Der Doktor fängt an, sein Gedächtnis zu verlieren, da sein Speicher degeneriert. Torres startet das für ihn entwickelte Diagnoseprogramm, das – wie der Doktor – dem Entwickler der beiden, Dr. Zimmerman, nachempfunden ist. Es empfiehlt, den Doktor neu zu initialisieren, wodurch dieser allerdings alle in den vergangenen zwei Jahren gespeicherten Informationen verlieren würde.
Der Schwarm – Wenn Technik versagt und der Doktor stirbt… irgendwie
Ein wildes Alien-Kollektiv, ein kaputter Doktor und eine Prise Existenzialismus
In Der Schwarm (Originaltitel: The Swarm) zeigt Voyager einmal mehr, dass große Bedrohungen nicht immer durch gigantische Raumschiffe mit Tentakeln dargestellt werden müssen – manchmal reicht schon ein Schwarm kleiner, stiller Jäger, die aus dem Nichts angreifen und dabei jede Kommunikation verhindern. Parallel dazu liefert uns die Folge eines der stärksten Doctor-Plots der Serie, komplett mit philosophischem Subtext. Zwei Storylines – eine Botschaft: Wer sich selbst vergisst, kann nicht überleben.
Der Doktor – Selbstverlust mit medizinischer Präzision
Fangen wir mit dem Herzstück an: Der Doktor (Robert Picardo) hat ein Problem. Sein Programm – seit Jahren in Betrieb – beginnt zu degenerieren. Speicherüberlauf, Datenfragmentierung, Kurzschlüsse in der Matrix. Das Ganze wird fast poetisch: Der Doktor vergisst, wer er ist. Kleine Aussetzer, dann längere Pausen – bis er nicht mal mehr erkennt, was ein Stethoskop ist.
Die Folge nutzt diesen „Software-Kollaps“, um zentrale Fragen zu stellen: Was macht eine Person aus? Erinnerung? Selbstwahrnehmung? Zweck? Das Hologramm ist plötzlich kein allwissender Helfer mehr, sondern ein Patient mit einer Form von digitaler Demenz.
Dabei glänzt Picardo in beiden Modi – als Doktor und als verlorene Version seiner selbst. Sein Monolog mit dem Holo-Schöpfer Lewis Zimmerman (ebenfalls Picardo!) in einer Simulation ist ein Gänsehautmoment.
Funfact: Das war das erste Mal, dass wir ein echtes Abbild von Dr. Zimmerman sehen – später in Deep Space Nine und Voyager wird er noch öfter eine Rolle spielen.
Der Schwarm – Angriff der Namenlosen
Parallel dazu: Der titelgebende Schwarm. Eine mysteriöse Spezies, die alles angreift, was ihren Raum durchquert, ohne Erklärung, ohne Vorwarnung. Ihre Schiffe sind klein, schnell, unnachgiebig – und agieren wie ein Kollektiv (eine gewisse Borg-Vibration lässt grüßen).
Tuvok (Tim Russ) und Paris (Robert Duncan McNeill) sind die ersten, die einen dieser Angriffe überleben – aber Janeway (Kate Mulgrew) muss bald entscheiden, ob sie durch das Territorium fliegt und damit das Risiko eingeht, alle zu gefährden – oder monatelang Umwege in Kauf nimmt.
Die Kämpfe sind visuell spannend umgesetzt (für damalige Verhältnisse) und die Ungewissheit, wer oder was dieser Schwarm ist, macht die Bedrohung umso beunruhigender. Man erfährt fast nichts – was ungewöhnlich für Trek ist, aber gut funktioniert. Denn: Manchmal ist das Unbekannte gefährlicher als das Verstandene.
Die stille Verzweiflung der Crew
Besonders B’Elanna Torres (Roxann Dawson) hat in dieser Folge eine starke Rolle, als sie versucht, das Programm des Doktors zu retten. Man spürt die Frustration, den Druck – nicht nur, weil er wichtig fürs Schiff ist, sondern weil er ein Freund geworden ist. Dass sie am Ende einen Teil seines Gedächtnisses löschen muss, um ihn zu retten, ist tragisch. Man gewinnt ihn – verliert aber auch einen Teil von ihm.
Kleine Randnotiz: Das Problem mit den Datenfragmenten ist eine schöne Metapher für den Verlust von Erinnerungen im Alter oder durch Krankheiten wie Alzheimer – ein Thema, das Voyager hier auf ruhige, respektvolle Weise einbindet.
Was uns die Folge heute sagt: Identität ist mehr als Funktion
Die Episode stellt die Frage, wie viel ein Mensch (oder ein Hologramm) verlieren kann, bevor er nicht mehr er selbst ist. Eine Frage, die in unserer heutigen Zeit mit KI, Gedächtnisstörungen, und „digitalem Ich“ aktueller denn je ist. Und auch die Schwarm-Bedrohung erinnert an heutige geopolitische Fragen: Wie reagiert man auf einen Gegner, den man nicht versteht – und der nicht reden will?
Fazit
Der Schwarm liefert eine ruhige, tiefgründige Story über Identität, Gedächtnis und das Wesen von Bewusstsein – eingebettet in eine klassische Voyager-Spannungserzählung. Die Mischung aus philosophischem Nachdenken und Bedrohung von außen funktioniert erstaunlich gut. Auch wenn der Titel eher nach Insektenschwarm klingt, ist es der mentale Zusammenbruch des Doktors, der den bleibenden Eindruck hinterlässt.
Infos zur Folge
Folgentitel: Der Schwarm (Originaltitel: The Swarm)
Drehbuch: Mike Sussman & Michael Piller
Regie: Alexander Singer
Showrunner: Jeri Taylor
Folgenbezeichnung: Staffel 3, Episode 4
Deutsche Erstausstrahlung: 15. Mai 1998 (Sat.1)
US-Erstausstrahlung: 25. September 1996 (UPN)
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Starke Doppelerzählung: Emotional + Action
- Großartige Leistung von Robert Picardo
- Bedrohung mal anders – unheimlich durch Schweigen
Negativ
- Der Schwarm bleibt zu vage – kein echter Payoff
- Ende etwas überhastet (technobabbeliger Sieg)
- Man vermisst echte Konsequenzen für die Crew
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