Tim Roth ist ein darstellerisches Chamäleon.

Eine Kindheit mit Schatten

Als Timothy Simon Roth kam der bekannte Schauspieler am 14. Mai 1961 in Dulwich, London, zur Welt. Er wurde in eine Künstlerfamilie geboren, da seine Mutter Ann Malerin und Lehrerin war, derweil sein Vater Ernie Journalist und ebenfalls Maler war. Interessanterweise lagen die Wurzeln der Familie väterlicherseits in Irland. Und sie hießen ursprünglich anders, nämlich Smith. Doch der Nachname wurde von seinem Vater 1940 auf das jiddische Wort Roth geändert, als Zeichen der Solidarität zu den verfolgten Juden und als Symbol gegen die Nazis.

Tim Roth und sein Vater teilen ein schreckliches Geheimnis. Denn beide wurden von Tims Großvater sexuell in ihrer jeweiligen Kindheit missbraucht. Das kam 1999 heraus, als der Schauspieler das erste Mal beim Film War Zone Regie führte. Und 2016 nannte der Darsteller in einem Interview dann das erste Mal seinen Opa als den Schuldigen.

Interessanterweise hat Tim Roth keine Schauspielausbildung durchlaufen. Er ging in einer Jugend zunächst auf die Lambeth-School, wechselte die Schule allerdings, weil er an dieser von Mitschülern gemobbt wurde. Er ging dann auf die Strand School in Tulsa. Und ursprünglich wollte er Bildhauer werden, weshalb er am Londoner Camberwell College of Arts studierte.

Eher zufällig Schauspieler geworden

Doch dann kam er zufälligerweise zur Schauspielerei. Denn als er auf der Suche nach einer Fahrradpumpe in ein Theater kam, wo das Casting für den Fernsehfilm Made in Britain stattfand, erhielt er gleich die Hauptrolle. Er stellte dort einen jugendlichen Skinhead dar. Zwei Jahre darauf hatte er eine kleine Rolle in dem Kinofilm Die Profi-Killer und wirkte 1986 in der britischen Miniserie King of the Ghetto als Hauptdarsteller mit. Diese Serie behandelte die Rassenunruhen im Londoner East End in den 1980er Jahren. 1988 hatte er eine Nebenrolle in Zwei Welten, wo die Hauptfiguren interessanterweise denselben Nachnamen hatten wie er. 1989 hatte er zwei Auftritte in der britischen Fernsehserie Theatre Night, ehe er an der Seite von Helen Mirren in Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber auftrat.

1990 stellte Tim Roth zum ersten und nicht zum letzten Mal einen Künstler dar. In Vincent & Theo war er Vincent van Gogh. Das Besondere an dem Film war, dass er in Wahrheit auf einer gleichnamigen Miniserie basierte. Seinen endgültigen Durchbruch konnte der Schauspieler in Quentin Tarrantinos Reservoir Dog: Wilde Hunde (1992) feiern. In diesem Film stellte er Mr. Orange dar, der im Laufe der Handlung wegen einer Schusswunde am Verbluten war. Ursprünglich war er für eine andere Rolle vorgesehen, doch nach dem Durchlesen des Drehbuchs entschied sich der Schauspieler für den eben genannten Charakter.

Etwas komplett anderes war dann der spanische Film El marido perfecto, der 1993 herauskam und wo der Darsteller die Hauptrolle innehatte. Das war auch das Jahr, wo er in der Kultminiserie Murder in the Heartland an der Seite von Randy Quaid auftrat. Ein Jahr darauf arbeitete er erneut mit Quentin Tarrantino zusammen. Das war in Pulp Fiction, wo er die Rolle des Pumpkin hatte. Übrigens wirkten auch John Travolta und Samuel L. Jackson mit. 1995 stellte er in Rob Roy als Cunningham den Gegenspieler zu Liam Neesons Titelhelden dar. Seine musikalischen Talente konnte er in dem Woody Allen Musical Alle sagen: I love you (1996) unter Beweis stellen.

