In Aufgestaute Begehren werden aus zwei Handlungssträngen einer.

Schlafmangel und seine Folgen

Geralt von Riva (Henry Cavill) fischt aus einem Fluss eine Dschinnflasche, um sich eine Heilung gegen seine Schlaflosigkeit zu wünschen. Doch nach einem Gerangel mit Rittersporn  (Joey Batey)  zerbricht die Flasche und verletzt den Barden, der anscheinend von dem Flaschengeist besessen wird. Der Hexer sucht deshalb Hilfe und findet diese nach einer Weile bei der Zauberin Yennefer (Anya Chalotra).

Doch die hat ihre eigenen Pläne. Sie möchte ihre eigene Fruchtbarkeit wiederherstellen und der Dschinn erscheint ihr als beste Möglichkeit, um dies zu erreichen. Zur Not auch auf Kosten des Lebens von Rittersporn.

Genau wie Bankette, Bastarde und Begräbnisse eine richtungsweisende Folge war, ist dies auch in Aufgestaute Begehen der Fall. Nur dass es hier weniger um die Chronologie geht als um die drei Charakterebenen, die die The Witcher-Serie bisher auszeichneten.

Aufgestaute BegehrenDie kleinen Unterschiede

Man hatte die Erlebnisse von Ciri (Freya Allan), deren Heimat Cintra in der ersten Folge von den Nilfgaard erobert wurde und die seitdem auf der Flucht ist. Man hatte die Erfahrungen von Yennefer, deren Werdegang man beobachten konnte. Und dann natürlich die Abenteuer von dem Titelhelden, Geralt von Riva, denen allerdings im Vergleich der rote Faden fehlte.

Mit Aufgestaute Begehren ändert sich das Handlungsgeflecht. Denn in dieser Folge verschmelzen die Handlungsebenen von Geralt und Yennefer miteinander. Leser der Geralt-Romane wissen natürlich, dass die Grundlage für das Drehbuch die Kurzgeschichte Der letzte Wunsch aus dem gleichnamigen Buch ist. Hier wie dort sorgt ein aus dem Fluss gefischter Dschinn für Turbulenzen und führt am Ende dazu, dass die Zauberin Yennefer und der Hexer Geralt das erste Mal sich begegnen und sich in einander verlieben.

Doch gibt es auch Unterschiede, wie üblich in der The Witcher-Serie. In diesem Fall haben sie allerdings erheblichen Einfluss darauf, wie der Gesamteindruck dieser Folge ausfällt. Die erste Differenz ist, dass Geralt wegen Schlaflosigkeit den Dschinn fischt und nicht, weil er Fische fangen will. Die Auswirkungen mögen dieselben sein, doch verändert es die Motivation des Hexers. Aus einem Akt des Zufalls wird ein bewusster Plan, auch wenn der im Nachhinein für Geralt merkwürdig kurzsichtig wirkt.

Antagonistisches Verhalten

Interessant ist dabei Rittersporns Vermutung, dass die Schlaflosigkeit seines „Freundes“ daher kommt, dass er sich gegen das Überraschungskind wehrt, gegen die Tatsache, dass er dies abholen und mitnehmen muss. Es ist eine gute Idee, von der man sich gewünscht hätte, sie wäre im Laufe der Folge etwas mehr ausgearbeitet worden.

Der zweite Unterschied ist die Präsentation von Yennefers Lebensumständen. Man erfährt vor ihrer ersten Begegnung mit Geralt, dass sie nicht mehr Teil der Gemeinschaft von Zauberern und Zauberinnen ist. Dass sie stattdessen auf eigene Faust agiert, ihre eigene Pläne verfolgt. Es ist vor allem der Wunsch, ihre Fruchtbarkeit wiederherzustellen, die sie ja in Verrätermond opferte, um Zauberin zu werden. Dieses Verlangen wird nachvollziehbar dargestellt.

Doch dann sieht man, wie sie quasi die ganze Bevölkerung unter ihrer Magie hält. Bei der ersten Begegnung zwischen ihr und Geralt befindet sich diese in einer massiven Orgie, die Yennefer gelangweilt beobachtet. Diese Massenbeeinflussung lässt sie in Aufgestaute Begehren schon fast antagonistisch wirken und es ist schade, dass aus diesem Aspekt in der Folge nicht mehr gemacht wird.

Aufgestaute Begehren

Der Beginn einer Liebesbeziehung

Auf jeden Fall lassen diese beiden Veränderungen die zwei Protagonisten wie Egoisten wirken. Zu Gunsten ihrer eigenen Bedürfnisse nehmen sie keine Rücksicht auf andere. Und das ist eine Darstellung, die befremdlich wirkt.

Doch zum Glück nimmt Aufgestaute Begehren eine Änderung zum Positiven, als die beiden aufeinandertreffen. Man merkt sofort, dass es zwischen ihnen funkt, auch wenn sie zu Beginn alles tun, um von diesem Gedanken abzulenken. Trotzdem sieht man, wie in Yennefer langsam so etwas wie Achtung vor dem Hexer erwacht, der die Orgie, die rings um ihn herum geschieht, ignoriert und sich ganz auf sie fokussiert, mit seinem Wunsch, dass sie seinen Freund heilen möge. Auch die Badeszene verstärkt diesen Eindruck, da hier quasi sein Willen getestet wird, ob er dem Anblick ihres nackten Körpers widerstehen kann. Was ihm, nachdem er kurz in einen Spiegel gelinst hat, ja auch gelingt.

Und zum Ende hin nimmt die Folge immer mehr Fahrt auf. Bis schließlich zu dem Moment, wo der Dschinn befreit wird und die Beziehung zwischen Geralt und Yennefer, wie man sie aus den Büchern kennt, beginnt. Und wer die Romane kennt, der weiß, dass diese ziemlich turbulent verläuft, mit vielen Höhen und Tiefen. Hier darf man gespannt darauf sein, wie das die Serie umsetzen wird.

Ciri ist übrigens auch noch da

Doch auch Ciri kommt in der Folge vor. Allerdings ist ihr Handlungsanteil an der Episode eher gering. Hauptsächlich dreht es sich darum, wie ihre Verfolger den ihr vertrauten Mausesack nachahmen, damit er in den Elfenwald geht und sie von dort fortlockt. Was dann passieren wird, wird die nächste Folge zeigen.

Es sind vor allem zwei Unterschiede im Vergleich zur Romanvorlage, die dafür sorgen, dass Aufgestaute Begehren einen schwachen Start hat. Doch ab dem Moment, wo Geralt und Yennefer aufeinandertreffen, wird die Episode gut.

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Götz Piesbergen

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