und dadurch über seine ursprüngliche Programmierung hinauswachsen zu können. So wird dem Klingonen schließlich klar, dass es nicht wichtig ist, ob das, woran man glaubt, die Wahrheit ist, sondern dass nur die Kraft des Glaubens selbst von Bedeutung ist.

Dies ist dann auch die zentrale Aussage der Folge: Es ist nicht wichtig, von welcher Person man seinen Glauben hat. Wichtig ist nur, ob sich das, woran man glaubt, mit den eigenen Überzeugungen deckt. Hier entfernt sich The Next Generation recht stark von der religionskritischen Haltung, die Gene Roddenberry zu seinen Lebzeiten immer mal wieder in der Serie vermittelte und schlägt bereits einen wohlwollenderen Umgang mit spirituellen Handlungsmotiven ein, der später bei Deep Space Nine weiterverfolgt wird. Dies kann man gut oder schlecht finden, Tatsache ist jedoch, dass das Star-Trek-Universum dadurch stark erweitert wurde und sich neue Möglichkeiten für originelle Geschichten erschloss.  Der rechtmäßige Erbe ist der erste Schritt in diese Richtung.

 

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Sven Wedekin

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