Mit The Richard Donner Cut erscheint ein außergewöhnlicher Director’s Cut von Superman II.
Einen Schatz gefunden
Superman II – Allein gegen Alle war ein grandioser Film, wenn auch einer mit erheblichen Produktionsproblemen. Wie bereits in der Rezension erwähnt, wurde der ursprüngliche Regisseur Richard Donner während der Dreharbeiten durch seinen Freund Richard Leister ersetzt, der dem Endprodukt seinen Stempel aufdrückte.
Es gab immer Gerüchte und Berichte über eine Version von Richard Donner selbst. Nicht zuletzt, da der Regisseur zu einem Zeitpunkt gefeuert worden war, wo er nahezu alle Szenen mit den Hauptfiguren fertiggedreht hatte. Es fehlte unter anderem noch ein Großteil der Kampfszenen zwischen Superman und den Schurken sowie die inneren und externen Aufnahmen am Niagara-Fall. Diese sollten ursprünglich während der Dreharbeiten zu Superman – Der Film gedreht werden, als die Produktion nach Kanada zog. Doch aus zeitlichen und monetären Gründen wurde das damals gestrichen.
Lange Zeit schien es auch so, als ob der The Richard Donner Cut nie das Licht der Welt sehen würde. Superman II war schließlich ursprünglich 1981 in die Kinos gekommen und seit damals war viel Wasser die diversen Flüsse der Erde runtergeflossen, bis Superman – Der Film 2001 auf DVD herausgebracht wurde und dabei stellenweise auch restauriert wurde. Bei diesen Arbeiten wurde dabei in den Archiven von Warner Bros. nicht verwendetes Filmmaterial des zweiten Teils gefunden, darunter ebenso das, welches Richard Donner selbst gedreht hatte.
Ein schwieriger Wiederherstellungsprozess
Der Medienkonzern trat daraufhin an den Regisseur heran und fragte ihn, ob er nicht Interesse hätte, einen Extended Cut des Films zu erstellen. Doch Richard Donner meinte damals, dass er mit dem Werk fertig sei. Die Wunden und Narben der Erlebnisse aus der Dreharbeit waren einfach noch nicht verheilt.
Was die Fans jedoch nicht störte. Denn kaum erfuhren sie, dass das Material vorhanden war, starteten sie diverse Kampagnen, in denen sie sich für die Entstehung des The Richard Donner Cut einsetzten. Warner Bros. sah dieses Interesse durchaus wohlwollend, gab allerdings auch bekannt, dass legale Probleme existieren würden, die der Entstehung dieses Cuts entgegenstünden. Das war noch nicht mal an den Haaren herbeigezogen, sondern die Wahrheit. So gehörte das gefundene Material immer noch den Salkinds, die die damaligen Filme produziert hatten. Auch das Marlon Brando Estate, das die Rechte des inzwischen verstorbenen Schauspielers wahrnahm, war ein kleines Problem. Denn in dem neuen Cut sollte ebenfalls Material mit dem Darsteller von Jor-El verwendet werden, was ja in der ursprünglichen Fassung völlig unter den Tisch fiel.
Doch diese legalen Probleme sollten 2005 alle geklärt sein, weshalb die Arbeit an diesem besonderen Director’s Cut begann – wenn auch interessanterweise ohne Richard Donner selbst. Das lag zum einen daran, dass er zum damaligen Zeitpunkt den Film 16 Blocks mit Bruce Willis und Mos Def drehte. Und zum anderen daran, dass er sich im Laufe der Zeit eher widersprüchlich zu der Idee geäußert hatte, diese Version selbst zu erstellen. Mal bekundete er Interesse, ein anderes Mal hingegen lehnte er den bloßen Gedanken ab.
Jede Menge Veränderungen
Doch 2006 schloss er sich endgültig dem The Richard Donner Cut an und brachte auch gleichzeitig den Drehbuchautoren Tom Mankiewicz mit ins Projekt. Dabei muss die Arbeit zwischen dem Regisseur und dem Videoeditor Michael Thau problemlos verlaufen sein laut dessen Angaben. Weil die Entscheidungen des Filmemachers letzten Endes immer darauf hinausliefen, den Film schneller zu machen.
