Genial oder Trash? Tom Paris fliegt zu schnell und Janeway zahlt den Preis.
Lt. Paris geht als erster Mensch in die Geschichte ein, der mit Warp 10 geflogen ist. Doch kurz nach seiner Transwarp-Reise beginnen in seinem Körper biochemische Veränderungen: Seine Zellmembranen degradieren und Paris stirbt. Stunden nach seinem Tod atmet er wieder und sein Körper durchläuft Mutationen, bis er schließlich in eine bizarre Kreuzung aus Mensch und Amphibium transformiert ist …
Die Schwelle – Warp 10 ist wie Pubertät auf Steroiden
Die Schwelle ist wohl eine der berüchtigtsten Folgen von Voyager – geliebt, gehasst, diskutiert. Wenn du dachtest, Star Trek kann mit nichts mehr überraschen, dann kommt Tom Paris (Robert Duncan McNeill) plötzlich mit Warpantrieb auf Überlicht-∞ um die Ecke – und mutiert in drei Tagen vom charmanten Fliegerass zum schleimigen Salamanderpapa. Ja, richtig gelesen.
Das Ganze ist so bizarr, dass es fast schon großartig ist. Eine Folge, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet – aber dabei trotzdem (oder gerade deshalb?) so verdammt unterhaltsam ist.
Paris durchbricht die Physik – und sich selbst
Tom Paris ist unzufrieden, frustriert, und will sich beweisen – klassisches Charaktersetup. Sein Ziel? Warp 10, die ultimative Geschwindigkeit, bei der man gleichzeitig überall im Universum ist. Q lacht im Hintergrund leise. Und was macht Paris? Er schafft es. Mit einem modifizierten Shuttle, etwas Technobabble, einem Spritzer Dilithium und einem Safety-Grenzwert jenseits von Gut und Böse.
Kurz nach seinem Erfolg fängt Paris an zu kollabieren – im körperlichen wie im mentalen Sinne. Halluzinationen, genetische Instabilität, Hautprobleme deluxe. Er stirbt – fast. Und dann wird er wiederbelebt … und mutiert.
Funfact: Warp 10 wurde schon in TNG und DS9 als „theoretisch unmöglich“ bezeichnet – diese Folge beugt also ganz bewusst die Trek-Physik. Autoren wie Brannon Braga gaben später zu, dass ihnen die Story „aus der Hand geglitten“ ist – und sie Paris’ Metamorphose ursprünglich als Metapher für pubertäre Entwicklung planten.
Lurch mit Lizenz – und Janeway als Salamander-Mama
Als Paris endgültig mutiert, entführt er Janeway (Kate Mulgrew), rast erneut mit Warp 10 durch Raum und Zeit – und als die Voyager-Crew beide findet, haben sie sich … tja … weiterentwickelt. Eindeutig. Die beiden liegen als amphibische Kreaturen am Ufer eines exotischen Planeten – und haben offenbar Nachwuchs produziert. Drei glitschige Salamanderbabys als Ergebnis eines evolutionären Kurzschlusses? Willkommen im WTF-Quadranten!
Das ist entweder Sci-Fi-Kunst oder Trash-Gold. Vermutlich beides. Aber Kate Mulgrew spielt das Ganze mit so viel Würde, dass es fast schon wieder funktioniert. Und Paris’ späte Reue („Ich war nicht ich – und doch irgendwie doch …“) ist der Versuch, das Ganze irgendwie zu retten.
Easter Egg: Das Warp-10-Shuttle heißt Cochrane, nach dem Erfinder des Warpantriebs. Und wer genau hinsieht, erkennt im medizinischen Verlauf kleine Anspielungen auf frühere TNG-Experimente mit genetischer Veränderung – vor allem Dr. Pulaskis de-aging aus Die jungen Greise.
Mutieren für Fortgeschrittene
Natürlich heilt der Doc (Robert Picardo) beide am Ende mit einem Anti-Mutagen – weil man sowas eben griffbereit hat. Und niemand spricht mehr über die Salamanderbabys. Einfach … vergessen. Wie ein peinlicher Ex. Oder die schlechten Teile aus Star Trek V: Am Rande des Universums.
Aber trotz (oder wegen) all der Absurditäten ist die Folge ein Erlebnis. Paris bekommt Tiefe, das Tempo stimmt, und es gibt echtes Drama – auch wenn es manchmal schwerfällt, den Lurch im Schrank zu ignorieren.
Was uns Die Schwelle sagt: Der Preis des Fortschritts
Im Kern erzählt die Folge eine alte Geschichte: Der Mensch will mehr – schneller, weiter, besser. Doch was passiert, wenn wir zu schnell zu weit gehen? Paris’ Mutation steht symbolisch für die Angst vor dem Kontrollverlust durch Technik, Fortschritt ohne Ethik – und die Frage: Wann ist genug? Im Zeitalter von KI, Genmanipulation und Super-Boostern eine durchaus aktuelle Debatte.
Infos zur Folge
Folgentitel: Die Schwelle (Threshold)
Drehbuch: Brannon Braga
Showrunner: Jeri Taylor
Regie: Alexander Singer
Folgenbezeichnung: Staffel 2, Episode 15 (deutsche Zählung), Episode 15 (US-Zählung)
Deutsche Erstausstrahlung: 14. Januar 1997 (Sat.1)
US-Erstausstrahlung: 29. Januar 1996 (UPN)
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Mutige, kreative Prämisse mit emotionalem Kern
- Starke Performance von Robert Duncan McNeill
- Tempo, Spannung und ein unvergessliches Ende
Negativ
- Logik, Biologie und Physik sagen leise Servus
- Das mutierte Finale ist hart an der Trash-Grenze
- Der Salamandersex bleibt einfach unkommentiert stehen
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