Tim Roth

Ein krasser Kontrast

Ein Jahr später wirkte er in Tupac Shakurs letztem Film Gridlock’d – Voll drauf als Co-Hauptdarsteller mit. Der komplette Kontrast war 1998 der Film Die Legende des Ozeanpianisten, der mehr in die Arthouse-Kategorie fiel. Dort spielte er den titelgebenden Pianisten Novocento, der auf einem Ozeandampfer geboren wurde und auf diesem sein gesamtes Leben verbrachte. Übrigens hatte Samuel L. Jackson in diesem Film ebenfalls einen Auftritt. 1999 führte Tim Roth schließlich das erste und letzte Mal Regie, als er War Zone drehte. In der Handlung beschäftigte er sich unter anderem mit sexuellem Missbrauch von Kindern.

Im neuen Jahrtausend war eine der ersten Rollen von Tim Roth in Tim Burtons Planet der Affen, wo er den Schimpansengeneral Thade darstellte. 2003 stellte er in To Kill a King Oliver Cromwell dar. Ein Jahr darauf wirkte er an der Seite von Nick Nolte in dem amerikanisch-norwegischen Film The Beautiful Country mit. Der Kinofilm beschäftigte sich mit den Auswirkungen des Vietnamkriegs, vor allem mit den Kindern, die die amerikanischen G.I.s mit vietnamesischen Frauen hatte.

2005 konnte er mit Andy McDowell mitarbeiten. Das war in der britisch-französisch-kanadischen Co-Produktion The last Sign. In demselben Jahr konnte er mit einer anderen großartigen Schauspielerin zusammenarbeiten. Das war in Dark Water – Dunkle Wasser mit Jennifer Connelly. 2008 spielte er dann das erste Mal in einer Comicverfilmung mit. In Der unglaubliche Hulk war er Emil Blonsky, der später zur Abonimation wurde, dem Gegenspieler zu Edward Nortons Hulk. Tim Roth hatte die Rolle vor allem wegen seinen damals noch jungen Söhnen angenommen. Und da seitdem keine Fortsetzung gedreht wurde, sieht es nicht danach aus, als ob er die Figur nochmal darstellen würde. Oder?

Auf ins Fernsehen!

In den 2010er Jahren veränderte sich für den Schauspieler etwas. War er zuvor vorwiegend ein Filmschauspieler gewesen, begann er ab 2009 überwiegend als Fernsehdarsteller zu arbeiten. Den Beginn machte Lie to me, die bis 2011 lief und wo er in der ersten Season einer der Produzenten war. Natürlich wirkte er nebenbei auch weiterhin bei Filmen mit, wie beispielsweise 2012 in Last Hitman – 24 Stunden in der Hölle. 2014 war er in der Miniserie Klondike einer der Darsteller, in der Rolle des Grafen. Ein Jahr darauf konnte er wieder mit Quentin Tarantino zusammenarbeiten, als er in dessen Western The Hateful 8 Oswaldo Mobry darstellte.

2016 war dann Tim Roth in der Miniserie Rillington Place zu sehen. Er stellte dort als Hauptdarsteller den Serienmörder John Christie dar. Ein Jahr darauf war er Teil von David Lynchs Twin Peaks-Fortsetzung. Und 2019 hatte er eine kleine Rolle in Once upon a Time in … Hollywood. Doch sein Auftritt fiel am Ende der Schere zum Opfer. Zuletzt konnte man ihn in der Amazon-Prime-Serie Tin Star in der Hauptrolle des Jack Worth sehen.

Und bezüglich seiner Darstellung als Emil Blonsky beziehungsweise Abonomination? Er wird die Rolle nächstes Jahr wieder aufnehmen, in der Fernsehserie She-Hulk, die momentan gedreht wird.

Tim Roth ist seit 1993 mit Nikki Butler verheiratet. Das Paar hat drei Söhne erhalten. Der Schauspieler ist ein Unterstützer der britischen Green Party. Und ab und an kellnert er auch noch, obwohl er als Darsteller so erfolgreich ist.

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Götz Piesbergen

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