Auch bei der Filmmusik gab es Veränderungen. Ursprünglich hatte Richard Donner den Komponisten von Superman – Der Film John Williams gefragt, ob er den Score machen würde. Doch dieser musste ablehnen, weil er zu jener Zeit an der Musik zu Star Wars – Episode III saß. Am Ende verwendete der Regisseur einfach die Musikstücke des ersten Teils wieder, inklusive nicht genutzter und nicht herausgebrachter Kompositionen. Der ursprüngliche Komponist von Teil II, Ken Thorne, hatte am Ende zwar noch ein paar Stücke in dem neuen Cut, doch im Vergleich zur ersten Version erhielt er dieses Mal nur eine Nennung im Abspann für zusätzliche Musik.
Vor 30 Jahren wurden auf Krypton das Verbrechertrio General Zod, Ursa und Non von dem regierenden Rat des Planeten zu ewiger Verbannung verurteilt. Doch diese hält nicht ewig, als die drei in die Schockwellen einer von Superman im All zum Explodieren gebrachten Rakete getroffen werden, die sie befreit. Daraufhin beschließen sie, die Erde zu unterjochen.
Radikal anders
Der einzige, der sich ihnen in den Weg stellen könnte, wäre Superman. Doch Kal-El oder Clark Kent, wie er sich auch nennt, hat seine Kräfte aus Liebe zu Lois Lane aufgegeben. Dementsprechend steht die Erde dem Eroberungsfeldzug des kryptonischen Verbrechers hilflos gegenüber.
Wenn man die Originalfassung von Superman II mit dem The Richard Donner Cut vergleicht, fällt von vorneherein auf, wie radikal anders die Version des alten Regisseurs ist. Es ist ja bekannt, dass Richard Leister mit dem Material und Drehbuch von Richard Donner nichts anfangen konnte und nahezu alle Ideen seines Vorgängers über Bord warf. Mit der Konsequenz, dass sein Film deutlich humoriger daher kam, als ursprünglich vorgedacht.
Dasselbe hat auch Richard Donner getan. Auch er hat die Ideen seines damaligen Nachfolgers über Bord geschmissen und stattdessen seine eigenen Visionen umgesetzt. Mit der Konsequenz, dass sein Superman II wesentlich ernster ist, wodurch die humorigen Szenen, wie etwa Lois Lanes Versuche zu beweisen, dass Clark Kent Superman ist, umso pointierter und besser wirken.
Verschiedene Herkunftsquellen
Es wurde enorm vieles an dieser Fassung geändert. Szenen wurden an anderen Stellen platziert und neues Material in den Richard Donner Cut eingebaut. Die vielleicht größte Veränderung sind die ganzen Szenen mit Marlon Brando, die wieder hineingeschnitten wurden. Das ergibt sogar deutlich mehr Sinn, da es er als Vater war, der Clark Kent seine wahre Herkunft enthüllte, und nicht die Mutti, die ja in Teil 2 prominent vertreten war.
Auch bekommt das Schurkentrio erheblich mehr Profil bzw. erhalten seine Aktionen deutlich mehr Raum sich zu entfalten, wodurch ihre Gefährlichkeit spürbar mehr unterstrichen wird. Noch mehr als in der ersten Fassung sind dies wirklich intelligente und gefährliche Gegenspieler, die die Tatsache, dass Superman zum Zeitpunkt ihres Agierens überwiegend ohne seine besonderen Kräfte ist, weidlich ausnutzen.
Klar, wenn man genau hinschaut, merkt man, dass der The Richard Donner Cut aus vielen verschiedenen Quellen zusammengeschnitten ist. Darunter auch Screentests mit dem zum Zeitpunkt der Entstehung leider schon längst verstorbenen Christopher Reeves. Dementsprechend dürften scharfäugige Zuschauer bemerken, dass es wahrnehmbare Unterschiede in Aussehen und Kleidung des Schauspielers gibt.
Eine glohrreiche Rückkehr
Es ist auch super, dass der Score von John Williams wieder verwendet wurde. Der hatte bereits den ersten Teil definiert und seine Abwesenheit machte sich in der Richard-Leister-Fassung negativ bemerkbar. Die Rückkehr der Musik, vor allem im Titelscreen, ist super geworden.
The Richard Donner Cut ist großartig! Die ursprüngliche Idee des originalen Regisseurs ist deutlich besser, als die seines damaligen Ersatzes Richard Leister. Der hat zwar ebenfalls gute Arbeit abgeliefert, doch im Vergleich kann eben die Fassung von Richard Donner deutlich mehr überzeugen.
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