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Fritz Lang hat in vielfacher Hinsicht die Filmwelt bereichert.

Wenn die Kindheit verschwiegen wird

Für einen Durchschnittsfilmfan fällt beim Namen Fritz Lang vor allem ein Werk ein: Metropolis. Jener legendäre SciFi-Film aus den 1920er-Jahren, von dem vor allem das Bild der Androidin zu einer schon fast ikonographischen Grafik wurde. Doch der gebürtige Österreicher hat im Laufe seines Lebens noch viel mehr als nur diesen einen Film gedreht. Und dabei oft die Filmwelt bereichert.

Geboren wurde er am 5. Dezember 1890 in Wien. Er wurde katholisch erzogen, obwohl sein Vater Anton Lang ursprünglich lange Zeit konfessionslos war, derweil seine Mutter Paula Lang sogar ursprünglich jüdischen Glaubens war.

Zunächst ging Fritz Lang auf die Schottenfelder Realschule, ehe er nach Schulabschluss im Wintersemester 1909/1910 an der Technischen Hochschule in Wien angeblich ein Bauingenieursstudium anfing. „Angeblich“ deshalb, weil der Filmemacher viele Details seiner Kindheit und Jugend bewusst verschwieg, wodurch viele Aspekte seiner frühen Jahre unklar sind.

Erste Schritte im Filmgeschäft

Was bekannt ist, ist, dass er 1913 nach München zog, wo er auf die Kunstgewerbsschule ging und ein Jahr später nach Paris zog, wo er unter dem Maler Maurice Denis eine Ausbildung anfing, die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. Zu Beginn dieses Krieges zog er zurück nach Wien, ehe er sich dann später, im Jahr 1915, als Kriegsfreiwilliger meldete. Im Verlaufe des Weltkrieges wurde er zweimal verwundet.

Doch für seine Filmkarriere sollte sich dies als großer Segen erweisen, da er anfing, erste Kontakte in die Filmwelt zu knöpfen. Was schließlich dazu führte, dass Fritz Lang 1916 sein erstes Drehbuch verfasste. Das war für den Krimi Die Peitsche.

1919 zog er nach Berlin, wo er die Schauspielerin Elizabeth Rosenthal heiratete. Zu jener Zeit arbeitete er auch als Assistenzregisseur für Die Herrin der Welt 2. Teil – Die Geschichte der Maud Greegards und Die Herrin der Welt 3. Teil – Der Rabbi von Kuan-Fu. Außerdem war dies das Jahr, wo er in Der Herr der Liebe einen seiner seltenen Schauspielauftritte hatte und mit Das Halbblut sein Debüt als Regisseur gab.

Der große Erfolg

Das Jahr 1920 sollte für Fritz Lang in seinem persönlichen Leben markant sein. Denn seine Ehefrau beging Selbstmord. Ursache war vermutlich, dass sie seiner Affäre mit der Schauspielerin Thea von Harbou auf die Spur gekommen war. Er selbst verschwieg seine erste Hochzeit in den Jahren, die danach kamen.

Ein Jahr darauf sollte dem Regisseur mit dem Horrorfilm Der müde Tod der große Durchbruch gelingen. Dieser Film, gemeinsam mit Dr. Mabuse, der Spieler machte ihn nicht nur national, sondern auch international bekannt. Für viele seiner damaligen Werke schrieb er übrigens ebenfalls noch das Drehbuch, entweder alleine, oder mit seiner zweiten Ehefrau Thea von Harbou.

1927 drehte er Metropolis, dessen Skript er erneut gemeinsam mit seiner Frau verfasste. Und was heute als Kultfilm gilt, war damals ein ziemlicher Flop. Das mit großem Aufwand gedrehte Meisterwerk litt unter einem davongaloppierenden Budget und es gelang ihm nicht, die Kosten an den Kinokassen wieder einzuspielen.

Die Erfindung des Countdowns

Das führte dazu, dass Fritz Lang auch als Produzent anfing, weil er sonst keine Filme hätte drehen können. Zu seinen ersten Produktionen gehörte der Stummfilm Frau im Mond, ein weiterer SciFi-Klassiker. Angeblich erfand er hierfür extra den Countdown, der heutzutage ein fester Bestandteil des tagtäglichen Lebens ist. Interessanterweise empfand der Regisseur den großen Erfolg des Tonfilms nicht als Bedrohung. Nur wollte er noch nicht den Wechsel machen.

Dass er auch als Tonfilmregisseur erfolgreich sein konnte, bewies er 1931, als er M: Eine Stadt sucht einen Mörder drehte. Er war eines seiner letzten Filme, die er in Deutschland filmte. Mit Das Testament des Dr. Mabuse verabschiedete er sich aus dem Land und emigrierte über Umweg Frankreich in die USA. Seine Ehe mit Thea von Harbou war, wegen einer Affäre, zu diesem Zeitpunkt zerrüttet und wurde geschieden.

In Amerika konnte Fritz Lang seine Karriere sofort fortsetzen. Sein erstes Werk war das Drama Blinde Wut, den er 1936 mit Spencer Tracy in der Hauptrolle abdrehte. Ebenso schrieb er auch das Drehbuch dazu. Interessanterweise gehörte er mit diesem Film zu den Mitbegründern des Film Noir-Genres, das er in den kommenden Jahren mit vielen weiteren Kinofilmen bereichern sollte. Seine Meinung über die Nazis machte er ebenso in Form bewegter Bilder deutlich, als er 1943 den Anti-Nazi-Film Auch Henker sterben drehte.

Die amerikanische Zeit

Doch so bedeutsam diese Werke sein mögen, gelang es dem Filmemacher nicht, an den Erfolg seiner früheren Jahre anzuknüpfen. Zwar drehte er immer noch Kinofilme wie Straße der Versuchung (1945), den Kriegsfilm Der Held von Mindanao (1950) oder das Drama Das Schloss im Schatten (1955), doch gleichzeitig hatte er mit vielen Einschränkungen zu kämpfen. So geriet er zeitweise in der McCarthy-Ära unter Verdacht, ein Kommunist zu sein.

Letzten Endes zog es Fritz Lang zurück nach Deutschland, wo er unter anderem mit Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960) kommerzielle, aber nicht künsterlisch erfolgreiche Produktionen drehte. Am Ende zog es ihn wieder in die USA. Sein finales filmisches Werk geschah allerdings in einem anderen Land. Er trat in Jean-Luc Goddards Die Verachtung (1963) auf, wo er die Szenen, in denen er selber auftrat, persönlich drehte.

Der Regisseur „genoss“ in den USA den Ruf eines Tyrannen am Filmsets, der, wenn eine Szene nicht so wurde, wie er es wollte, seine Wut an der Filmcrew ausließ. Dabei wurde oft übersehen, dass er einer der ersten war, die am Drehtag am Drehort auftauchten und einer der letzten, die ihn auch wieder verließen.

Gegen Ende seines Lebens war Fritz Lang nahezu vollständig erblindet. Er heiratete 1971 zum dritten Mal, dieses Mal seine langjährige Lebensgefährtin Lilly Latté. Am 2. August 1976 verstarb der Filmemacher in Beverly Hills, USA.

Fritz Lang im Web

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Götz Piesbergen
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