Lesezeit circa: 5 Minuten

Für eine junge Frau bietet sich die Möglichkeit, das Leben der Venus zu erforschen.

Endstation VenusTitel: Endstation Venus
Autorin: Susan Schwarz
Titelbild: Arndt Drechsler-Zakrzewski
Erschienen am 23. September 2021

Die Französin Louanne Lefebre ist Zoologin und fühlt sich von ihren männlichen Kollegen nicht ernst genommen. Da sie sich auch für außerirdische Lebensformen interessiert, scheint Galacto City für sie der richtige Ort zu sein. Zwar wurde nach den Alieninvasionsversuchen die Dritte Macht anerkannt, aber die Asiatische Föderation als direkte Nachbarin schlägt wieder schärfere Töne an.

Auf der Venus gibt es Dschungel, Saurier und eine uralte Station der Arkoniden. In Galacto City werden Fachkräfte ausgebildet, die einige Monate auf der Venus leben und arbeiten sollen. Auch die Mutantin Ishy Matsu wird mit dabei sein und Louanne hat sich Hals über Kopf in Ishy verknallt.

Emanzipiert und selbstbewusst nach Galacto City

In der dritten Galacto-City-Story beschreibt Susan Schwarz eine emanzipierte Wissenschaftlerin, die in einer Welt aufgewachsen ist, wo Frauen noch nicht als gleichberechtigt oder gleichbefähigt angesehen wurden. Deshalb möchte Louanne Lefebre nach Galacto City, wo das Geschlecht keine Rolle spielt.

Ich finde es sehr schön, dass diese gesellschaftliche Frage der 1970er Jahre jetzt doch noch Einzug ins Perryversum findet. Aber ich bin ein bisschen unzufrieden damit, dass die Stadt Galacto City als vorurteilsfrei dargestellt wird, in der Frauen sich selbst verwirklichen können und nicht gegen männliche Strukturen ankämpfen müssen. Denn die frühe Perry Rhodan-Serie hatte ein sehr konservatives Frauenbild. Bis weit ins 36. Jahrhundert spielten Frauen in der Serie nur Nebenrollen. Frauen waren immer nur dann interessant, wenn sie Perry Rhodan gegenüber überheblich auftreten konnten. Wenn sie sich dann mit Perry eingelassen oder geheiratet hatten, wurden sie schnell uninteressant. Die Story hätte hier die Gelegenheit gehabt, die Kritik am Frauenbild der 70er Jahre auch auf die Perry Rhodan-Serie zu übertragen, indem Galacto City als genauso patriarchalisch dargestellt würde, wie im Rest der Welt.

Gerade mit Blick auf die Story der Vorwoche, wo auch Frauen die handelnden Figuren waren, merkt man, dass Frauen in der frühen Perry Rhodan-Serie einfach zu kurz kamen und wenn sie doch mal vorkamen, waren sie oft schlecht geschrieben.

Ich klinge vielleicht zu streng, mir hat die Story sehr gut gefallen. Aber ich erkenne das Galacto City aus der Story nicht ganz wieder. Man muss sich ja fragen, wenn jetzt rückblickend die Möglichkeiten in Galacto City als gleichberechtigt für Frauen und Männer beschrieben wird, warum tauchen dann in der Serie immer nur Männer auf? Es ist also mehr ein Galacto City von 2021, das in eine Welt von 1973 hinein verlegt wurde.

Bei der Liebe, die Louanne für Ishy empfindet, ist es ähnlich. Frauen, die Frauen lieben, kamen in der Gesellschaft der 60er und 70er Jahre nicht vor. Sie waren der deutschen Gesellschaft so fremd, dass Frauen, die Frauen lieben, nicht einmal im Strafgesetzbuch vorkamen, ganz im Gegensatz zur schwulen Liebe. Noch bis 1969, dem Jahr, in dem der Cappin-Zyklus begann, war Sex zwischen Männern strafbar, nicht aber Sex zwischen Frauen. Nicht, weil die Gesetze Frauen gegenüber toleranter war, als gegenüber Männern, sondern weil Frauen so unwichtig waren, dass Männer ihnen nicht mal eine eigene Sexualität zugestanden.

Louanne wirkt auch an dieser Stelle etwas zu modern für die Zeit, in der die Geschichte spielt. Sie verbrennt förmlich von Sehnsucht nach Ishy, meint aber, keine Chance zu haben, weil man sich erzählt, Ishy wäre mit Tama Yokida zusammen. Für Louanne besteht das Hindernis nicht darin, dass Ishy offenbar heterosexuell zu sein scheint, sondern weil sie Gerüchten zufolge überhaupt mit jemanden zusammen ist. Das scheint mir eine Einstellung aus dem Jahre 2021 zu sein, nicht eine von 1973.

Ich will mit meiner Kritik nicht sagen, dass man nicht über gesellschaftliche Aspekte schreiben soll, die damals noch nicht vor aller Augen offensichtlich waren. Aber Susan Schwarz hätte es vielleicht etwas selbstkritischer machen können. Wäre es so schlimm gewesen, wenn Louanne festgestellt hätte, dass die Männer in Galacto City genauso selbstgerecht sind, wie in Frankreich? Das offen gezeigte Liebe zu einer Frau auch in Galacto City noch zu selten vorkam?

Endstation Venus scheint mir aber doch die bisher beste der ersten drei Storys zu sein, eben weil ich durch die Geschichte zum Nachdenken über Gesellschaftsbilder von heute und damals angeregt werde. Es ist mit Sicherheit eine Geschichte, die 1961 niemals in Perry Rhodan hätte erscheinen können, weil sie viel zu radikal gewesen wäre.

 

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Dirk Wilkens-Hagenkötter
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